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r6 Die neue Clarisse,

öffnung ihres Testamentes werden unterrichtet wer«
den. Eine übelverstandene kindliche Pflicht muß Sie
nicht anrreiben, ihr ungehorsam zu ftyn.
Ich würde nicht so zu Ihnen reden, wenn sie
mir nicht vielmals gesaget hatte, sie Hoffete, Gott
würde sie so lange leben lassen, daß sie Sie wohl
verheyrathtt sähe, und sie wollte um alles in der
Welt nicht, daß Sie unter der Gewalt Ihres Va-
ters waren. Ein geschwinderer Tod, als wir Ur-
sache hatten, zu befürchten, hat sie des Vergnügens
beraubet, was sie sich versprochen hatte, und hat
sie ohne Zweifel verhindert, Ihnen selbst ihre Ge-
sinnungen in diesem Stücke zu sagen. Ich erwarte
mit Ungeduld, daß daT Testament eröffnet werde
und das Schicksal meiner lieben Freundinn festge-
fttzet ftp.
Ich erstaune Acr die schwarzen Ahnungen nicht,
womit Sie gleichsam umringet sind. Der traurige
Anblick,, wovon Sie ein Zeuge gewesen, die reichli-
chen Thränen, welche Sie vergossen haben, haben
Ihre Lebensgeister niedergeschlagen und Sie in eine«
Zustand gefttzet, wo alles schwarz zu seyn scheint.
Ich habe es selbst wahrgenommen, daß diese Verfas-
sung ansteckend fty. Ich bin ganzer vier und zwan-
zig Stunden in einer Schwermuth gewesen, die mich
unkenntlich gemacht hat.
„Was fehlet Ihnen, meine liebe"? hat Mylord
mich genüget, als er den Abend wieder zu Tische
kam. „Ich Habs Sie um sechse in guter Gesund-
heit verlassen, unk um zehne sehen Sie aus, wie
„eine Person, welche vierzehn Tage krank gewesen".
Das.
 
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