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Löwenstein, Leopold
Beiträge zur Geschichte der Juden in Deutschland (Band 1): Geschichte der Juden in der Kurpfalz: nach gedruckten und ungedruckten Quellen dargest. — Frankfurt a. M., 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.22391#0122
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4 — 34. SBctritdfj oon ©djriejjfjctm,- 1 1 audf) 1 fleht SMgblein,

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2 — 35. äftatjer öon Sötefjtodf), fjat 1 töofjttt beim 3froj3e§.
167 — 3ufwntnen 35 $amüiert befte^enb in 167 üßerfortert.

Nach Bekanntgebung des erwähnten fürstlichen Erlasses
wurde dem Stadtschiiltheissen Pagenstecher in Heidelberg
von Seiten der Regierung aufgetragen, alle fremden Juden vor-
zuladen und ihnen zu eröffnen, dass sie innerhalb 24 Stunden
sich von hier zu entfernen haben, was derselbe durch den Vor-
steher Moses Oppenheimer in der Synagoge bekannt machen
liess. Zu gleicher Zeit wurde dem Stadtschiiltheissen Strasburg
in Mannheim anbefohlen, den von dort nach Heidelberg
geflüchteten Juden aufzugeben, dass sie innerhalb 8 Tagen ge-
mäss erwähnter Verordnung „anderswohin im kurpfälz. Lande
sich interimsweise begeben sollen". Der Vollzug aller dieser
Anordnungen ging aber nicht so rasch vor sich, wie es auf dem
Papier stand; da und dort zeigten sich Hindernisse. Heim Mes-
singer und Simon Heim, beide aus Mannheim, wollten so lange
in Lampertheim sich aufhalten, bis sie ihre Häuser in
Mannheim wieder aufgebaut haben; der Schultheiss von
L a m p e rth ei m aber sprach hiergegen sein Veto aus. Moyses
Jacob und Low Haim, bisher in Mannheim wohnhaft, wollten
mit Weibern und Kindern so lange in Heidelberg wohnen,
bis der Feind von Mannheim abgezogen und sie mit andern
Flüchtlingen sich wieder dahin begeben und Häuser bauen kön-
nen. Da jedoch das Dekret des Kurfürsten, dass die geflüchte-
ten Juden nur auf dem Lande und nicht in Heidelberg
Aufenthalt nehmen sollen, aufrecht erhalten wurde, so richteten
die Genannten nebst weitem 9 Juden aus Mannheim (Nathan
Vult, Isack Haim *), Samuel Lorsch, Isack Liebmann, Nathan
Rosskamm, Maier Rosskamm, Seligmann, Götz Lorsch und Low
Herz) im Oktober ein neues Bittgesuch an den Kurfürsten, wo-
rin sie vorstellten, dass sie ihren jetzigen Aufenthalt in H e i-

') Ich glaube, mich nicht zu irren, wenn ich in diesem Isack Haim
den Isack Sinsheim, einen Sohn des Chajim Sinsheim, erblicke, dessen Tochter
Bräunle die Gattin des Rabbiners Tew.ele Schiff in London wurde und dort
am 4. Januar 1772 starb (Wormser Memorbuch S. 49). Ebenso sehe ich in
in dem oben S. 105 Np. 18 genannten Low Hayum den Bruder des Isack
Sinsheim, namens Löb Sinsheim.
 
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