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passiren", erlässt die kurpfälz. Hofkammer, d, d. Heidelberg-,
28. August 1688, an die Ämter Heidelberg und Bretten
strenge Weisung, dafür zu sorgen, dass die Zollbereiter und
- Zöller keinen Juden ohne Vorzeigung des Taschengeleits passie-
ren lassen.

Die Verwüstung der Pfalz durch die französischen Mord-
brenner, welche schwere Leiden und traurige Zeiten im Gefolge
hatte, war auch für die Juden eine Zeit des Schreckens und
der Not. Was flüchten konnte, ging dem gefürchteten Feinde
aus dem Wege. Diejenigen, welche hierzu nicht in der Lage
waren, suchten wenigstens ihr Hab und Gut in Sicherheit zu
bringen, wobei meistens die Glaubensgenossen in Frankfurt
hilfreiche Hand boten und das Eigentum der schwer Bedrängten
in Verwahrung nahmen. Die Juden in Mann heim hatten be-
sonders schwer unter der Last der Einquartierung zu leiden und
wurden derart ausgesogen, dass sie in ihrer Not an den Vor-
stand in Worms mit der Bitte sich wandten, ihnen zu einem
Darleihen von 2000 fl. oder wenigstens 1000 Thlr. behilflich zu
sein 1)r

Am 2. März 1689 wurde Heidelb erg durch französische
Soldaten in Brand gesteckt; wenn nicht die ganze Stadt zer-
stört und der Befehl „de brüler le Palatinat" in Bezug auf die
schöne Neckarstadt nicht buchstäblich vollzogen wurde, so war
dieses u. A. auch den dortigen Juden zu danken, welche tätig
eingriffen, um grössere Zerstörung abzuwenden2).

Viele Juden aus der Nachbarschaft und besonders jene von
Mannheim, denen der Besitz eigener Häuser gestattet war,
suchten, nachdem diese in Brand geschossen waren, an andern
Orten so lange Schutz und Unterkunft, bis sie ihre Häuser wie-
der aufbauen konnten. So waren aus Mannheim 60 bis 70

r) Die Zuschrift vom 4. Januar 1689 befindet sich im isr. Gemeindearchiv
in Worms und gibt in kurzen Zügen einen so sprechenden Beleg für die
traurigen Zeitverhältnisse, dass wir das Bild derselben vervollständigen,
wenn wir den Brief wörtlich mitteilen (s. Anhang Beilage No. XI).

2) „Bey diesem Brand haben die Juden auch eine grosse Errettung ge-
than, sowohl mit löschen als Geld geben, wie dann ich selbst gesehen, dass
2 Soldaten mit Strohwischen des Beckers Hauss gegen über der Capel und
hinter D. Textor Hauss anzünden wollen, so abgewendet worden". Aus dem
Berichte eines Augenzeugen in Büttinghausen's Beiträge II, 196.
 
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