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£ Ji /fit der vor etwa einem halben Jahre veranstalteten ersten
l JI /iVersteigerung von Kunstwerken aus den Beständen der
^ V JL Leningrader Museen und Schlösser beging Rudolph Lepke's
Kunst-Auctionshaus das Jubiläum seiner 2000sten Versteigerung. Dem
illustrativ reich ausgestatteten Katalog war ein programmatisches Vor-
wort des uns inzwischen entrissenen Wilhelm von Bode vorausgeschickt,
das die Bedeutung gerade dieser ihrem Wesen nach durchaus neuarti-
gen Veranstaltung unterstrich. Die öffentlichen Sammlungen Rußlands
sind heute auch an Werken der „hohen'' Kunst so reich, daß eine Ab-
gabe selbst von Werken der besten Meister erfolgen kann, ohne daß das
museale Gesamtniveau dadurch beeinträchtigt wird.

Unter den italienischen Gemälden, die der vorliegende Katalog auf-
führt, muß der kunstgeschichtlichen Bedeutung und der außergewöhn-
lichen Qualität nach L o r e n z o Lottos Bildnis eines Ehepaares
(Nr. 102) an erster Stelle genannt werden, das im Verzeichnis der
Eremitage von 1859 aufgeführt, später nach Schloß Gatschina gebracht
worden ist. Dies klassische Beispiel einer repräsentativen Bildnisdar-
stellung, mutmaßlich eine SclbstdarStellung des Meisters, darf sich als
malerische Leistung wie als Wiedergabe eines seelischen Tatbestandes
getrost neben die beiden berühmten Familienbildnisse Lottos stellen,
die die National Gallery und das Pradomuseum in Madrid besitzen.

Dem Lotloschen Doppelbildnis schließen sich einige bedeutende Pro-
ben der venezianischen Hochrenaissance an, so der „Hercules im Garten
der Hesperiden" von Paris B o r d o n e (Nr. 95, früher in der Ere-
mitage), der J a c o p o B a s s a n o zugeschriebene venezianische
Nobile in rotem Sammetrock (Nr. 96), vor allem aber der hl. Hierony-
mus von Tizian (Nr. 90), eine Variante des berühmten Gemäldes
im Louvre, die aus der Eremitagegalerie im 19. Jahrhundert nach
Gatschina überführt wurde und die dem gleichen Meisler gegebene
„Madonna" (Nr. 89). Nicht bestimmt festzustellen sind die Meister der
farbenschönen und temperamentvoll gemalten „Vermählung der hl.
Katharina" (Nr. 58), der Bonifazio Veronese nahestehen muß, und der
„Grablegung Christi" (Nr. 57), die vermutlich in Brescia zu lokalisieren
ist; auch die beiden Primitiven, eine trecentistische Madonna mit vier
Heiligen und Engeln (Nr. 93) und eine andere thronende Madonna
(Nr. 94) harren noch ihrer näheren Bestimmung.

Gute Stücke aus der Barockperiode der italienischen Kunst sind: die
von Satyrn überraschte Nymphe von N i c col ö C as s ana (Nr. 49),

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