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Jahrbücher“, „der Stimme der Mäßigung jedes Gehör zu ver-
weigern und soll das Land der Zerrüttung eines langjährigen
Bürgerkrieges preisgegeben werden, dann scheint es der Natur
der Menschen und der Dinge zu entsprechen, daß hier über
die Zukunft der Sklaverei ein endgültiges Gericht gehalten
würde.“* * * 159 „Dem Süden“, schrieb ein anderer Publizist,
„diente die Konstitution nur zum Vorwande der Sezession;
er wußte von Anfang an gut genug, daß er für seine Sklaven
kämpfte, die er allerdings unnötigerweise für den einzigen
Hebel seiner Prosperität hält, während sie in Wirklichkeit die
einzigen Ursachen seines Elendes sind.“160
Klar in seiner Auffassung dieser Ursache des Sezessions-
krieges, war das deutsche Volk über die Frage der Sklaverei bei-
nahe einer Meinung. Sein Interesse haftete sehr an dem humani-
tären Moment. „Auf einen nordamerikanischen Abolitionisten
kamen mindestens zehn Deutsche.“161 Das ganze liberale
Deutschland sprach seinen Abscheu gegen das System aus.
Die gelehrte Welt war längst mit der amerikanischen
Sklavenfrage bekannt. In der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts erschien in Deutschland eine ziemlich große Literatur
über dieses Thema. Die Sklaverei wurde sogar in Romanen
behandelt.162 Das Übel des Systems vom sozialen Standpunkt
aus wurde allgemein anerkannt. Auch hatten deutsche Ge-
lehrten die Schwäche der Sklaverei vom rein wirtschaftlichen
Standpunkt bloßgestellt.163 164 Die großen Werke von Grund, Julius,
von Raumer und Handelmann, obgleich unparteiisch und
wissenschaftlich geschrieben, hatten das Institut der Sklaverei
unbedingt verurteilt?64 Die Befreiung der Sklaven wurde als ein
tum, daß der Süden mehr romanisch als germanisch war, wurde während
des Krieges oft behauptet. Selbst ein Werk wie Perthes Geschichts-Atlas,
S. 66, macht noch diese Fehler.
159 Preußische Jahrbücher, 1861, Bd. VII, S. 566.
160 Die Grenzboten, 1861, Bd. IV, S. 81.
161 Blankenburg, Die inneren Kämpfe der Union, S. 224.
162 Sealsfeld, Süden und Norden.
163 Huber, Soziale Fragen, Bd. II, und Helper, Staatsökonomie.
164 Grund, Die Amerikaner. Julius, Nordamerikas sittliche Zustände,
v. Raumer, Die Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Jahrbücher“, „der Stimme der Mäßigung jedes Gehör zu ver-
weigern und soll das Land der Zerrüttung eines langjährigen
Bürgerkrieges preisgegeben werden, dann scheint es der Natur
der Menschen und der Dinge zu entsprechen, daß hier über
die Zukunft der Sklaverei ein endgültiges Gericht gehalten
würde.“* * * 159 „Dem Süden“, schrieb ein anderer Publizist,
„diente die Konstitution nur zum Vorwande der Sezession;
er wußte von Anfang an gut genug, daß er für seine Sklaven
kämpfte, die er allerdings unnötigerweise für den einzigen
Hebel seiner Prosperität hält, während sie in Wirklichkeit die
einzigen Ursachen seines Elendes sind.“160
Klar in seiner Auffassung dieser Ursache des Sezessions-
krieges, war das deutsche Volk über die Frage der Sklaverei bei-
nahe einer Meinung. Sein Interesse haftete sehr an dem humani-
tären Moment. „Auf einen nordamerikanischen Abolitionisten
kamen mindestens zehn Deutsche.“161 Das ganze liberale
Deutschland sprach seinen Abscheu gegen das System aus.
Die gelehrte Welt war längst mit der amerikanischen
Sklavenfrage bekannt. In der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts erschien in Deutschland eine ziemlich große Literatur
über dieses Thema. Die Sklaverei wurde sogar in Romanen
behandelt.162 Das Übel des Systems vom sozialen Standpunkt
aus wurde allgemein anerkannt. Auch hatten deutsche Ge-
lehrten die Schwäche der Sklaverei vom rein wirtschaftlichen
Standpunkt bloßgestellt.163 164 Die großen Werke von Grund, Julius,
von Raumer und Handelmann, obgleich unparteiisch und
wissenschaftlich geschrieben, hatten das Institut der Sklaverei
unbedingt verurteilt?64 Die Befreiung der Sklaven wurde als ein
tum, daß der Süden mehr romanisch als germanisch war, wurde während
des Krieges oft behauptet. Selbst ein Werk wie Perthes Geschichts-Atlas,
S. 66, macht noch diese Fehler.
159 Preußische Jahrbücher, 1861, Bd. VII, S. 566.
160 Die Grenzboten, 1861, Bd. IV, S. 81.
161 Blankenburg, Die inneren Kämpfe der Union, S. 224.
162 Sealsfeld, Süden und Norden.
163 Huber, Soziale Fragen, Bd. II, und Helper, Staatsökonomie.
164 Grund, Die Amerikaner. Julius, Nordamerikas sittliche Zustände,
v. Raumer, Die Vereinigten Staaten von Nordamerika.