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zehnmal des Heraufkletterns werth. Die Häuſer ſind eng
zuſammengedrängt, zwiſchen ihnen öffnen ſich maleriſche
Plätze und Straßen, römiſches normanniſches oder ſaraze⸗
niſches Bauwerk ragt überall empor, und nicht in nackter
Bergöde, ſondern aus üppigſtem Wein- und Baumgrün,
das Burggemäuer iſt umwuchert von uraltem Epheu, hin
und wieder überragt von ſtolzen Palmen. Weil der Cu—
ſtode eine duftige Kellerblume wiſſen wollte, beſtellte ich
mir bei ihm auf den andern Nachmittag zu dem Wein
einen Imbiß.
Giardini, das Gartenſtädtchen, lag noch in tiefem Schlaf,
als ich andern Morgens den langen Zickzackweg, der von
hier mühſam nach Taormina führt, hinanſtieg. Die Gebirge
ſtarrten ringsum bleich empor, und das Meer erſchien wie
eine graue dunſtige Fläche. Eine Luft aber empfing mich
ſo weich und ſchwimmend in Wohlgerüchen, daß wir dieſe
Fülle von Lieblichkeit nicht erreichten, und wenn wir all
unſerer Gärten Blüthenduft zuſammenmiſchten. Als ich weiter
ſtieg, ſpielte über den höchſten Rand der Schluchten leiſes
Roth, und plötzlich ſah ich hoch in den Wolken eine weiße
Stelle erglühen, es war der Aetna, der auf einmal breit—
glänzend am Himmel hervortrat, und immer tiefer hinab
ſich mit rothen Lichtern umzog. Auf ſeinem Gipfel aber
erhoben ſich jetzt ſtarke Rauchwolken. Als ich mich um
und gegen Oſten wandte, waren die tauſend Bergzacken
und Mauerzinnen wie vom hellſten Feuerglanz umflimmert:
da eilte ich, die nächſte Berghöhe zu erklimmen, welche
weit in's Meer vorragte, und kam gerade noch zur rechten
Zeit. Denn die bläulich dunklen Maſſen der kalabreſiſchen
Berge ſchienen wie im feurigen Rauch zu ſtehen, und hinter
ihnen ſtieg ſtille und hehr die Sonne empor. Nun erhielt
zehnmal des Heraufkletterns werth. Die Häuſer ſind eng
zuſammengedrängt, zwiſchen ihnen öffnen ſich maleriſche
Plätze und Straßen, römiſches normanniſches oder ſaraze⸗
niſches Bauwerk ragt überall empor, und nicht in nackter
Bergöde, ſondern aus üppigſtem Wein- und Baumgrün,
das Burggemäuer iſt umwuchert von uraltem Epheu, hin
und wieder überragt von ſtolzen Palmen. Weil der Cu—
ſtode eine duftige Kellerblume wiſſen wollte, beſtellte ich
mir bei ihm auf den andern Nachmittag zu dem Wein
einen Imbiß.
Giardini, das Gartenſtädtchen, lag noch in tiefem Schlaf,
als ich andern Morgens den langen Zickzackweg, der von
hier mühſam nach Taormina führt, hinanſtieg. Die Gebirge
ſtarrten ringsum bleich empor, und das Meer erſchien wie
eine graue dunſtige Fläche. Eine Luft aber empfing mich
ſo weich und ſchwimmend in Wohlgerüchen, daß wir dieſe
Fülle von Lieblichkeit nicht erreichten, und wenn wir all
unſerer Gärten Blüthenduft zuſammenmiſchten. Als ich weiter
ſtieg, ſpielte über den höchſten Rand der Schluchten leiſes
Roth, und plötzlich ſah ich hoch in den Wolken eine weiße
Stelle erglühen, es war der Aetna, der auf einmal breit—
glänzend am Himmel hervortrat, und immer tiefer hinab
ſich mit rothen Lichtern umzog. Auf ſeinem Gipfel aber
erhoben ſich jetzt ſtarke Rauchwolken. Als ich mich um
und gegen Oſten wandte, waren die tauſend Bergzacken
und Mauerzinnen wie vom hellſten Feuerglanz umflimmert:
da eilte ich, die nächſte Berghöhe zu erklimmen, welche
weit in's Meer vorragte, und kam gerade noch zur rechten
Zeit. Denn die bläulich dunklen Maſſen der kalabreſiſchen
Berge ſchienen wie im feurigen Rauch zu ſtehen, und hinter
ihnen ſtieg ſtille und hehr die Sonne empor. Nun erhielt