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Mackensen, Michael; Faber, Andrea; Mackensen, Michael [Mitarb.]
Das römische Gräberfeld auf der Keckwiese in Kempten (1,1): Gräber und Grabanlagen des 1. und 4. Jahrhunderts: Text — Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1978

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.70067#0135

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Zentral ge-
legenes Grab
Weitere
Gräber
Innenmaße
Dm (in m)
Außenmaße
Dm (in m)
Durchschnittliche
Grabenbreite (in m)
27
1,3
1,9
0,3
48
2,9
3,8
0,45
52
1,4
2,0
0,3
99
3,3
4,0
0,3
220
205
2,4
3,2
0,4
283
284
5,4
7,7
1,15

Tabelle 11. Kreisförmige Einfriedungsgräben.

waren nach Analogien in Aquileia bis etwa 1,5 m
hoch8. Die starke Fundamentierung der qudrati-
schen Einfriedungsmauer war wegen der schweren
Zinnendeckel notwendig 9.
Bedeutend schwieriger ist die Interpretation des
kreisförmigen, zentral gelegenen Steinfundamentes
von Grab 32 unter anderem auch wegen des Feh-
lens von Architekturteilen. Für die Deutung als
Steinkranz eines Grabhügels liegen keinerlei kon-
krete Hinweise vor; dagegen spricht die breite
Fundamentierung, zudem wäre die Anlage eines
Grabhügels innerhalb der Einfriedungsmauer un-
gewöhnlich 10.
Von der bisher allgemein als Fundamentierung
eines Grabbaus angesprochenen Mauer sind auf-
gehende Steinlagen nicht mehr beobachtet wor-
den 11. Auffallend ist allerdings die etwas weniger

tiefe und breite Substruktion im Vergleich zur qua-
dratischen Einfriedungsmauer. Die vorhandene
Fundamentierung war sicher unzureichend für einen
turmartigen Grabbau mit darübergestelltem Stock-
werk, ähnlich etwa dem der Curia Marcella in
Aquileia12 mit rundem Sockel, Grabstatue und
konkav geschweifter Bedachung. In diesem Fall
wäre wie bei turmförmigen Grabmälern eine mas-
sive Substruktion unbedingt notwendig 13. Anneh-
men möchte man vielmehr ein zylinderförmiges,
möglicherweise außen mit Tuff- oder Sandstein
verblendetes und innen mit Erde verfülltes Grab-
mal, dessen ursprüngliche Höhe unbekannt bleiben
muß. Aufgrund der Fundamentbreite von etwa
0,6 m kann man aber durchaus eine Höhe von ma-
ximal 2,0 m bis 2,5 m vermuten; auszuschließen ist
ein weit niedrigerer Trommelbau aber auch nicht.

8) G. Brusin, Nuovi monumenti sepolcreti (1941) 8 ff. Taf. 2; R. Egger, Jahresh. Österr. Arch. Inst. 17, 1914
Beibl. 73 f. Abb. 45.
9) Vgl. z. B. Tomasevic, Augst 35 ff. Falls der Zinnendeckel des angeblichen Grabes 21 zu der 0,8 m breiten
Fundamentierung der Umfassungsmauer um Grab 1 gehörte, liegen hier entsprechende Verhältnisse vor.
10) Vgl. aber M. Hell, Mitt. Anthr. Ges. Wien 55, 1925, 258 f. Abb. 3 (Köstendorf Hügel 11) mit rundem, ge-
mörteltem, gewölbeartig überdecktem Grabbau. — Hinzuweisen ist besonders auf eine Anlage im Gräber-
feld von Ribnica (Slowenien); vgl. P. Petru, Rimski grobovi iz Dobove, Ribnice in Petrusnje vasi. Academia
Scientiarum et Artium Slovenica. Classis I: Historia et Sociologia. Razprave 6, 1969, 28 f. 43 f. 53 Taf. 22.
25; das Inventar von Grab 35, u. a. ein Fibelbruchstück, Glas- und Keramikfragmente, sind jedoch nicht ab-
gebildet. Die rechteckige, aus vermörtelten Bruchsteinen errichtete, ca. 9,1 m mal 9,8 m große Einfriedungs-
mauer (ebd. Taf. 22. 25) entspricht annähernd derjenigen von Kempten (Beil. 4, 1). Die zentral gelegene,
kreisförmig gemörtelte Bruchsteinmauer um Grab 35 mit 2,9 m Durchmesser, 0,62 m Mauerstärke und
0,54 m Mauerhöhe auf einer 0,2 m hohen Bruchsteinmauersubstruktion zeigt nach Petru (ebd. 43 f. 53) den
Ansatz für eine halbrunde Kuppel; ein Vergleich mit Taf. 22 erbringt jedoch keine Bestätigung dieser Aus-
sage. Die Interpretation Petrus (ebd. 43 f. 53) des Mauerrings um Ribnica Grab 35 als Reminiszenz hall-
stättischer Grabhügel erscheint allzu hypothetisch.
11) Krähe, Ausgrabungen 89; ders., Germania 41, 1963, 118 f.; Schleiermacher, Cambodunum 102; H.-J. Kell-
ner, Die Römer in Bayern (1971) 124.
12) H. Gabelmann, Bonner Jahrb. 173, 1973, 191 Abb. 38; vgl. auch M. Floriani-Squarciapino (Hrsg.), Scavi di
Ostia 3. Le Necropoli I (1958) 23 Abb. 3: Rundbau von 4,5 m Durchmesser auf massiver, quadratischer
Substruktion.
13) Vgl. E. Krüger, Germania 8, 1924, 32 ff. Abb. 1—2; H. Kähler, Bonner Jahrb. 139, 1934, 145 ff.; Bonner
Jahrb. 132, 1927, 267 ff. Abb. 9; Germania 34, 1956, 108 ff. Abb. 6; allgemein: M. Verzar, Melanges ficole
Fran<;. Rome. Antiquite 86, 1974, 415 ff., bes. 418 ff.

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