Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ludowici, Wilhelm; Ricken, Heinrich
Die Bilderschüsseln der römischen Töpfer von Rheinzabern (Tafelband): Tafelband — Darmstadt: Verlag L. C. Wittich, 1942

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56074#0011
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V orwort.

Im Jahre 1884 begegnen wir zum ersten Male in den Zugangsverzeichnissen des
Historischen Vereins der Pfalz unter den Schenkern dem Namen Wilhelm Ludowici.
Kurz zuvor, im Jahre 1883, hatte er zum ersten Male den Boden der durch ihre reichen
Funde schon lange berühmten Töpferkolonie Rheinzabern betreten. Die Hoffnung, dem
Geheimnis der roten Glasur, der terra sigillata, auf die Spur zu kommen, hatte ihn zu
dieser Fahrt veranlaßt. In der Einleitung zu Katalog II seiner Ausgrabungen in Rhein-
zabern gibt uns Ludowici eine Schilderung dieses Besuches, die wir hier im Wortlaut
folgen lassen.
„Es war am l.Juni 1883, als ich mit meiner Schwester Emma zum erstenmal den
klassischen Boden von Tabernae Rhenanae betrat. Wir waren mit dem Frühzug von
Ludwigshafen gekommen und in der Krone eingekehrt. Der freundliche Wirt, Herr Bürger-
meister König, hatte mich bald über Verschiedenes aufgeklärt, z. B. daß die Tongruben
der Römer im nahen Bienwalde waren, daß sich das Tonlager aber mehr gegen die Nachbar-
gemeinde Jockgrim erstrecke, sein Haus aber liege mitten in der römischen Töpferkolonie.
Er führte uns dann in sein niedliches Gärtchen und zeigte wie die Römerstraße einst aus
der fernen Ecke des Bienwaldes gegen unsern Standpunkt hergezogen war. Hier kamen
auch die ersten terra sigillata Scherbchen in meine Hand! Wie leuchtende rote Blümchen
strahlten sie aus dem Gartengrunde hervor!“
„Doch wir machten uns auf den Weg gegen Jockgrim das Tonlager zu suchen. An
diesem schönen Sommertage war der Weg durch den bald erreichten Wald eine wahre
Freude. Viel zu schnell waren wir am Ufer des Otterbaches, der in Mäanderwindungen sich
sein Bett durch den Wald vertieft hat, und trafen hier abermals die Spur der Römer in
Form eines Denksteines mit der Aufschrift: ,Hier wurden im Jahre 1855 die Fundamente
eines römischen Bades aufgedeckt. Wieder zugedeckt 1857.‘ Hier geht ein Steg über den
Bach. Es ist ein wunderbarer Platz, recht zum Genießen des Waldfriedens im Schatten
grüner Buchen und beim Rauschen des Baches, der wohl schon den Römern dasselbe Lied
gemurmelt hat wie vor 1800 Jahren.“
Die Hoffnung, Anhaltspunkte für die Lösung des Rätsels der terra-sigillata-Glasur
zu finden, hat sich damals so wenig erfüllt wie in den späteren Jahrzehnten. Aber eine
andere Feststellung konnte damals Ludowici machen, die für die wirtschaftliche Ent-
wicklung der ganzen Gegend von größter Bedeutung werden sollte. Wie Wilhelm Ludowici
mir vor vielen Jahren am Platze des Römerbades erzählte, sah er damals, freigelegt durch
den tief eingeschnittenen Otterbach, das durch eine mächtige Sandschicht überdeckte
T onlager.
Brennversuche mit Tonproben aus diesem Gebiet bestätigten den ersten Eindruck,
daß es sich hier um ein zur Herstellung von Ziegeln hervorragend geeignetes Material
handle. Kurz entschlossen verlegten die Brüder Ludowici bereits im folgenden Jahre 1884
ihren Betrieb von Ludwigshafen nach Jockgrim, wo er einen außerordentlich günstigen
Aufschwung nahm. 1905 standen hier bereits 5 Fabriken mit 600 Arbeitern. Bei Kriegs-
ausbruch wurden in 6 Werken 853 Gefolgschaftsmitglieder beschäftigt.
Wiederholt übersandte Ludowici vom Jahre 1884 an dem Historischen Verein der
Pfalz Funde, die zum Teil in den Tongruben seines Werkes gemacht worden waren, zum

1* Ludowici, Kat. VI
 
Annotationen