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Krüger, Thomas [Hrsg.]; Stephan, Hans-Georg [Hrsg.]; Raddatz, Klaus [Gefeierte Pers.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0403
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2.1 Gebrauchskeramik
2.1.1 Unverzierte Irdenware
Typologie und Technologie
Die einfache helltonige Irdenware ist durch bräunlich, gelblich und grünlich glasierte Grapen
mit Kragenrand und abgesetzter Standfläche (Abb. 1 u. 7), daneben durch einige Töpfe
(Abb. 5), Tiegel, Schüsseln und Schalen vertreten. Auffällig ist der bei fast allen Stücken
steinzeugartig harte Brand. Die Randformen der Grapen weichen teilweise durch schärfere
Absetzung des Kragens auf der Außenseite (Abb. 2—3) von den auf den ersten Blick ähnli-
chen Randformen des 16. und 17. Jahrhunderts ab (STEPHAN 1972 und 1975). Gleichartige
Randausbildungen des 18. Jahrhunderts sind aus Hann. Münden und Bodenwerder bekannt
(STEPHAN 1978).
Soweit die Gefäßdurchmesser rekonstruierbar sind, ergibt sich eine kontinuierliche Reihe von
9 bis 15 cm und zwei weitere Stücke mit etwa 17 bzw. 22 cm Randdurchmesser, alle durch je
ein Exemplar vertreten.
Als neue, im 17. Jahrhundert noch nicht vertretene Form (STEPHAN 1975) ist ein kleiner
Grapen mit Ausgußschneppe anzusehen. Der rötliche Ton, die stumpfe graue Oberfläche, die
nur einen Anflug von Glasur zeigt, und die ungewöhnliche Angarnierung des Stiels lassen an
eine Herstellung in einer wenig leistungsfähigen örtlichen Töpferei oder einer der näheren
Umgebung denken (Abb. 7). Zwei weitere profilierte Griffe mit guter gelblicher Glasur wer-
den zu einem weiteren kleinen und einem größeren Grapen gehören (Abb. 6, 2—3). In der
Mitte des 17. Jahrhunderts kam diese Form in Höxter noch nicht vor (STEPHAN 1975).
Funktion
Sie muß eine Neuerung der Folgezeit darstellen und kann als Übergangsform zu den im 19.
Jahrhundert üblichen kleinen Milchtöpfen angesehen werden (LEHNEMANN 1978, 80—81
und Abb. 61). Es liegt nahe, daraus den Schluß zu ziehen, die kleinen Grapen seien in älterer
Zeit für die gleiche Funktion verwendet worden. Auch für geschmacksempfindliche Speisen,
etwa bei der Zubereitung von Obst, hat man vielleicht Gefäße aus Ton bevorzugt. Mehr oder
weniger starke Rußspuren an der Gefäßunterseite belegen die Verwendung der Grapen am
offenen Herd, zum Kochen oder zum Warmhalten von Speisen. Die überwiegend geringe
Größe weist darauf hin, daß man nur kleinere Beigerichte und ähnliches darin zubereitete.
Die allgemein als Alltagskost verbreiteten Eintopfgerichte erforderten größere Kochgefäße.
Man wird hierfür die Verwendung der in Testamenten und Inventaren, auf Darstellungen
und in den Museumsbeständen in vielfacher Form belegten eisernen Grapen und Gelbgußgra-
pen annehmen dürfen. Wie die Funde an zahlreichen Orten beweisen, geht allerdings die Be-
hauptung zu weit, von der Mitte des 17. Jahrhunderts an fehlten weitgehend Kochtöpfe aus
Ton (so LEHNEMANN 1978, 78). Immerhin sind in diesem Fund der Mitte des 18. Jahrhun-
derts Grapen mittleren und größeren Formats nur in geringer Zahl vertreten. Diese waren
aber, und dies sei ausdrücklich festgehalten, schon im späten Mittelalter nicht eben häufig.
Auch ist der Gesamtanteil der Grapen mit etwa einem Drittel der gesamten Keramik etwas
niedriger als in Funden des 16. und 17. Jahrhunderts (STEPHAN 1972 und 1975).
Aufwendiger als die Kochgefäße sind die hier vertretenen glasierten Schüsseln und Teller
(Abb. 8). Bemerkenswert ist eine rottonige, innen auf weißer Engobe gelblich und auf der
Außenseite leuchtend grün glasierte Schüssel (Import aus Nordhessen, Abb. 9). Eine andere
beidseitig glasierte Schüssel hat einen antikisierenden Rand3. Die gelbtonige Keramik stammt
überwiegend aus lokaler und zu einem geringeren noch schwer einzuschätzenden Teil aus eng-
räumig gebundener regionaler Produktion.
3 Eine ausführlichere Behandlung der schlichten Irdenwaren findet sich im Abschnitt 2.6 dieser Arbeit.

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