Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild.
Vieles fand hier Erwähnung, manches
Hesse sich noch rühmend hervorheben, aber
im ganzen kann schliesslich doch nur wieder-
holt werden, was eingangs über diese Ab-
teilung bemerkt wurde: sie genügt nicht.
Vielleicht, dass hierzu auch ein Umstand
beiträgt, den Dr. Peter Jessen, Direktor
der Bibliothek des Kunstgewerbe-Museums
zu Berlin, in einer Einleitung zum deutschen
amtlichen Katalog mit den Worten zum
Ausdruck bringt: „Im ganzen trifft das
Jahr 1900 das deutsche Buchgewerbe wie
das Kunstgewerbe in einer Krisis. Das Alte
ist nicht mehr lebensfrisch, das Neue noch
nicht reif. Aber die Gärung ist so kraft-
voll, dass man auf eine gesunde Klärung
hoffen darf." Soweit es sich hier um die
äussere Gestalt des Buches handelt, hat
Herr Direktor Jessen sicherlich Recht und
auch auf dem Gebiet des Vertriebes kann
es für das Buchgewerbe nur vorteilhaft
sein, wenn es sich ohne seine feste Organisation aufzugeben,
ein wenig mehr den freieren Formen modernen Handels-
Gebäude für Handels-Schiffahrt.
Verkehrs anschliesst und vor allem mit einem Kredit
bricht, das die Ueberproduktion fördert.
Unfreiwillige Aussteller.
j£s ist eine alte Thatsache, so alt, dass es fast abge-
schmackt ist, sie zu wiederholen, man geht ins
Theater nicht allein um zu sehen, sondern auch um
gesehen zu werden, und was sich täglich im engen
lokalen Massstabe der einzelnen Städte ereignet, gilt auch für
die grosse Gigantenkomödie, die Frankreich heute den zivili-
sierten Völkern giebt. Man geht zur Pariser Weltausstellung
zweifellos in erster Linie um seine Neugierde zu befriedigen,
aber ganz leise und verschwiegen, still aber doch kräftig ge-
nug treibt den fremden Besucher die unbestimmte Empfindung,
dagewesen sein zu müssen. Später sagen zu können „auch
ich bin 1900 in Paris gewesen", und diese Aussage durch die
Erzählung eines erlebten Abenteuers zu unterstützen in der
Lage zu sein, das ist der Motive, welche die grosse Zahl der
Gäste in die Mauern der alten Lutetia ziehen, nicht das geringste.
Ich glaube Paris bietet in diesem Jahre eine grosse Gelegen-
heit, sich in das Studium der verschiedenen Nationalcharaktere
Jardiniere, entworfen von J. Kowarzik, ausgeführt von E. Schürinanii & Co., Frankfurt a.M.
Nachdruck oiini: Oufttonan^abc verboten.
zu versenken und zwar dient uns die Ausstellung als solche
mit den Reproduktionen dessen, was die einzelnen Arrangeure
als typisch für ihre Heimat hier errichteten, nur als gelungenes
Milieu, in welchem sich.die unfreiwilligen Akteure, die uns als
Studienmaterial dienen, bewegen. Die Flut der Ausstellungs-
besucher, die angelockt von der grossen Sensation der Jahr-
hundertwende in Paris sich einfinden", nat hier fast alle
Typen der einzelnen Völker zusammengespült und zwar in
solch beträchtlicher Menge und Auswahl, dass sie sich fast zu
kleinen geschlossenen Bildern ergänzen, die im richtigen Augen-
blick erfasst, deutliche feste Züge annehmen.
Wir wollen — diese kleine nationale Unbescheidenheit sei
mir verziehen — mit den Deutschen anfangen, und man wird
mir weiterhin verzeihen müssen, wenn ich mit meinen Lands-
leuten ein wenig ins Gericht gehe. Der Deutsche hat auf
der Exposition so viele Erfolge zu verzeichnen, die einen Berg
von Anerkennungen auf sein blondes Haupt getürmt haben,
dass der berechtigte Tadel
nicht unterdrückt zu werden
braucht. Es macht sich,
damit lässt sich einNational-
fehler unseres Volkes am
besten charakterisieren, bei
dem Deutschen ein ge-
wisser .Mangel an gesell-
schaftlicher Erziehung gel-
tend, der im eigenen Lande,
wo ein jeder seine Verkehrs-
kreise selbst sich sucht,
weniger klar zu Tage tritt,
als hier bei der grossen
Völkerrevue, die jeden Kon-
trast heller leuchten lässt.
Die erhabene Rücksichts-
losigkeit, mit der sich aus-
schliesslich der Deutsche
in Bezug auf seine Klei-
dung über alle Gebote des
guten Geschmackes hinweg-
setzt, haben ihn im Aus-
Vieles fand hier Erwähnung, manches
Hesse sich noch rühmend hervorheben, aber
im ganzen kann schliesslich doch nur wieder-
holt werden, was eingangs über diese Ab-
teilung bemerkt wurde: sie genügt nicht.
Vielleicht, dass hierzu auch ein Umstand
beiträgt, den Dr. Peter Jessen, Direktor
der Bibliothek des Kunstgewerbe-Museums
zu Berlin, in einer Einleitung zum deutschen
amtlichen Katalog mit den Worten zum
Ausdruck bringt: „Im ganzen trifft das
Jahr 1900 das deutsche Buchgewerbe wie
das Kunstgewerbe in einer Krisis. Das Alte
ist nicht mehr lebensfrisch, das Neue noch
nicht reif. Aber die Gärung ist so kraft-
voll, dass man auf eine gesunde Klärung
hoffen darf." Soweit es sich hier um die
äussere Gestalt des Buches handelt, hat
Herr Direktor Jessen sicherlich Recht und
auch auf dem Gebiet des Vertriebes kann
es für das Buchgewerbe nur vorteilhaft
sein, wenn es sich ohne seine feste Organisation aufzugeben,
ein wenig mehr den freieren Formen modernen Handels-
Gebäude für Handels-Schiffahrt.
Verkehrs anschliesst und vor allem mit einem Kredit
bricht, das die Ueberproduktion fördert.
Unfreiwillige Aussteller.
j£s ist eine alte Thatsache, so alt, dass es fast abge-
schmackt ist, sie zu wiederholen, man geht ins
Theater nicht allein um zu sehen, sondern auch um
gesehen zu werden, und was sich täglich im engen
lokalen Massstabe der einzelnen Städte ereignet, gilt auch für
die grosse Gigantenkomödie, die Frankreich heute den zivili-
sierten Völkern giebt. Man geht zur Pariser Weltausstellung
zweifellos in erster Linie um seine Neugierde zu befriedigen,
aber ganz leise und verschwiegen, still aber doch kräftig ge-
nug treibt den fremden Besucher die unbestimmte Empfindung,
dagewesen sein zu müssen. Später sagen zu können „auch
ich bin 1900 in Paris gewesen", und diese Aussage durch die
Erzählung eines erlebten Abenteuers zu unterstützen in der
Lage zu sein, das ist der Motive, welche die grosse Zahl der
Gäste in die Mauern der alten Lutetia ziehen, nicht das geringste.
Ich glaube Paris bietet in diesem Jahre eine grosse Gelegen-
heit, sich in das Studium der verschiedenen Nationalcharaktere
Jardiniere, entworfen von J. Kowarzik, ausgeführt von E. Schürinanii & Co., Frankfurt a.M.
Nachdruck oiini: Oufttonan^abc verboten.
zu versenken und zwar dient uns die Ausstellung als solche
mit den Reproduktionen dessen, was die einzelnen Arrangeure
als typisch für ihre Heimat hier errichteten, nur als gelungenes
Milieu, in welchem sich.die unfreiwilligen Akteure, die uns als
Studienmaterial dienen, bewegen. Die Flut der Ausstellungs-
besucher, die angelockt von der grossen Sensation der Jahr-
hundertwende in Paris sich einfinden", nat hier fast alle
Typen der einzelnen Völker zusammengespült und zwar in
solch beträchtlicher Menge und Auswahl, dass sie sich fast zu
kleinen geschlossenen Bildern ergänzen, die im richtigen Augen-
blick erfasst, deutliche feste Züge annehmen.
Wir wollen — diese kleine nationale Unbescheidenheit sei
mir verziehen — mit den Deutschen anfangen, und man wird
mir weiterhin verzeihen müssen, wenn ich mit meinen Lands-
leuten ein wenig ins Gericht gehe. Der Deutsche hat auf
der Exposition so viele Erfolge zu verzeichnen, die einen Berg
von Anerkennungen auf sein blondes Haupt getürmt haben,
dass der berechtigte Tadel
nicht unterdrückt zu werden
braucht. Es macht sich,
damit lässt sich einNational-
fehler unseres Volkes am
besten charakterisieren, bei
dem Deutschen ein ge-
wisser .Mangel an gesell-
schaftlicher Erziehung gel-
tend, der im eigenen Lande,
wo ein jeder seine Verkehrs-
kreise selbst sich sucht,
weniger klar zu Tage tritt,
als hier bei der grossen
Völkerrevue, die jeden Kon-
trast heller leuchten lässt.
Die erhabene Rücksichts-
losigkeit, mit der sich aus-
schliesslich der Deutsche
in Bezug auf seine Klei-
dung über alle Gebote des
guten Geschmackes hinweg-
setzt, haben ihn im Aus-