Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Galerie Ritter Gaston von Mallmann, Berlin (Nr. 1808): Gemälde alter Meister aller Schulen: Versteigerung: 12. Juni 1918 — Berlin, 1918

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16572#0009
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VORWORT

J\ 1s der vor )ahresfrist verstorbene Gaston von Mallmann, der 1860 als Sohn des
deutschen Generalkonsuls in Wien geboren wurde, den Grundstock zu seiner
Galerie legte, hatte er nicht die Absicht, Kunsthändler zu werden. Die „Galerie
von Mallmann" war ursprünglich eine Privatsammlung, die sich ihr Besitzer auf
einem böhmischen Gute Blaschkow angelegt hatte. Die Anregung zum Sammeln
von Gemälden und Zeichnungen alter Meister erhielt er auf großen Reisen durch
häufige Besuche der wichtigsten europäischen Museen. Gaston von Mallmann bewies
beim Sammeln nicht nur Geschmack und Kennerschaft: die Werke, die er besaß,
regten ihn auch zu ernsthaften kunsthistorischen Studien an. Ein Resultat dieser
Bemühungen war ein sorgfältiger handschriftlicher Katalog seiner Gemälde. Wenn
von seinen Zuschreibungen auch nicht alle einer strengeren Kritik standhielten, so
konnten doch viele wichtige Anmerkungen und die meisten seiner Angaben über
die Herkunft der Bilder in das vorliegende Verzeichnis übernommen werden. Als
Mallmann im jähre 1907 nach Berlin übersiedelte, um aus seiner Privatgalerie eine
Kunsthandlung zu gründen, besaß er 217 Bilder, von denen noch der allergrößte
Teil hier vereinigt ist. Die Liebe dieses Sammlers und seine Studien beschränkten
sich nicht auf eine bestimmte Epoche oder Kunstschule; er hat mit Glück und
Verständnis ausgezeichnete italienische, deutsche, niederländische, spanische, englische
und französische Gemälde aus fünf jahrhunderten zusammengebracht.

Unter den italienischen Gemälden findet man neben vielen guten Durch-
schnittsbildern einige Werke von hohem Rang. Das Bild einer ernst blickenden
anmutvollen Frau von Francesco Francia, für das von Georg Gronau als Autor
Francias Schüler Innocenzo da lmola vorgeschlagen wurde, die „Heilige Familie"
Pinturrichios und die beiden Senatorenköpfe Tintorettos sind da zunächst zu
nennen. Tintoretto steht auch die Madonnenkomposition mit dem heiligen
Nikolaus sehr nahe. Ein Hauptstück unter den italienischen Werken ist ferner die
für den Meister sehr charakteristische, strenge und spröde Madonna des Giovanni
Bellini, die aus römischem Privatbesitz stammt. Eine in tiefen, glutvollen Farben
gehaltene Madonna mit dem heiligen Markus von Polidoro, die von Waagen als ein
Werk Tizians gefeiert wurde, verdient ebenso eine besondere Erwähnung, wie die
von Berenson in seinem Oeuvre-Katalog Giampetrinis aufgenommene Madonna.
Erwähnt man noch die aus der Sammlung von Beckerath stammende „Maria, die
das Kind anbetet" von Bartolommeo Vivarini, die „Santa Conversazione" von
Bonifazio Veronese aus der berühmten Sammlung Demidoff und eine Madonna
des Andrea Previtali, so sind damit noch nicht alle bemerkenswerten italienischen
Bilder der Sammlung von Mallmann aufgezählt.

Auch bei der Erwähnung der niederländischen Werke, die der Zahl nach
überwiegen, muß man sich mit einigen Stichproben begnügen. Unter den
primitiven Meistern lernt man die Antwerpener Manieristen aus dem Kreise
des Herri met de Bles ah verschiedenen, für ihre Art bezeichnenden Beispielen
gut kennen. Die bedeutendsten frühniederländischen Gemälde der Sammlung
von Mallmann, zwei Altarflüget mit charaktervollen Stifterbildnissen vor einem
reichen landschaftlichen Hintergrund, die früher dem Joos van Cleve zu-
geschrieben wurden, stammen ebenfalls von einem unbekannten Antwerpener
 
Annotationen