Ausgrabungen bemerkbar. Waren im Bereich der archäologischen Denkmalpflege in Nieder-
sachsen im Jahr 1974 lediglich 28 Grabungen zu verzeichnen, so stieg diese Zahl bis zum Jah-
re 1977 auf 78 Unternehmungen und 1978 auf über 100 Einzelmaßnahmen. Aber dieses Zah-
lenspiel soll nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Mehrzahl dieser Untersuchungen keine
Planung zugrunde lag, sondern daß sie durch Baumaßnahmen und Kultivierungsarbeiten er-
zwungen waren. Kann man an diesem Zustand überhaupt etwas ändern? Ich denke, daß eine
archäologische Denkmalpflege, die den Anspruch erhebt, Forschung zu betreiben, Auswahl-
kriterien entwickeln muß. Geschieht das nicht, so wird man die entscheidenden Fragen zur
Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens nicht beantworten können. Hinzu kommt, daß nur
ein Bruchteil der im Bereich der archäologischen Denkmalpflege erzielten Forschungsergeb-
nisse bislang abschließend publiziert wurde. Das gilt ebenso für die in den zurückliegenden
Jahren als Schwerpunktmaßnahmen durchgeführten Vorhaben, wie für die zahlreichen und
weitgestreuten Einzel-Untersuchungen. Man wird also auch genötigt sein, Modelle für die Be-
richterstattung und Publikation zu entwickeln und neue Verfahren der Dokumentation zu er-
proben, um diesem für Niedersachsen besonders gravierenden Mißstand abzuhelfen. Ent-
scheidend ist dabei allerdings, daß in diese Überlegungen alle an der Ur- und Frühgeschichts-
forschung maßgeblich beteiligten Institutionen schon aus Gründen der Fachkompetenz ein-
bezogen werden müssen. Ansätze zur Kooperation sind zweifellos bereits wirksam. Dennoch
ist die Vereinzelung des Forschers, auch innerhalb einer Institution, unverkennbar. Bisher
vermögen die auf Landesebene oder überregional arbeitenden Gremien und Verbände kaum
koordinierend zu wirken, sehr zum Nachteil der Arbeitsergebnisse.
Wenn nachfolgend Auswahlkriterien für die archäologische Geländearbeit und deren Durch-
führung dargelegt werden, so sind sie natürlich nur als Denkanstoß zu verstehen:
— Entscheidend für die Durchführbarkeit eines Vorhabens sind naturgemäß immer die vor-
handenen Kapazitäten an Personal und finanziellen Mitteln. Das an sich Selbstverständ-
liche muß dennoch erwähnt werden: Die Koordinierung mit anderen Forschungseinrich-
tungen des Landes, sogar des Auslands, trägt zur Realisierbarkeit von Vorhaben bei.
— Eine umfassende Prospektion des Grabungsobjekts sollte angestrebt werden.
— Die Entscheidung darüber, ob Erhaltungszustand und danach zu erwartende Ergebnisse
in einer sinnvollen Relation zum erforderlichen Aufwand stehen, muß an der jeweiligen
wissenschaftlichen Fragestellung gemessen werden.
— Es ist die Tendenz bei vielen Archäologen unverkennbar, alle vorhandenen Erkenntnis-
möglichkeiten unter Einsatz technischer und wissenschaftlicher Möglichkeiten auszu-
schöpfen, ohne im Einzelfall den Aussagewert der Ergebnisse abzuschätzen. Das gilt
auch — und hier vielleicht besonders — für die Zusammenarbeit mit naturwissenschaftli-
chen Nachbarfächern.
— Stärker als bisher sollte überlegt werden, inwieweit Projekte im Einzelfall statt vom hoch-
qualifizierten Fachpersonal auch durch angelernte und in Ausbildung befindliche Kräfte
bearbeitet werden können.
— Die wichtigste Entscheidung scheint mir die nach der Relevanz einer Maßnahme unter re-
gionalen, aber auch überregionalen Gesichtspunkten zu sein.
Dieser Katalog ließe sich sicher beträchtlich erweitern. Hier sollte nur verdeutlicht werden,
daß man künftig stärker als bisher archäologische Untersuchungen von einer sorgfältigen
Vorprüfung abhängig machen sollte.
Es gibt bekanntlich gut untersuchte Landschaften in Niedersachsen und solche, in denen
noch keine Ausgrabung stattgefunden hat. Aus landesgeschichtlicher Sicht muß hier ein Aus-
gleich angestrebt werden, soweit bestimrjite Gegebenheiten — Funddichte, Denkmalbestand,
Erhaltungsfaktoren usw. — dies zulassen. In Niedersachsen sind andererseits auch keine tra-
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sachsen im Jahr 1974 lediglich 28 Grabungen zu verzeichnen, so stieg diese Zahl bis zum Jah-
re 1977 auf 78 Unternehmungen und 1978 auf über 100 Einzelmaßnahmen. Aber dieses Zah-
lenspiel soll nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Mehrzahl dieser Untersuchungen keine
Planung zugrunde lag, sondern daß sie durch Baumaßnahmen und Kultivierungsarbeiten er-
zwungen waren. Kann man an diesem Zustand überhaupt etwas ändern? Ich denke, daß eine
archäologische Denkmalpflege, die den Anspruch erhebt, Forschung zu betreiben, Auswahl-
kriterien entwickeln muß. Geschieht das nicht, so wird man die entscheidenden Fragen zur
Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens nicht beantworten können. Hinzu kommt, daß nur
ein Bruchteil der im Bereich der archäologischen Denkmalpflege erzielten Forschungsergeb-
nisse bislang abschließend publiziert wurde. Das gilt ebenso für die in den zurückliegenden
Jahren als Schwerpunktmaßnahmen durchgeführten Vorhaben, wie für die zahlreichen und
weitgestreuten Einzel-Untersuchungen. Man wird also auch genötigt sein, Modelle für die Be-
richterstattung und Publikation zu entwickeln und neue Verfahren der Dokumentation zu er-
proben, um diesem für Niedersachsen besonders gravierenden Mißstand abzuhelfen. Ent-
scheidend ist dabei allerdings, daß in diese Überlegungen alle an der Ur- und Frühgeschichts-
forschung maßgeblich beteiligten Institutionen schon aus Gründen der Fachkompetenz ein-
bezogen werden müssen. Ansätze zur Kooperation sind zweifellos bereits wirksam. Dennoch
ist die Vereinzelung des Forschers, auch innerhalb einer Institution, unverkennbar. Bisher
vermögen die auf Landesebene oder überregional arbeitenden Gremien und Verbände kaum
koordinierend zu wirken, sehr zum Nachteil der Arbeitsergebnisse.
Wenn nachfolgend Auswahlkriterien für die archäologische Geländearbeit und deren Durch-
führung dargelegt werden, so sind sie natürlich nur als Denkanstoß zu verstehen:
— Entscheidend für die Durchführbarkeit eines Vorhabens sind naturgemäß immer die vor-
handenen Kapazitäten an Personal und finanziellen Mitteln. Das an sich Selbstverständ-
liche muß dennoch erwähnt werden: Die Koordinierung mit anderen Forschungseinrich-
tungen des Landes, sogar des Auslands, trägt zur Realisierbarkeit von Vorhaben bei.
— Eine umfassende Prospektion des Grabungsobjekts sollte angestrebt werden.
— Die Entscheidung darüber, ob Erhaltungszustand und danach zu erwartende Ergebnisse
in einer sinnvollen Relation zum erforderlichen Aufwand stehen, muß an der jeweiligen
wissenschaftlichen Fragestellung gemessen werden.
— Es ist die Tendenz bei vielen Archäologen unverkennbar, alle vorhandenen Erkenntnis-
möglichkeiten unter Einsatz technischer und wissenschaftlicher Möglichkeiten auszu-
schöpfen, ohne im Einzelfall den Aussagewert der Ergebnisse abzuschätzen. Das gilt
auch — und hier vielleicht besonders — für die Zusammenarbeit mit naturwissenschaftli-
chen Nachbarfächern.
— Stärker als bisher sollte überlegt werden, inwieweit Projekte im Einzelfall statt vom hoch-
qualifizierten Fachpersonal auch durch angelernte und in Ausbildung befindliche Kräfte
bearbeitet werden können.
— Die wichtigste Entscheidung scheint mir die nach der Relevanz einer Maßnahme unter re-
gionalen, aber auch überregionalen Gesichtspunkten zu sein.
Dieser Katalog ließe sich sicher beträchtlich erweitern. Hier sollte nur verdeutlicht werden,
daß man künftig stärker als bisher archäologische Untersuchungen von einer sorgfältigen
Vorprüfung abhängig machen sollte.
Es gibt bekanntlich gut untersuchte Landschaften in Niedersachsen und solche, in denen
noch keine Ausgrabung stattgefunden hat. Aus landesgeschichtlicher Sicht muß hier ein Aus-
gleich angestrebt werden, soweit bestimrjite Gegebenheiten — Funddichte, Denkmalbestand,
Erhaltungsfaktoren usw. — dies zulassen. In Niedersachsen sind andererseits auch keine tra-
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