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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Sammlung Hermann Emden Hamburg (Nr. 1524 Band 1): Versteigerung: 3. November bis 7. November 1908 — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.16195#0013
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s ist das Schicksal vieler bedeutender Kunstsammlungen, daß sie erst vor

J_-rfihrer Auflösung dem großen Publikum bekannt werden. Und es ist dann
immer Bewunderung und gerechtes Staunen, wenn die Früchte jahrelanger
Sammeltätigkeit vor der Öffentlichkeit stehen, — bieten sie doch regelmäßig
eine ergiebige Fülle mannigfaltigster Anregung: in erster Linie dem Kunst-
historiker, dem Sammler, dem Kunsthändler, weiterhin dem kunstsinnigen
Publikum, welches mit Spannung die Ergebnisse einer großen Versteigerung
verfolgt. Eine das Sammeln im allgemeinen betreffende Tatsache verdient da-
bei hervorgehoben zu werden: der Geschmack an den Sammelgebieten, an den
einzelnen Perioden und Objekten ist lebhaften Schwankungen unterworfen.
Dem aufmerksamen Beobachter wird es aber nicht entgangen sein, daß in den
letzten Jahrzehnten die Keramik es ist, der sich die Liebe der Sammler in
besonderem Maaße zugewendet hat und alle anderen Gebiete der bildenden und
angewandten Kunst an Zahl bei weitem übertrifft. Kein anderes Material aber
auch kann sich rühmen, ein solch wichtiger kulturgeschichtlicher Faktor zu
sein, wie die Keramik. Justus Brinckmann sagt in seinem „Führer durch das
Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe": „Der ganze Entwicklungs-
gang des Menschengeschlechtes läßt sich an den Tonarbeiten verfolgen wie an
keinem anderen Erzeugnisse des Kunstgewerbes; denn, nicht der Zerstörung
durch Luft und Wasser ausgesetzt wie die Arbeiten aus Holz oder anderen
pflanzlichen oder tierischen Stoffen, und ohne stofflichen Wert, welcher den
Menschen reizen könnte, die Form zu zerstören, um ihren Stoff neu zu ge-
stalten, sind die Tonarbeiten die unvergänglichsten Denkmäler des mensch-
lichen Kunstfleißes aller Zeiten." Kein anderes kunstgewerbliches Gebiet weist
aber auch eine an künstlerischen Erfolgen so reiche und wechselvolle Ge-
schichte auf: durch drei Jahrhunderte hindurch erlebten die Tonarbeiten — ganz
abgesehen vom Orient — eine künstlerische Blütezeit, wie kein anderes Gebiet
angewandter Kunst: Majolika im 16. Jahrh. — Fayence im 17. Jahrh. —
Porzellan im 18. Jahrhundert! Und in jeder Epoche fanden sie ein ver-

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