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Löwenstein, Leopold
Beiträge zur Geschichte der Juden in Deutschland (Band 1): Geschichte der Juden in der Kurpfalz: nach gedruckten und ungedruckten Quellen dargest. — Frankfurt a. M., 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.22391#0021
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Während das fanatische Volk die Juden tödtete oder ver-
jagte auf die Beschuldigung hin, dieselben hätten die Brunnen
vergiftet und dadurch die um jene Zeit wüthende Pest ver-
schuldet, war Pfalzgraf Euprecht anderer Gesinnung und nahm
die aus Worms und Spei er geflüchteten Juden in Heidel-
berg auf, ebenso wie der Ritter Engelhard von Hirschhorn,
ein pfälzischer Vasall, denselben gestattete, sich in Sinsheim
niederzulassen1). Auf diese Weise retteten die Juden wenigstens
ihr Leben, wenn sie auch den ihnen gewährten Schutz mit
höhen Summen bezahlen mussten2). Einige Jahre später3) wird
Joseph, Meister Susslins4) Sohn, gegen ein jährliches Schutz-

x) Bupertus etiam dux Bavariae in oppido Heidelberg et aliis mu-
nitionibus et Engelhardus de Hirtzenboru miles in oppido Sun ens heim
Judaeos tenuerunt, qui de civitatibus Spirae et Wormatiae effugerant.
KW Nö. 2608. ,

2) Schon im Jahre 1346 verpfändete Kaiser Ludwig an Euprecht I.
die Beichsnutzung von den Juden in Speier und Worms auf 6 Jahre um
die Stimme von 2000 Mark (PK abgedruckt bei Winkelmann acta inedita II,
405 u. 406). Der Pfalzgraf hatte demnach an dem Schutze der Juden ein
begreifliches Interesse.

3) Die Urkunde (PK 462, 10) trägt kein Datum; KW No. 2908 setzt
dieselbe, ohne nähere Begründung, in das Jahr 1355; die Urkunden im
Kopialbuch 462 stehen überhaupt nicht in chronologischer Eeihenfolge.

4) Da Meister s. v. a. Judenmeister, womit damals Eabbiner bezeich-
net warden, so dürfte die Annahme gerechlfertigt sein, dass Susslin, der
zuerst Lehrmeister in Spei er war und vermuthlich 1391 beider allgemeinen
Vertreibung der Juden diese Stadt verlies3, mit dem gleichnamigen 1383 als
Eabbiner von Spei er (s. u. S. 15) und 1394 als Eabbiner von Frankfurt
bei Kriegk {Frankfurter Bürgerzwiste 439 u. 553) genannten identisch ist.
Auf andere Quellen (EGA Moses Menz No. 25 u. 33^ Isserlein Pesakim No.
113) weist Horowitz (Frankfurter Babbinen I, 13) hin. — Die Pfälzer Ko-
pialbücher enthalten auch sonstige auf Judenmeister bezügliche Urkunden;
so wird 1364 Sussmann, dem Hochmeister der Juden zu Eegensburg, die
Erlaubniss erteilt, in Amberg eine Schule zu halten. 1366 werden den
Juden in Amberg die gleichen Eechte verliehen, wie jenen in Heidel-
berg. 1369 werden Bendit und dessen Sohn Noel auf 3 Jahre in Amberg
aufgenommen, ohne irgend eine Steuer oder Bede zu bezahlen; ebenso der
Hochmeister Mosse aus „Wene" (W i e n ? vielleicht identisch mit dem in

r\"W No. 271 genannten E. Moses aus Wien) mit der gleichzeitigen
Erlaubnis, in Amberg „eine schole zu halten", wobei „alle juden scholer,
dy zu yme zu schole varnde werdent" vor kein anderes Gericht gerufen,
sondern nur von ihrem Hochmeister nach jüd. Eecht abgeurteilt werden
 
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