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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Sammlung Kimbel Berlin, ostasiatische Kunst (Nr. 2062): Versteigerung: Dienstag, den 4. April 1933, Mittwoch, den 5. April 1933 — Berlin, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.5363#0008
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ie Sammlung des Herrn Wilhelm Kimbel ist in den achtziger
Jahren des 19. Jahrhunderts begründet, in den neunziger Jahren
ausgebaut worden. Sie ist also eine der ältesten ostasiatischen
Sammlungen Deutschlands und wohl die letzte der größeren Sammlungen
jener Jahre, die ihren Besitzer wechselt. Sie ist die Schöpfung einer glück-
licheren Generation, die noch nicht nach Alter und Namen fragte, sondern,
unbeschwert von kunstgeschichtlichen Meinungen, der eigenen Neigung
folgte. Hier galt sie vor allem der handwerklichen Vollendung, die alles
für den Ostasiaten selbst Verfertigte adelt und bei dem Besitzer einer der
größten Möbelwerkstätten Berlins naturgemäß besonderes Verständnis fand.
In seiner Sammlung stehen daher die drei Gebiete ostasiatischer Handwerks-
kunst an erster Stelle, die für die überlegene technische Fertigkeit der Ost-
asiaten das klarste Zeugnis ablegen. Selbst neben den jüngeren Leistungen
der chinesischen Porzellanindustrie hat das edelste europäische Porzellan
einen schweren Stand. Die chinesischen Arbeiten aus harten Steinen — Jade,
Kristall und dgl. — auch aus neuerer Zeit verdienen vollauf die Bewunde-
rung, die sie bei den Laien, und die Ehrfurcht, die sie bei den wenigen mit
solcher Arbeit Vertrauten genießen. Zu den japanischen Lacken vollends,
die Gonse mit Recht als die größten Meisterwerke von Menschenhand preist,
und ihrem Anhange, den Netsuke, bietet die europäische Welt überhaupt
keine Möglichkeit eines Vergleiches. Als vierter gesellt sich der japanische
Farbenholzschnitt hinzu, der uns gleichfalls unerreichbar geblieben ist. Auch
er ist namentlich in seinen jüngeren Formen reich, wenn auch nicht immer
in hervorragenden Drucken, am besten wohl durch die technisch besonders
reizvollen Surimono, vertreten. Eine besondere Erwähnung verdienen noch
die zahlreichen Färberschablonen und die Entwürfe zu Kleidermustern, die
bisher wohl kaum gesammelt worden sind. Sie geben die beste Vorstellung
von dem Reichtum der ornamentalen Phantasie auch des modernen Japan.

Otto Kümmel.
 
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