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Bernhard-Liebisch-Antiquariats- und Sortimentsbuchhandlung <Leipzig> [Hrsg.]; Schmidt & Günther [Hrsg.]
Katalog der Schlossbibliothek der Grafen von Einsiedel auf Reibersdorf: Versteigerung in Leipzig, Dienstag, den 16. Oktober und folgende Tage — Leipzig, 1928

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20381#0006
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Die Grafen von Einsiedel sind eines der ältesten sächsischen Adelsgeschlechter. Name
und Wappen deuten auf die Schweiz (Abtei Einsiedel) als Ursprungsland der Familien hin —
um 830 beginnt nach einem alten Manuskript das Stammregister mit Meginradus —, und von
dort wird das Geschlecht 1281 nach Meißen verpflanzt.

Viele bedeutende Männer entstammen der Familie — so Heinrich Hildebrand, ein Freund
Luthers — die sich meist dem Staatsdienst widmeten oder an den religiösen Kämpfen ihrer
Zeit lebhaften Anteil nahmen. Bis in die Neuzeit hatten Mitglieder derer von Einsiedel höchste
Staats- und Verwaltungsstellen inne.

Die auf den nachstehenden Blättern verzeichnete Bibliothek zeugt von einer ungewöhn-
lichen Vielseitigkeit der Interessen, von einer gründlichen und feinsinnigen Bildung und von
einem gesunden Nützlichkeitssinn. „Nützen, aber nicht auffallen", so kann man vielleicht
den Wahlspruch auf dem Exlibris deuten, und dieser Grundsatz spiegelt sich in allen Teilen
der umfangreichen Bibüothek wieder. Besondere Liebhabereien der Vorbesitzer lassen sich
vielfach verfolgen. So ist besonders interessant die reichhaltige Abteilung über die französische
Revolution und ihre Vorgeschichte mit der vielseitigen Memoirenhteratur, eine besondere
Schwärmerei für Friedrich den Großen läßt sich feststellen und in der umfangreichen Literatur
über Italien spiegelt sich die immer wieder nachweisbare Sehnsucht der Zeit nach diesem
Lande wieder. In ihren besten Ausgaben sind die Kirchenväter vertreten, und englische und
französische Literatur scheint das Lieblingsgebiet des Grafen Johann Georg Friedrich (1760
bis 1811) gewesen zu sein. Überraschend ist das außerordentliche Verständnis, mit dem die
Nationalökonomen und Kameralisten und die landwirtschaftliche Literatur gesammelt worden
sind, so daß auch in diesen Abteilungen eine Fülle von heute in ihrem Werte wiedererkannter
Literatm zu finden ist. Vieles ist seit jähren u. W. nicht im Handel gewesen.

Wir haben uns bemüht, in dem vorhegenden Katalog alles Wesentliche mit möglichster
Kürze wiederzugeben. Angaben über den Erhaltungszustand dagegen sind ausführlich ge-
macht worden.

Die Bücher sind in ungewöhnlich gutem Zustand und in ihrem Innern
vielfach wie soeben aus der Presse gekommen. Sie tragen alle auf dem Titel
den Bibliotheksstempel; fehlt der Stempel, so ist dies vermerkt.

In ihrem Äußeren wird der größte Teil der Werke jeder Bibliothek zur Zierde gereichen, wie
auch die drei Bibliotheksräume des Schlosses zu Reibersdorf eine Sehenswürdigkeit waren.

Die Schätzungspreise sind niedrig angesetzt.

Möge den neuen Besitzern jede Erwerbung Freude machen. A. L.

SIBL.

[EINSIEDEL.

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