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La licorne: recueil de littérature et d'art — 1.1911

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Nr. 2-3
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Lukács, Georg: Charles-Louis Philippe
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https://doi.org/10.11588/diglit.29337#0177
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Niederlage nicht mehr als eine persönliche Schwäche, für
ihn ist sie eine Niedertracht des Lebens, das Siegenmüssen
des Schmutzes über die Reinheit. In grosartiger, beinahe
griechischer Sinnlichkeit drückt Philippe dieses Gefühl aus.
Als sein Held vom Verführer, der sein Freund ist, das
Geschehene erfährt, hat er — sonst ein feiner und kluger
Sprecher — keine Worte. Er geht aus dem Kaffee, wo er es
erfahren hat — und erbricht sich.
Zwisöhen den beiden Büchern hat Philippe die «Marie
Donadieu» gedichtet, sein Buch von der Liebe. Denselben
Gegensatz, doch reicher und vieltöniger ; der Gegensatz ist
der Inhalt des Buches. Das Einandergegenüberstehen, der
Augenblick der Entscheidung über das Besitzen ist viel-
leicht hier am stärksten gestaltet und doch ist er bloss
ein Moment unter vielen. Es kam auf etwas anderes an :
auf die Selbstbesinnung der höheren Liebe, auf ihr Hin-
weggehen über die gewöhnliche, auf ihr Sehnsuchtwerden.
Alles ist auf das schärfste zugespitzt. Auch hier sind es
Freunde, die um das Weib kämpfen, aber vornehme und
feine Menschen sind sie beide. Männer, die einen leisen,
unausgesprochen Verdacht dem menschlichen Wert der
Liebe gegenüber haben, die selbst in dem Augenblick, wo
 
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