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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Katalog / Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Gemälde neuerer Meister: Nachlass Professor Ernst Koerner ; Beiträge aus einer Wiener Sammlung und anderer Privatbesitz ; Versteigerung 6. Dezember 1927 — Berlin, Nr. 1990.1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.16186#0005
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ERNST KOERNER

Geboren am 3. November 1846 in Stibbe <Westpreußen>
gestorben am 30. Juli 1927 in Berlin

as Vergangenheitsbild der Berliner Kunst wird beute mit großer
Mühe und Sorgfalt aufgebaut. Mandl vergessener Name er-
scheint, ganze Reihen verschollener Werke tauchen wieder auf.
Es muß wohl ein wenig in der Berliner Atmosphäre liegen,
daß die Leistungen von gestern und vorgestern über dem Neuen des Tages
leicht vergessen werden, und auf diese Weise erhält man in Berlin mehr
als anderswo den Eindruck einer gewissen Traditionslosigkeit, die indessen
zu keiner Zeit wahr gewesen ist.

Als Ernst Koerner um das Jahr 1866 in Berlin sich der Malerei ver^
schrieb, waren seine Lehrer Herrmann Eschke, Karl Steffeck und Gottlieb
Biermann. Die Berliner Malerschule hatte bereits längst eine ausgeprägte
Physiognomie, und die Landschaftsmalerei stellte ihrerseits einen festen
Typus vor, der sich mit Ehren neben der Münchner und Düsseldorfer
Schule behauptete, und deren meistbekannter Künstler Eduard Hildebrandt
war. Dieser hatte vor kurzem seine große Weltumseglung vollendet und
die überreiche Ausbeute seiner Fahrten bildete nicht mit Unrecht eine ge^
wisse vSensation. War audi Koerners erster und wichtigster Lehrer im
Grunde Sterreck gewesen, so machte doch Hildebrandts Werk auf ihn einen
bedeutenden Eindruck,- außerdem lag die Tendenz zu breiter und flüssiger
Malerei wie zur stärkeren Koloristik allgemein in der Luft. Während je-
dodi die meisten Berliner einen längeren Aufenthalt in Paris nahmen, be^
gnügte Koerner sich mit gelegentlichen Besuchen dort und entfaltete seine
Haupttätigkeit, Hildebrandts Beispiel folgend, ebenfalls auf Reisen. Er
malte zuerst die deutsche Landschaft, Küste wie Gebirge, und ging von
1869 ab auf lange Zeit nach Italien. Der Süden tat es ihm an,- es zog
ihn immer weiter in die Küstenländer des Mittelmeers, als deren Maler
er seinen Ruhm erwarb, in den Orient, Ägypten, Palästina, Spanien. Er
wiederholte diese Reisen bis in sein Alter. Erst im Süden fand er die
starke Farbe, die er brauchte. Das für unsere Augen und in unserm
Klima beinahe unwahrscheinlich Ersdieinende darzustellen, hat ihn immer
 
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