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Mahlmann, Heinrich [Editor]; Oriolla, ... von [Editor]; Humboldt, Alexander von [Auth. o. Intro.]
Zur Erinnerung an die Reise des Prinzen Waldemar von Preussen nach Indien in den Jahren 1844 - 1846 (Band 1) — Berlin, 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.19468#0070
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VII Äairo.

airo, eigmtlich El-Kahira, b. h. bie Siegreiche, jcht aber von ben Eingebomm
gewöhnlich Masr genannt, ist die Kauptstadt Aegtchtells und die größte Stadt in Asrika,
chit 26,000 Hausern ilnd nlebr als ^ Milliolr Einwobner. Auch wird jie ill gallz
Aegbptm nlld Arabien sür die Königiu der Städte, siir den Znbegrifs alles Groseil und Präsiitigen
gehalteil, und die arabische Poesie rnbmt obne Anfbören ibre Schönbeiten als so wnnderooll, daß
sich in keiner anderen Stadt des Orients ibres Gleichen finde.

Der Neismde näbert sich chr, natürlich, mit großen Erwartnngen, uild wird in der Tbat mit
Stamlen erfüllt beim Anblick der zahlreichen Minarets, loelche die dreibundert Moscheen dieser Hanpt-
stadt zieren. Schon die Thore sind ein grofer Schmnck Kairo's, nnd mehrere derselben zeichnen sich
dllrch den großartigen, aber einfachm Stpl chrer Bauart aus. Enropäer jedoch, welche die Stadt
nnr ans jenm dichterischen Schilderungm kennen, seben sich einigerlnafen mttänscht, wmn sie, in
dieselbe eintretend, die äuferst schmalen nnd krllmmen, nngepflastertm Straßen dnrchwandern, be-
lästigt von dem dichtm Staube, dm die wogende Menge von Mmschen, Hunden, Kameelen nnd
Eseln erregt. Die Residenz des Paschas aber, mit chren zauberischen Sälen lllld Gemächern, die
Citadelle mit dem Zoseschsbrunnen und eine Wasserleitung vom Nil her, die inarmornen Gräber
der Mamelucken mit bemalten und vergoldeten Kuhpeln, und die grofe Zahl der Moscheeil, inlter
lvekchen die des Sultans Hassan alle Pracht der sarazellischen Architektnr in sich vereinigt, silld
von eigeiler Anziehllngskraft. Prinz Waldemar spricht sich in seinem Tagebnche besonders rühmend
über dieje Kanpt-Moschee Kairo's ans, in fokgmdm Worten:

„Das Jnnere keiner der Moscheen, welche ich sah, imponirte mir mehr, als das von Ek-
Hajfain es ist wahrhaft grofartig uild mir sehr werth geworden. Wie schön nnd herrlich mnß
diese Noschee vor ein oder zwei Iahrhunderten gewesen sein, aks sie noch in ihrer vollen Pracht uild
Psarbenfrische dastand. Zept, da ihre Farben schon undeutlich geworden iind, geht anch sie, gleich
den übrigm Moschem Kairo's, ihrem Berfall angmscheinlich entgegeil. Ein mit Marmorplatten
belegter Borhof, in dessen Mitte sich ein pittoresker Wasserbehälter besindet, ist von vier, etwa
60 Fuf hohen Nischen umgebell. Diese sind mit bemalten Schnörkekn, Arabesken und Sprüchen
ans deni Koran in grofer erhabener Schrift, und mit Hnnderten von Lämpchen geichmückt,
welche von der Wölblmg an langen Schilürm herabhangen. Hier werden die Heiligm, von
Mlchamed festgeschtm Waschnngm vorgenommen. Der Hos ijt von deu Nischen dnrch einen
ch getrennt, und zwei Thüren sühren in die Kibla (das Allerheiligsie), welche von einer
 
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