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Lill, Georg; Leinberger, Hans [Ill.]
Hans Leinberger - der Bildschnitzer von Landshut: Welt und Umwelt des Künstlers — München: Verlag F. Bruckmann, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.61895#0308
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Exkurs
Über die Abstammung Hans Leinbergers

Im Spätmittelalter ist der Name Leinberger
mehrfach nachzu weisen. Ein Conrad Lein-
berger war Kanonikus des Alten Stifts zu
Regensburg 1457 bis 27. Februar 1473, vorher
Pfarrer zu Loitzenkirchen (LK. Vilsbiburg,
Niederbayern) und dann seit 1455 Dechant zu
Cham (Oberpfalz).1 Ein Caspar Lenberger war
1430-1462 Bürger zu Passau.2 Eine fast völ-
lig namensgleiche Persönlichkeit: .Johannes
Laimberger de Augusta“ immatrikuliert sich
am 5. Oktober 1487 mit 6 Groschen an der
Universität Ingolstadt.3 Es gab auch eine ade-
lige Familie Lenberg oder Lenberger, die ihren
Sitz im Markte Triftern (LK. Pfarrkirchen,
Niederbayern) hatte und im Jahre 1555 aus-
gestorben ist.4 Sie führte im Wappen einen
Dornenkranz mit fünf Rosen. Von dieser Fa-
milie sind mehrere Grabsteine bekannt, so der
Familienstein in Triftern, auf dem Leo von
Lenberg zu Triftern, seine Hausfrau Martha,
der Propst und Erzpriester Wolfgang zu
Berchtesgaden, Pankraz Domherr zu Passau,
Jörg mit 12 Geschwistern und seine Frau An-
na Ecker mit 10 Kindern genannt werden; die-
ser Grabstein dürfte erst bei dem Aussterben
der Familie um 1555 gefertigt sein, nicht wie
in den ,,Kunstdenkmälern“ angenommen ist,
um 1520 ;5 er gehört irgendwie zu den weite-
ren, schon manierierten Nachläufern der nie-
derbayerischen-Inntaler Stilrichtung, wie sie

durch Hans Leinberger vertreten wurde; die
folgenden Grabsteine haben dagegen mit die-
ser Richtung nichts zu tun: genannt seien der
schöne figurierte Grabstein des eben genann-
ten Propstes und Erzpriesters Wolfgang Len-
berger, t 2. Juni 1541, im Südflügel des Kreuz-
ganges zu Berchtesgaden,6 der Wappenstein
des Albrecht Lenberger f 1460 an der Außen-
seite der Pfarrkirche zu Pfarrkirchen7 und
schließlich der Wappenstein des Sigmund
Lenberg „aus der Jurdtn“ f 1462 im Süd-
flügel des Kreuzganges zu Raitenhaslach.8 Ob
diese Familie nach Leinberg, LK. Ried in
Oberdonau, ihren Namen trägt, wie Habich
vermutet,9 lasse ich dahin gestellt sein. Ein
weiteres adeliges Geschlecht von Leimberg saß
in Gosbach, LK. Geislingen (Württemberg).10
Zu dieser Frage des Zusammenhanges mit einer
adeligen Familie möchte ich mich der Meinung
von Mitterwieser an schließen, daß nicht leicht
ein mittelalterlicher Künstler, der standesge-
mäß ja als Handwerker angesprochen wurde,
aus einer adeligen Familie stammen dürfte,
bei Hans Leinberger auch nicht der geringste
Anlaß für Abstammung aus adeligem Blute
gegeben ist, wie wohl schon mündlich behaup-
tet wurde. Der Name an sich zeugt wohl von
süddeutsch-bajuvarischer Herkunft; den Ge-
burtsort des Künstlers können wir dagegen
mit einiger Wahrscheinlichkeit feststellen.

1 Joseph Schmid, Die Geschichte des Kollegiatsstiftes U. L. Fr. zur Alten Kapelle zu Regensburg. Regens-
burg 1922, S. 119.

2 Wolfgang Maria Schmid, Nikolaus Gerhart in Passau in „Münchn. Jahrb. d. bild. Kunst“ IV, NF XIII
(1938/39), S. 28, Anm. 37.

3 Götz Freih. von Pölnitz, Die Matrikel der Univ. Ingolstadt, Bd. I, 1, München 1937, S. 117. — Vgl. a.
oben S. 222.

4 Alois Mitterwieser i. Münch. Zeitung, 27. Juni 1932. — Die Stelle abgedruckt bei Anton Schmid, Die Leinberger
Ausstellung in Landshut in „Bayerland“ 43 (1932), S. 711 ff. — Vgl. a. KDB. Niederbayern X, Pfarrkirchen, S. 253.
- Koch-Sternfeld, Geschichte von Berchtesgaden, Salzburg 1814, S. 93.

5 KDB. Niederbayern X, Pfarrkirchen, S. 248 ff. u. Abb. 190.

6 KDB. Oberbayern, BA. Berchtesgaden, S. 2940 u. T. 283.

7 KDB. Niederbayern X, BA. Pfarrkirchen, S. 143, Fig. 108.

8 KDB. Oberbayern, BA. Altötting, S. 2617.

9 Habich, S. 135.

10 Otto v. Alberti, Württemb. Adels- und Wappenbuch, Stuttgart 1889, S. 445. - Neuer Siebmacher, Der
abgestorbene Württembergische Adel, S. 178.

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