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westlichen Einflüssen abhängig ist, zwei kleine Klapp-Schreibtische
(Taf. 68) zeigen ebenfalls einen westlichen Typ. Eine Sitzgarni-
tur (Taf. 64) endlich, mit rautenförmigen Bronzeeinlagen, zeigt die
Strenge der Empireformen des beginnenden Jahrhunderts, wie sie uns
aus den Schloßeinrichtungen der napoleonischen Kaiserzeit entgegen-
klingen. Etwas später dürfte ein Tisch (Taf. 72) entstanden sein, dessen
Platte in reizvoller Weise mit Eglomisemalerei dekoriert ist.

In reicher Fülle sind die zur Dekoration der Kamine und Kommoden
notwendigen Bronzegegenstände vorhanden. Von den Bronzeputti, die
Blütenzweige mit Lichttüllen halten, über die klassizistisch dekorier-
ten Dreifüße der 90er Jahre und den Tischleuchtern mit Gehängen aus
Kristallen bis zu den klassischen Korenflguren der Empirezeit, die
Lichter und Fackeln auf den Köpfen tragen, sind die verschiedensten
Formen vertreten. Auch reiche Wandappliquen und Kronleuchter ge-
hören hierher. Besonders ist eine Laterne (Taf. 73) zu nennen aus
vergoldeter Bronze, mit ,,fleurs de Vincennes" anmutig dekoriert. Unter
den bronzemontierten Vasen zeichnet sich eine blaue Kang Hsi-Vase
mit einer französischen Fassung in der Art des Meissonier aus. Andere
Vasen und dekorative Plastik nach antiken Motiven dienen zur Ergän-
zung der Kamingarnituren. Bemerkenswert ist endlich eine große
Kaminuhr (Taf. 67), wie sie ähnlich auf der Versteigerung Dutasta
vorkam; sie findet sich auch sehr ähnlich abgebildet in der „Collection"
des La Mesangere (Jahrg. 1802), einem Journal, das einst sehr maß-
gebend war. Bestimmte Meister für alle diese Bronzewerke zu finden,
wird nicht sobald gelingen, da diese Arbeiten nur in seltenen Aus-
nahmefällen, wie etwa jene von Thomire, Bezeichnungen tragen und
gangbare Modelle oft genug von Konkurrenzwerkstätten nachgegossen
wurden.

Endlich sei noch auf eine Reihe von Panneaux hingewiesen
(Taf. 97, 98), die kleine Meisterwerke ihrer Art sind: reiche „ä Yara-
besque" in Farben gemalte Dekorationen, etwa nach Stichen des
Salembier oder Lavallee-Poussin, schmücken große Seidenflächen, die
dafür bestimmt waren, als Wandfüllungen etwa eines Boudoirs zu
dienen; es läßt sich nicht leicht eine elegantere Form der Wanddeko-
ration finden.

Das Gesamtbild der Versteigerung vermittelt einen lebendigen Aus-
schnitt aus jener raffinierten Wohnkultur des 18. Jahrhunderts, die
erst vor kurzem durch die Ausstellung der Stiche mit Interieurdarstel-
lungen aus der Sammlung Model in so vollendeter Weise der Öffent-
lichkeit wenigstens bildlich vorgeführt wurde.

Die Ausarbeitung des Kataloges lag in der bewährten Hand H. C.
Krügers, Bürgschaft genug für die Genauigkeit aller Angaben.

Hans H uth.
 
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