Aus dem gleichen Grunde konnten hier in ver-
hältnismäßig früher Zeit zahlreiche Werkstätten
mit teilweise nicht wenigen Gehilfen entstehen.
2.5.2 Tonabbau und -aufbereitung
Bis zum Ende der südniedersächsischen Töpferei
traditioneller Art wurde der Ton im Tagebau
von den Töpfern und ihren Gehilfen abgebaut
(vgl. Kap. 2.6.1.3).
Vor der Verarbeitung wurde der Ton gelagert,
zunächst neben der Entnahmestelle oder bereits
m unmittelbarer Nähe der Töpferei, damit er
sich unter atmosphärischer Einwirkung („win-
tern” oder „sommern”) auflockern konnte.
Dann füllte man ihn schichtweise in eine Grube
neben der Töpferei, wobei man gegebenenfalls
jeweils eine gewisse Menge Wasser zusetzte, um
eine homogene Tonmasse zu erhalten. In die-
sem Stadium konnte, wo nicht natürlich vorhan-
den, auch die Magerung zugesetzt werden, die
für Irdenware unerläßlich ist. Nach einigen Ta-
gen ist der Ton verarbeitungsfähig. Er muß nun
mit dem Fuße und sodann eventuell noch mit
besonderen Instrumenten bearbeitet werden.
Dadurch wird der Ton ausgewaschen („ge-
schlämmt”) und außerdem das überflüssige
Wasser zur Entfernung von Verunreinigungen
sowie eingeschlossener Luftblasen entzogen.
Dann konnte der Töpfer die zu einem Werk-
stück benötigte Menge Ton mit einem Messer
abtrennen. Besonders die feinen Steinzeugtone
erfordern noch eine weitere Überprüfung ihrer
Reinheit auf der Walkbank, damit noch Luftbla-
sen und letzte Verunreinigungen ausgemerzt
werden können, bevor das eigentliche Töpfern
beginnt.
2.5.3 Die Formung
Die mittelalterlichen Töpfer bedienten sich der
relativ langsam drehenden Blockscheibe, einer
auf einer Achse frei aufgehängten Holzscheibe,
die mittels einer durch Sprossen verbundenen
leichteren Scheibe mit den Füßen in Bewegung
gehalten wurde.
Zu einem noch näher zu bestimmenden Zeit-
punkt, spätestens am Ende des 17. Jhs. dürfte
die Spindelscheibe, die für das benachbarte
Duingen nachzuweisen ist (LÖBERT 1977),
auch in Coppengrave bekannt geworden sein.
2*
Diese Art der Töpferscheibe bewegt sich gleich-
mäßiger als die Blockscheibe und erfordert keine
dauernde Beinarbeit mehr, so daß der Töpfer
seine Aufmerksamkeit auf die Entstehung der
Form konzentrieren kann. Die Blockscheibe
blieb aber noch lange in Gebrauch. Neben der
Töpferscheibe steht immer ein Gefäß mit Was-
ser, um den schnell trocknenden Ton geschmei-
dig zu halten.
Das wesentliche Hilfsmittel des Töpfers zur Ge-
winnung der Form sind seine Hände. Traditio-
nell benötigt er nur wenige, zudem einfache
Hilfsgeräte, die kaum die Bezeichnung Werk-
zeug verdienen. Zunächst sind hier Modellier-
hölzer zu nennen, die bei der mittelalterlichen
Keramik in großem Umfang zur Ausformung
von Graten und Rändern verwendet worden sein
müssen. Hingegen entstehen die Riefen durch
den „Knöchelzug” mit der Hand, und nur bei
besonderen scharfkantigen oder tiefen feinen
Rillen ist ein Gerät verwendet worden. Zur Glät-
tung bediente man sich verschiedener Schienen.
Bei der Herstellung von Rollstempel- oder Ein-
druckmustern dürfte man überwiegend Holz als
Material verwendet haben, wie rezente Belege
und die Seltenheit derartiger Stempel (die einst
in erheblicher Anzahl vorhanden gewesen sein
müssen) in Töpferfunden nahelegen. Vermut-
lich bediente man sich auch einer Markierung
der Gefäßgrößen. Schließlich kannte man in
Coppengrave schon im 14./15. Jahrhundert
Drähte zum Abschneiden der Gefäße (wie die
Spuren an Böden zeigen).
2.5.4 Das Trocknen
Um verarbeitet werden zu können, muß der Ton
einen bestimmten Feuchtigkeitsgehalt haben.
Damit ein Reißen während des Brandes verhin-
dert wird, soll aber den Gefäßen diese Feuchtig-
keit zuvor wieder entzogen werden; Luft füllt so-
dann die vorher mit Wasser ausgefüllten Poren,
der Ton verliert seine Plastizität, er ist „leder-
hart” geworden. Erst ein weiteres Trocknen, bei
dem die Gelschichten im Ton austrocknen, der
nun allmählich „knochenhart” wird, macht
diesen geeignet zum Brand. Das Trocknen er-
folgte in besonderen Räumen oder in der Werk-
statt selbst. Hierbei „schwindet” die Keramik
etwas, bei fetten Tonen um 5 bis 8 Prozent.
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hältnismäßig früher Zeit zahlreiche Werkstätten
mit teilweise nicht wenigen Gehilfen entstehen.
2.5.2 Tonabbau und -aufbereitung
Bis zum Ende der südniedersächsischen Töpferei
traditioneller Art wurde der Ton im Tagebau
von den Töpfern und ihren Gehilfen abgebaut
(vgl. Kap. 2.6.1.3).
Vor der Verarbeitung wurde der Ton gelagert,
zunächst neben der Entnahmestelle oder bereits
m unmittelbarer Nähe der Töpferei, damit er
sich unter atmosphärischer Einwirkung („win-
tern” oder „sommern”) auflockern konnte.
Dann füllte man ihn schichtweise in eine Grube
neben der Töpferei, wobei man gegebenenfalls
jeweils eine gewisse Menge Wasser zusetzte, um
eine homogene Tonmasse zu erhalten. In die-
sem Stadium konnte, wo nicht natürlich vorhan-
den, auch die Magerung zugesetzt werden, die
für Irdenware unerläßlich ist. Nach einigen Ta-
gen ist der Ton verarbeitungsfähig. Er muß nun
mit dem Fuße und sodann eventuell noch mit
besonderen Instrumenten bearbeitet werden.
Dadurch wird der Ton ausgewaschen („ge-
schlämmt”) und außerdem das überflüssige
Wasser zur Entfernung von Verunreinigungen
sowie eingeschlossener Luftblasen entzogen.
Dann konnte der Töpfer die zu einem Werk-
stück benötigte Menge Ton mit einem Messer
abtrennen. Besonders die feinen Steinzeugtone
erfordern noch eine weitere Überprüfung ihrer
Reinheit auf der Walkbank, damit noch Luftbla-
sen und letzte Verunreinigungen ausgemerzt
werden können, bevor das eigentliche Töpfern
beginnt.
2.5.3 Die Formung
Die mittelalterlichen Töpfer bedienten sich der
relativ langsam drehenden Blockscheibe, einer
auf einer Achse frei aufgehängten Holzscheibe,
die mittels einer durch Sprossen verbundenen
leichteren Scheibe mit den Füßen in Bewegung
gehalten wurde.
Zu einem noch näher zu bestimmenden Zeit-
punkt, spätestens am Ende des 17. Jhs. dürfte
die Spindelscheibe, die für das benachbarte
Duingen nachzuweisen ist (LÖBERT 1977),
auch in Coppengrave bekannt geworden sein.
2*
Diese Art der Töpferscheibe bewegt sich gleich-
mäßiger als die Blockscheibe und erfordert keine
dauernde Beinarbeit mehr, so daß der Töpfer
seine Aufmerksamkeit auf die Entstehung der
Form konzentrieren kann. Die Blockscheibe
blieb aber noch lange in Gebrauch. Neben der
Töpferscheibe steht immer ein Gefäß mit Was-
ser, um den schnell trocknenden Ton geschmei-
dig zu halten.
Das wesentliche Hilfsmittel des Töpfers zur Ge-
winnung der Form sind seine Hände. Traditio-
nell benötigt er nur wenige, zudem einfache
Hilfsgeräte, die kaum die Bezeichnung Werk-
zeug verdienen. Zunächst sind hier Modellier-
hölzer zu nennen, die bei der mittelalterlichen
Keramik in großem Umfang zur Ausformung
von Graten und Rändern verwendet worden sein
müssen. Hingegen entstehen die Riefen durch
den „Knöchelzug” mit der Hand, und nur bei
besonderen scharfkantigen oder tiefen feinen
Rillen ist ein Gerät verwendet worden. Zur Glät-
tung bediente man sich verschiedener Schienen.
Bei der Herstellung von Rollstempel- oder Ein-
druckmustern dürfte man überwiegend Holz als
Material verwendet haben, wie rezente Belege
und die Seltenheit derartiger Stempel (die einst
in erheblicher Anzahl vorhanden gewesen sein
müssen) in Töpferfunden nahelegen. Vermut-
lich bediente man sich auch einer Markierung
der Gefäßgrößen. Schließlich kannte man in
Coppengrave schon im 14./15. Jahrhundert
Drähte zum Abschneiden der Gefäße (wie die
Spuren an Böden zeigen).
2.5.4 Das Trocknen
Um verarbeitet werden zu können, muß der Ton
einen bestimmten Feuchtigkeitsgehalt haben.
Damit ein Reißen während des Brandes verhin-
dert wird, soll aber den Gefäßen diese Feuchtig-
keit zuvor wieder entzogen werden; Luft füllt so-
dann die vorher mit Wasser ausgefüllten Poren,
der Ton verliert seine Plastizität, er ist „leder-
hart” geworden. Erst ein weiteres Trocknen, bei
dem die Gelschichten im Ton austrocknen, der
nun allmählich „knochenhart” wird, macht
diesen geeignet zum Brand. Das Trocknen er-
folgte in besonderen Räumen oder in der Werk-
statt selbst. Hierbei „schwindet” die Keramik
etwas, bei fetten Tonen um 5 bis 8 Prozent.
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