VORWORT
Es ist eine erfreuliche Tatsache, daß trotz aller Behauptungen, es käme nichts Ordent-
liches mehr auf den Kunstmarkt, immer wieder Sammler die Bestimmung treffen, daß
die Dinge, die ihnen während ihres Lebens Freude gemacht, nach ihrem Tode neuen
Besitzern zufließen sollen. Großes Vorbild dieses Sammlertyps ist kein geringerer als
Edmond de Goncourt, der entgegen dem in Frankreich gern geübten Brauch, die Samm-
lung geschlossen zu hinterlassen, vielmehr bestimmte, daß jedes Stück, das er und sein
Bruder Jules mit Liebe zusammengetragen hatten, versteigert werden müßte, damit es
wieder in andere Sammlungen aufginge und auf diese Weise lebendig bliebe.
Das Angebot der 447. Lempertz'schen Kunst=Auktion bringt keine jener Riesen=Kollek-
tionen auf den Markt, die uns heute — man denke nur an Namen wie von Beckerath,
Lanna, Parpart, Figdor oder Darmstädter — wie Giganten einer sagenhaften Zeit vor-
kommen, sondern sie bringt einige kleinere gewählte und im Thema begrenzte Samm-
lungen, bei denen Qualität die Quantität übertrifft und die trotzdem als geschlossenes
Ganzes jeweils einen imponierenden Eindruck vermitteln.
Die 1818 Nummern des Kataloges enthalten vier Kollektionen: Nachlaß L. Schmoldt, die
Sammlungen Neuburg und Dr. Gastell und eine Sammlung von Emailgläsern, die durch
andere Beiträge ergänzt und aufgefüllt wurden. Der Bedeutung dieser vier Sammlungen
entspricht, daß sie schon lange bekannt sind und von Fachleuten, wie Schnorr von Carols-
feld und Robert Schmidt beraten und zum Teil katalogisiert wurden. Den Katalogangaben
wird man deshalb bei einer großen Anzahl von Gegenständen fast die Bedeutung von
Expertisen zumessen können.
Das Gewicht der Auktion liegt auf den Porzellanen und den Gläsern, obwohl unter
den übrigen kunstgewerblichen Dingen auch manches Stück von Interesse ist. Wir er-
wähnen unter den Fayencen ein Bayreuther Kaffeegeschirr in Braun mit Silbermalerei und
Innenversilberung der Koppchen, eine Teedose Bayreuth, bemalt mit spielenden Chinesen
von Löwenfink, ein paar Glienitzer Papageien=Kannen und eine große Netzvase aus
Hannoversch=Münden. Interessant in seiner Rokoko=Form und Malerei ist ein umfang-
reiches Kaffeegeschirr der Steingut=Manufaktur von Math. Jos. Weingartner in Flörsheim
1781-93.
Unter den Möbeln, die manches gute Gebrauchs und Zierstück aufweisen, sind sechs
Sessel und ein Kaminschirm mit farbenprächtigen Gros= und Petit=point=Bezügen zu
nennen. Ferner seien zwei große Enghien=Verdüren und ein kleinasiatischer Vogelteppich,
spätes 16. Jahrhundert, ehern. Schloß Rohoncz, erwähnt.
Unter den Porzellanen fällt besonders die Qualität der Geschirre und Figuren auf. Das
bemerkenswerteste Stück aus Meißen dürfte die Krinolinengruppe „Der Herz=Dosenkauf"
sein, außerdem ein gut bemalter Hans=Wurst, ein auf einem Boot (als Salzfaß) sitzender
Holländer, Tiere, Reiter und Konfektschalen haltende Exoten. Unter den Meißner Ge-
schirren ist manches interessante Stück, u. a. ein reizendes poliertes Boettger=Kännchen
mit mattem Relief und Maskaron=Ausguß, dessen Knauf allerdings besser ergänzt wer-
den müßte. Eine Serie von Teedosen zeigt die verschiedensten Dekore: radierte Gold-
Chinesen, Vergoldung mit farbigen Watteauszenen in den Reserven, Hoeroldt=Chinesen,
Parkszenen und Hafenszenen in der Art von Heintze. Eine frühe Schokoladentasse mit
Akanthus=Relief und Chinoiserien trägt die geschliffene Johanneums=Marke und die
Jahreszahl 1730, die sich auf das Datum der Inventarisierung und nicht auf das der
Es ist eine erfreuliche Tatsache, daß trotz aller Behauptungen, es käme nichts Ordent-
liches mehr auf den Kunstmarkt, immer wieder Sammler die Bestimmung treffen, daß
die Dinge, die ihnen während ihres Lebens Freude gemacht, nach ihrem Tode neuen
Besitzern zufließen sollen. Großes Vorbild dieses Sammlertyps ist kein geringerer als
Edmond de Goncourt, der entgegen dem in Frankreich gern geübten Brauch, die Samm-
lung geschlossen zu hinterlassen, vielmehr bestimmte, daß jedes Stück, das er und sein
Bruder Jules mit Liebe zusammengetragen hatten, versteigert werden müßte, damit es
wieder in andere Sammlungen aufginge und auf diese Weise lebendig bliebe.
Das Angebot der 447. Lempertz'schen Kunst=Auktion bringt keine jener Riesen=Kollek-
tionen auf den Markt, die uns heute — man denke nur an Namen wie von Beckerath,
Lanna, Parpart, Figdor oder Darmstädter — wie Giganten einer sagenhaften Zeit vor-
kommen, sondern sie bringt einige kleinere gewählte und im Thema begrenzte Samm-
lungen, bei denen Qualität die Quantität übertrifft und die trotzdem als geschlossenes
Ganzes jeweils einen imponierenden Eindruck vermitteln.
Die 1818 Nummern des Kataloges enthalten vier Kollektionen: Nachlaß L. Schmoldt, die
Sammlungen Neuburg und Dr. Gastell und eine Sammlung von Emailgläsern, die durch
andere Beiträge ergänzt und aufgefüllt wurden. Der Bedeutung dieser vier Sammlungen
entspricht, daß sie schon lange bekannt sind und von Fachleuten, wie Schnorr von Carols-
feld und Robert Schmidt beraten und zum Teil katalogisiert wurden. Den Katalogangaben
wird man deshalb bei einer großen Anzahl von Gegenständen fast die Bedeutung von
Expertisen zumessen können.
Das Gewicht der Auktion liegt auf den Porzellanen und den Gläsern, obwohl unter
den übrigen kunstgewerblichen Dingen auch manches Stück von Interesse ist. Wir er-
wähnen unter den Fayencen ein Bayreuther Kaffeegeschirr in Braun mit Silbermalerei und
Innenversilberung der Koppchen, eine Teedose Bayreuth, bemalt mit spielenden Chinesen
von Löwenfink, ein paar Glienitzer Papageien=Kannen und eine große Netzvase aus
Hannoversch=Münden. Interessant in seiner Rokoko=Form und Malerei ist ein umfang-
reiches Kaffeegeschirr der Steingut=Manufaktur von Math. Jos. Weingartner in Flörsheim
1781-93.
Unter den Möbeln, die manches gute Gebrauchs und Zierstück aufweisen, sind sechs
Sessel und ein Kaminschirm mit farbenprächtigen Gros= und Petit=point=Bezügen zu
nennen. Ferner seien zwei große Enghien=Verdüren und ein kleinasiatischer Vogelteppich,
spätes 16. Jahrhundert, ehern. Schloß Rohoncz, erwähnt.
Unter den Porzellanen fällt besonders die Qualität der Geschirre und Figuren auf. Das
bemerkenswerteste Stück aus Meißen dürfte die Krinolinengruppe „Der Herz=Dosenkauf"
sein, außerdem ein gut bemalter Hans=Wurst, ein auf einem Boot (als Salzfaß) sitzender
Holländer, Tiere, Reiter und Konfektschalen haltende Exoten. Unter den Meißner Ge-
schirren ist manches interessante Stück, u. a. ein reizendes poliertes Boettger=Kännchen
mit mattem Relief und Maskaron=Ausguß, dessen Knauf allerdings besser ergänzt wer-
den müßte. Eine Serie von Teedosen zeigt die verschiedensten Dekore: radierte Gold-
Chinesen, Vergoldung mit farbigen Watteauszenen in den Reserven, Hoeroldt=Chinesen,
Parkszenen und Hafenszenen in der Art von Heintze. Eine frühe Schokoladentasse mit
Akanthus=Relief und Chinoiserien trägt die geschliffene Johanneums=Marke und die
Jahreszahl 1730, die sich auf das Datum der Inventarisierung und nicht auf das der