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Krüger, Thomas [Editor]; Stephan, Hans-Georg [Editor]; Raddatz, Klaus [Honoree]; Korbel, Günther [Oth.]; Korbel, Günther [Oth.]; Raddatz, Klaus [Oth.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0560
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feine Siebe geschlämmt worden — das Ergebnis waren teils recht große Holzkohlebrocken
und kleine Keramikbruchstücke. Die verzierten sind alle in Abb. 3, 3—10 zusammengestellt.
J. A. BAKKER, Amsterdam, war so freundlich, die Scherben zu begutachten. Er setzt sie in sei-
ne jüngeren Drouwen-Phasen (BAKKER 1973). Die C14-Analysen verdanken wir M. A. Geyh,
Hannover. Die 5 folgenden Daten wurden ermittelt: Hv 8450 = 4500 ±65 B.P.; Hv
8451=9275±85 B.P.; Hv 8452 = 4795±60 B.P.; Hv 8453 = 4400±65 B.P.; Hv
8454 = 4730 ±85 B.P. Von diesen Werten fällt Hv 8451 mit 7325 ±85 v. Chr. völlig aus dem
Rahmen. Vielleicht stammt die Holzkohle von für Feuerungszwecke aus dem Moor geborge-
nem Holz. „Ohne das Ergebnis des Streufundes Hv 8401 haben die C14-Daten .... einen Mit-
telwert von 4600 ±35 Jahren. Die Ergebnisse stimmen allerdings fehlertheoretisch nicht über-
ein. Es empfiehlt sich die Zusammenfassung von je zwei Ergebnispaaren (8450 + 8453 bzw.
8452 + 8454) mit Mittelwerten von 4450 ±45 bzw. 4775 ±50 Jahren” (Zitat: M. A. Gey aus
dem Kommentar zu den Analysenergebnissen vom 23. 8. 1978). Das Ergebnispaar mit deut-
lich älterer Datierung (2875—2775 v. Chr.) geht auf Proben aus 2 Pfostengruben in der Mit-
telachse des Hauses zurück, die jünger datierten Holzkohlen (2545—2455 v. Chr.) stammen
aus dem Wandgräbchen auf der nordöstlichen Längsseite (zur Lage der Probenentnahme vgl.
Abb. 2). Die große Diskrepanz zwischen den beiden Datierungen würde nur mit weiteren C14-
Analysen überprüft werden können. Möglich ist eine mehrfache Besiedlung des Wohnplat-
zes, dann wäre beim Bau des Hauses aus einer älteren Siedlungsschicht Material in die Funda-
mentgruben geraten. Auch die ursprüngliche Lage der Holzkohle bei den inneren oder äuße-
ren Jahrringen eines Baumstammes kann natürlich zu unterschiedlichen Datierungen führen.
In beiden Fällen wäre für die Zeitstellung des Hausgrundrisses das jüngere Ergebnispaar eher
zutreffend. Dafür spricht auch die Einstufung der Keramik. Groninger Daten verwandter
Fundkomplexe entsprechen dem jüngeren Ergebnispaar (LANTING u. MOOK 1977, 77—79).
Hausgrundrisse der Trichterbecherkultur
Direkte Parallelen zu der Flögelner Hausform konnten wir in der Literatur nicht finden.
Häuser der Trichterbecherkultur sind bisher auch nur in sehr geringer Zahl bekannt gewor-
den (vgl. SCHLETTE 1958; BEHRENS 1973; HVASS 1977). Im folgenden wollen wir kurz
norddeutsche und dänische Grundrisse zum Vergleich heranziehen; dabei soll nur auf die
Form eingegangen werden, da Fragen nach der Funktion meist noch nicht zu beantworten
sind. Der Grundriß von Wittenwater, Kr. Uelzen (VOSS 1965), besteht nur aus Pfostenlö-
chern (Abb. 5). Die Schmalseiten besitzen halbrunde Abschlüsse. Durch zwei Querwände ist
das Haus in drei Räume unterteilt. Im mittleren Raum befand sich eine Herdstelle. Zwei nicht
in den Querwänden stehende Pfosten könnten Firstsäulen gewesen sein. Die einzige Überein-
stimmung mit dem Flögelner Grundriß ist die Aufteilung in mehrere Räume. Das gleiche
trifft für einzelne Grundrisse aus dem Huntedorf am Nordufer des Dümmers (REINERTH
1939) zu. Hier und bei einem der beiden Grundrisse von Dohnsen, Kr. Celle (PIESKER
1937), finden wir auch die antenartig vorgezogenen Seitenwände wieder. Die Grundrisse von
Dohnsen sind aber zu unregelmäßig, um wirklich als gesichert gelten zu können. Die Inter-
pretation der Gebäude aus dem Huntedorf als „Antenhäuser” läßt die Frage aufkommen,
wie weit diese auf den Grabungsergebnissen oder auf der zur Zeit der Grabung herrschenden
Ideologie beruht (vgl. dazu DÜRR 1962). Antenartig vorgezogene Seiten wände sind an Ge-
bäuden in den süddeutschen Moorsiedlungen nachgewiesen worden (ZÜRN 1965, 54). Noch
nicht in Abbildung vorgelegt sind „langrechteckige Häuser (18x4,5 m) mit Mittel- und
Wandpfosten” von Büdelsdorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde (HINGST 1979). Die beiden
85 m langen Grundrisse von Barkaer, Amt Randers, Ostjütland, werden neuerdings als To-
tenhäuser angesprochen. GLOB (1975) meint aber, daß sie nach dem Vorbild der Wohnhäu-
ser errichtet worden sind. Durch Querwände waren sie in 29 bzw. 30 Räume unterteilt. Das

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