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haupten, ist der Deutsch-Amerikaner Friedrich Kapp (1824
bis 1884), einer der Männer, von denen man wirklich sagen darf,
daß sie zwei Völkern angehört haben und beiden zugleich
in ausgezeichneter Weise gedient haben.153 Er war am
13. April 1824 zu Hamm in Westfalen geboren, wurde Jurist,
aber seine freiheitlichen und nationalen Ideen trieben den
jungen Auskultator zur Teilnahme an der revolutionären Be-
wegung von 1848. Wegen seiner Teilnahme am Frankfurter
Aufstand und an der Pfälzischen Revolution mußte er nach
Paris flüchten und wanderte, da ihm die nächste Zukunft
Deutschlands nichts zu bieten schien, nach New York aus,
erwarb das Bürgerrecht und ließ sich als Advokat nieder.
Als aktives Mitglied der republikanischen Partei und als
Gegner der Sklaverei, die er schon 1854 in einer Schrift über
„Die Sklavenfrage in den Vereinigten Staaten“ bekämpfte, be-
gann er in der großen Lebensfrage der Union auf das Deutsch-
tum auf beiden Seiten des Ozeans einzuwirken. Die größte
Wirkung auf die öffentliche Meinung in Deutschland übte seine
„Geschichte der Sklaverei in den Vereinigten Staaten von
Amerika’’, die als eine Ergänzung seines früheren Werkes 1861
erschien. Hier schilderte Kapp die Gründung und Entwick-
lung dieses Systems in den englischen Kolonien, seine stets
wachsende Wirkung auf das politische und soziale Leben der
Südstaaten und endlich die dadurch erfolgte geistige und wirt-
schaftliche Trennung der zwei großen Landesteile der ameri-
kanischen Union. In einer unparteiischen Art und Weise stellte
Kapp die großen Schwächen der Sklaverei in ihrer sozialen
und vor allem wirtschaftlichen Richtung dar. Daß die Kultur
und Moral der Gegenwart ein solches System in einem Kultur-
staat zum Tode verurteilte, hob er klar hervor und seine
Schlußfolgerungen fanden einen Widerhall im ganzen liberalen
Deutschland.
Aber Kapp war noch mehr als der vornehmste und sach-
kundigste Aufklärer der Deutschen über das Wesen der Skla-
verei. Mehr und mehr war er in seinen historischen Schriften

153 Über ihn: J. Rodenberg, Friedrich Kapp; G. v. Bunsen, Friedrich
Kapp, Volkswirtschaftliche Zeitfragen, 49 (1885).
 
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