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Löwenstein, Leopold
Beiträge zur Geschichte der Juden in Deutschland (Band 1): Geschichte der Juden in der Kurpfalz: nach gedruckten und ungedruckten Quellen dargest. — Frankfurt a. M., 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.22391#0089
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um den bis aufs Blut ausgesogenen Bewohnern der Pfalz wieder
neuen Mut einzuflössen — hinsichtlich der Juden kannte Kur-
fürst Karl Ludwig* wenig- Kücksicht. Zwar hatte „an dem neu
aufkeimenden Wohlstand des Landes jener edle und freie Sinn
einen grossen Anteil, womit religiöse Formen jeder Art geduldet
und geschützt wurden"; aber um den Juden freie Bewegung zu
gönnen und sie menschenwürdig zu behandeln, dazu fehlte der
edle und freie Sinn. Als 1651 die gewährte Geleitsfreiheit1)
zu Ende ging, berichteten die Abgeordneten der Judenschaft
von Worms für sich und für die umliegenden Orte an den
Kurfürsten, dass, trotzdem die Zeiten sich, wieder bessern und
demnächst auch die Evakuation von Fra nkenthal2) zu er-
warten sei, sie dennoch nicht in der Lage seien, die bisher für
das Geleit bezahlte Summe aufzubringen. Sie bitten deshalb,
entweder dieses Jahr noch abzuwarten, oder „ihnen wenigstens
250 Exemplare Taschengeleit des künftigen Jahrs für die in
den umliegenden Orten sich aufhaltenden Juden ertheilen zu
lassen, während die übrigen den schuldigen Geleitsbatzen, altem
Herkommen gemäss, bezahlen sollen". Der Kurfürst geht jedoch
hierauf nicht ein, sondern verlangt durch Erlass vom 22. Juli,
dass sie „mit den 7 00 Ethlr Freygeld nunmehr 100
Ethlr Taxgelder und 100 fl. Current Währung für
den Zollbatzen, neben dem Geleitsbatzen, erlegen
und ausserdem das Geleit innerhalb 24 Stunden jedes Orts ein-
reichen, auch jeder allein 4 Tag jedes Orts verharren solle".
Die Juden erwidern hierauf: „Wir sind durch das Kriegswesen
ganz erschöpft, so dass wir schon vergangenes Jahr nicht zah-

v) In den ZG XXIII, 159 aufgeführten pfälz. Regesten sind Geleits-
briefe des Kurfürsten Karl Ludwig- aus den Jahren 1650 ff. enthalten, die
für Juden ausgestellt wurden, welche entweder in der Kurpfalz wohnten,
oder sich zeitweise dort aufhielten.

'-') Ueher Frankenthal's Schicksale s. H. 1. c. S. 590. Zur Feier
des Tages, an welchem diese Stadt von den spanischen Truppen befreit
wurde (Freitag, 25. Ijar 5412 = 3. Mai 1652) verfasste E. Simson Bacharach
ein kurzes Gedicht, das als Akrostich seinen Namen trägt (RGA Chawot
Jair S. 224). Moses Simson b. Samuel Bacharach, 1607 in Forlitz geboren,
war später in Prag und Brod, dann Babbiner in Göding und Leipnik
und von 1650 bis zu seiuem am 19. April 1670 erfolgten Tod Babbiner in
Worms. ^

Löwensteiii, Geschichte der Juden in der Kurpfalz.

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