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Malkowsky, Georg [Compiler]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0326
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312

Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild.

Weise anordnen, und zwar 1. als Oberlichter
(Soffitten), 2. als Seitenhohter (Coulissen),
3. als Rampenlichter (Fussrampe), 4. als Ver-
satzkörper. In jedem dieser Körper sind
die drei Farbensätze dicht nebeneinander,
immer in derselben Reihenfolge die Farben
wechselnd, also beispielsweise weiss - rot-
grün etc. angeordnet. In einzelnen Fällen,
z. B. im Kgl. Hoftheater zu Hannover, ist
durch Hinzufügung eines Satzes gelber
Lampen auch ein Vierfarbensystem vor-
gekommen; doch werden drei Farben wohl
meist genügen. Es erhellt nun sofort, dass
sich mit den obenerwähnten an vier Stellen
plazierten Bühnenbeleuchtungskörpern, die
insgesamt bis zu 20 000 Glühlampen, von
je 25—35 Normalkerzen erhalten, die alier-
verschiedensten Effekte komponieren lassen.

Bedingung hierfür ist nur ein gutes und
zuverlässiges Instrument, weiches sicher ge-
stattet, von einem Ort aus, durch ein leichtes
Verschieben von Tasten und Hebeln, ähn-
lich wie ein Klavierspieler mit Hilfe der
Klaviatur die Töne hervorruft, die verschie-
densten Farbenakkorde zu erzielen.

Für diesen Zweck kommt der Bühnen-
regulator zur Verwendung. Unsere Abbildung
zeigt einen solchen der Siemens & Halske,
A.-G., welcher zur Zeit auf der Pariser
Weltausstellung ausgestellt ist. Dieser Appa-
rat, welcher verhältnismässig wenig Platz
einnimmt, findet seine Aufstellung am besten
vor der vordersten Coulisse neben dem
eisernen Vorhang, sodass derjenige, welcher
ihn bedient, auch jederzeit die hervor-
gebrachten Effekte beobachten kann. Man
sieht auf der linken Seite der Abbildung
die einzelnen Tasten, welche es ermög-
lichen , die eine oder andere Gruppe
in den Soffitten- bezw. in der Rampen-
oder Coulissen -Beleuchtung, in jeder der
drei Farben und in jeder gewünschten Stärke
zu lassen,

Da es notwendig ist, däss der Uebergang von geringerer
zu grösserer Helligkeit nicht ruckweise, sondern für den Zu-
schauer unmerklich erfolgt, so sind die Widerstände, welche
konstruktiv von dem Bühnenregulator getrennt sind und ah
beliebiger Stelle, wo eine gute Ventilation und warme Ab-
leitung erwartet werden kann, eingebaut werden, in kleine
Unterabteilungen geteilt, sodass beim Schleifen der Kontakt-
hebel von einem auf den nächsten Kontakt die Lichtstärke nur
wenig variiert. Von den Tasten (linke Seite der Figur) führen
Zugdrähte über Rollen zu den Schleifkontakten der Wider-
stände, welche in dem Gestell auf der rechten Seite eingebaut
sind. Es wird also in der Praxis das rechts befindliche Ge-
stell sich z. B. irgendwo unter der Bühne befinden können,
während der Maschinenmeister den links befindlichen Teil auf

Bühnen-Beleuchtungsregulator, ausgestellt von Siemens & Halske, Berlin.

erstrahlen der Bühne bedient. Dass die Bedienung dieses Instrumentes
naturgemäss eine schwierige ist, da neben den beliebigen
Stellungen der einzelnen Hebel ein sinnreicher Klinkwerk-
Mechanismus es ermöglicht, jeden einzelnen Griff in jeder
Lage mit der Hauptwelle zu kuppeln und ganze Gruppen
durch Bewegung der seitlich sichtbaren Handräder zu be-
dienen, bedarf kaum einer Erwähnung. Ebenso gewiss ist
aber, dass der geübte Spieler auf diesem Instrument die
wunderbarsten Farben- und Licht-Symphonien hervorbringen
kann. Die Jury der Pariser Weltausstellung hat der Firma
Siemens & Halske Aktiengesellschaft, welche diesen Apparat
in der Klasse 25 (Eclairage electrique) ausgestellt hatte, auch
für diese Klasse den grand prix, die höchste Auszeichnung,
welche sie zu vergeben hatte, verliehen. Zu diesem Erfolg
dürfte wohl nicht zum mindesten der Bühnenregulator beige-
tragen haben.

Die österreichischen Interieurs auf der Weltausstellung.

Von Dr. phil; Ludwig Abels, Wien.

slplahe dem Komplex von Wohnräumen, den das deutsche
<^fe& Reich in dem Industriepalais der Invaiidenesplanade
e4til S* errichtet hat, befindet sich — in räumlichem und
künstlerischem Sinne ein Pendant zu demselben — die
Ausstellung österreichischer Interieurs. Sie ist gleichfalls.

Nachdruck ohne Quellenangabe verboten,
um einen stattlichen Mittelraum, den Ehrenhof, gruppiert und
zum kleineren Teil im Erdgeschoss, zum grösseren in den
Nebenräumen der Gallerie, zu der eine breite Freitreppe em-
porführt, untergebracht. Und was die künstlerische Bedeu-
tung dieser Ausstellung anbelangt, so ist sie gleich jener des
 
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