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Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0093
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Horizontes sowie die großköpfigen, schweren Formen der Holsteiner Nadeln fehlen in den
jüngeren Gräbern. Nur vereinzelt treten Kombinationen wie die von Bargstedt I, Grab 197 (Taf
27, 197) auf und lassen eine Verbindung der jüngeren Spätlatenezeit mit ihrem älteren Horizont
erkennen.
Während nach Abschluß der Stufe Hornbek 1b die östlichen Teile der Stader-Geest-Gruppe,
etwa das Gebiet zwischen Oste und Seeve, und die Nordostniedersachsen-Gruppe gleiche Grabin-
ventare aufweisen, kommt es im Elbe-Weser-Dreieck zu einer eigenständigen Entwicklung. Abge-
sehen von der teilweise erkennbaren Verschiedenheit der Keramikformen fehlen die Waffen in den
Gräbern. Auch das sonst übliche Kleingerät wie halbmondförmige Rasiermesser167, Scheren,
Riemenverteiler, aber auch Knochennadeln und bestimmte Fibelformen liegen aus diesem Gebiet
nur mit wenigen Ausnahmen vor. Der jüngste Fibeltyp sind Drahtfibeln mit geknicktem Bügel
(Taf. 82, 3). Rechteckige Exemplare, kennzeichnend für das langobardische Siedlungsgebiet, fehlen
dagegen ebenso wie die Fibeln mit harfenförmig geschwungenem Bügel. Ein auf dem Gräberfeld
„auf der Wingst“ geborgener Bronzekessel mit Eisenrand läßt aber vermuten, daß Beziehungen
zum westlich anschließenden Gebiet auch noch in einem fortgeschrittenen Abschnitt der Spät-
latenezeit bestanden haben (K. WALLER, 1951, 103). Wir werten diese unserer Meinung nach erst
in der fortgeschrittenen Spätlatenezeit deutlich werdenden Unterschiede im Formenbestand des El-
be-Weser-Dreiecks als die nun vollzogene Ethnogenese der Chauken, die nach den antiken Schrif-
ten zufolge in der römischen Kaiserzeit dieses Gebiet besiedelten.
4. Die Metallfunde in der Stader Geest und Nordostniedersachsen
Während seit der älteren vorrömischen Eisenzeit bis zur spätlatenezeitlichen Stufe Hornbek Ib
im Beigabenbestand der Gräber immer wieder Unterschiede zu verzeichnen sind, ist in dem darauf-
folgenden Abschnitt der jüngeren vorrömischen Eisenzeit und den ersten nachchristlichen Jahrhun-
derten eine weitgehende Gleichförmigkeit der Metallgeräte in den Brandbestattungen beider Fundräu-
me zu verzeichnen. Diese Kongruenz der Inventare erlaubte O. Harck auch den methodisch unge-
wöhnlichen Schritt, mit Funden aus dem Stader Raum Chronologie für das nordostniedersächsische
Gebiet zu betreiben, was aus Mangel an geschlossenen Funden im letztgenannten Gebiet notwendig
wurde (O. HARCK, 1972, 37). In der Zwischenzeit sind aus diesem Raum die Funde des Fried-
hofes Putensen, Kr. Harburg, veröffentlicht worden (W. WEGEWITZ, 1972; 1973). Der Friedhof
von Rieste, Kr. Uelzen, wird von G. Körner bearbeitet 168. Ferner kann auf die bereits angeführte
neuergrabene Nekropole aus Drögennindorf, Kr. Lüneburg, verwiesen werden, deren Vorlage
durch F. Laux geplant ist. Somit wird in absehbarer Zeit für Nordostniedersachsen zahlreiches
Fundgut für wissenschaftliche Fragestellungen zur Verfügung stehen.
Das auffälligste Kennzeichen dieser spätlatene- und kaiserzeitlichen Friedhöfe ist, daß sie sich
nach Beigaben und Gefäßen in zwei Typen unterteilen lassen. An Metallgeräten sind Fibelformen
der Spätlatenezeit, wie die mit geknicktem (Kostrzewski Variante K), geschwungenem oder harfen-
förmig ausgestaltetem Bügel, auf beiden Friedhofstypen vertreten. Die Drahtfibel vom Mittellatene-
Schema mit rechteckigem Fuß gehört ebenfalls zum Fundgut beider Friedhofstypen. Abweichungen
ergeben sich für die Anzahl der Fibeln in den einzelnen Gräbern. Auf Friedhöfen vom Typ Darzau
werden häufiger 2—3 Exemplare in einer Urne gefunden, während auf Friedhöfen vom Typ Rieste
zwei oder gar drei Fibeln in einem Grab zu den Besonderheiten gehören. Die von T. Capelle ge-
nannten, weiträumig zusammengetragenen Beispiele, wo in Gräbern des Typs Rieste ausnahms-
weise mehr als eine Fibel lag, scheinen vielmehr dazu geeignet zu sein, die auf Friedhöfen vom Typ
167 Auf dem Gräberfeld auf der Wingst, Kr. Land Hadeln, ist bisher das einzige halbmondförmige Rasiermesser dieses
Fundraumes geborgen worden (K. WALLER, 1951, 107, Abb. 692).
'68 Freundliche Auskunft von G. Körner, Lüneburg, der Verfasser auch Einblick in das Abbildungsmaterial gewährte.
Mit der Publikation ist in Kürze zu rechnen.

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