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mangeln. Ob dieses Möbel von der Hand Boudins selbst ist, erscheint
zweifelhaft; eher handelt es sich wohl um Erzeugnisse, die er, wie es seine
Gepflogenheit war, von anderen Schreinern bezog und dann mit seinem
Stempel versah.

Von der Hand des selten vorkommenden Meisters A. Nicolas ge-
fertigte Eckschränke (Taf. 56) sind mit eingelegten Landschaftsdarstellun-
gen auf den Füllungen dekoriert. Landschaftseinlagen, die, wenn auch tech-
nisch gut ausgeführt, etwas ungelenker Art sind, zeigt ein Schreibtisch aus
dem Besitz P a ul s 1. (Taf. 57); er ist auf Weichholz furniert und scheint
eine einheimische Arbeit ausländischer Künstler zu sein. Den Stempel
H. J ac ob zeigt eine Sesselgarnitur (Taf. 59), deren Hölzer vergoldet sind.
Jacob ist kein Mitglied der bekannten Ebenistenfamilie, seine Möbel sind
nicht besonders häufig, das einzigartige „tabouret indiscret“ im Berliner
Schloßmuseum stammt von ihm.

Eine Anzahl von Kleinmöbeln, eingelegte Spieltische,
Nierentische, Bonheurs du jour und Nachtkästen sind
noch anzureihen. Diese Möbel von mehr oder weniger großer Eleganz fehlen
in keiner Einrichtung des 18. Jahrhunderts: sie staffierten die Räume und
machten sie wohnlich. Von Directoire- und Empiremöbeln seien erwähnt
ein großes Zylinderbureau mit charakteristischen Bronzen und
ein eigenartiges Schreibmöbel, das wahrscheinlich in Rußland entstand,
wenn es auch stilistisch von westlichen Einflüssen abhängig ist, zwei kleine
Klapp-Schreibtische (Taf. 68) zeigen ebenfalls einen westlichen Typ. Eine
Sitzgarnitur (Taf. 6A) endlich, mit rautenförmigen Bronzeeinlagen,
zeigt die Strenge der Empireformen des beginnenden Jahrhunderts, wie sie
uns aus den Schloßeinrichtungen der napoleonischen Kaiserzeit entgegen-
klingen. Etwas später dürfte ein Tisch (Taf. 72) entstanden sein, dessen
Platte in reizvoller Weise mit Eglomisemalerei dekoriert ist.

In reicher Fülle sind die zur Dekoration der Kamine und Kommoden
notwendigen Bronzegegenstände vorhanden. Von den Bronzeputti, die
Blütenzweige mit Lichttüllen halten, über die klassizistisch dekorierten Drei-
füße der 90er Jahre und den Tischleuchtern mit Gehängen aus Kristallen
bis zu den klassischen Korenfiguren der Empirezeit, die Lichter und Fackeln
auf den Köpfen tragen, sind die verschiedensten Formen vertreten. Auch
 
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