bei Springe am Deister Fehlbrände derartiger
Keramik zutage kamen (für den ersten Hinweis
ist K. Grote M. A„ zu danken). Die Zufällig-
keit sämtlicher bisher gemachter Funde spricht
dafür, daß erst „die Spitze des Eisberges” sicht-
bar ist und man mit zahlreichen weiteren Fun-
den an diesen und weiteren Orten rechnen muß.
Kürzlich, nach der ersten Niederschrift dieser
Zeilen gemachte Funde von Töpfereirelikten mit
Weserware in Dörpe, Brünnighausen und Al-
tenhagen I weisen mit Nachdruck auf die Rich-
tigkeit dieser Vermutung hin (unveröffentlichte
Funde des Verfassers). Eine auf den ersten Blick
ähnliche, jedoch rottonige Keramik wurde in ei-
ner Töpferei in Minden/Weser, Pöttj erstraße,
hergestellt (Verfasser dankt Herrn Museumslei-
ter Dr. Bath in Minden für die Erlaubnis zur
Durchsicht des Materials). Ohne auszuschließen,
daß ähnliche Keramik nicht auch an anderen
Orten des Oberweser- und Leineberglandes in
kleinerem Umfang hergestellt worden ist, möch-
te ich doch als Arbeitshypothese formulieren:
Die Weserware ist ein spezifisches in
großem Umfang für den Export be-
stimmtes Produkt der Töpfereien Süd-
niedersachsens aus dem ,,Pottland”
zwischen Alfeld/Leine und Hameln/
Weser.
2.7.1.2.5 Zur Chronologie der Weserware
Stilistische Entwicklung (s. o.) und absolutchro-
nologische Einordnung der Weserware sind bis-
lang noch nicht im einzelnen zu klären. Zum
Bereich der Form und der formalen Einzelmerk-
male kann nur gesagt werden, daß Gesamtkon-
tur und einzelne Merkmale wie die Randausbil-
dung bisher keine zeitliche Unterteilung erlau-
ben. Anhand der Verzierung lassen sich jedoch
zwei Tendenzen erkennen, die chronologisch re-
levant sind. Die Gruppe der Gefäße mit gere-
geltem Dekor ist offenbar älter als die mit flüch-
tigeren, unregelmäßigeren Mustern. Hinzu
kommt, daß bei der ersten Gruppe fast immer,
bei der zweiten nur selten die Dekorfarbe Grün
verwendet wurde. Die exakte Datierung der An-
fänge dieser Keramik ist noch offen.
Teils farblich, teils in den einfachen Mustern
vergleichbare Keramik ist schon in der ersten
Hälfte oder spätestens für die Mitte des 16. Jahr-
hunderts in Höxter nachweisbar (STEPHAN
1972, 154—155, bes. Abb. 14). Hiermit wird
offenbar, daß die „Weserware” nicht ganz ohne
Vorstufe und als isoliertes Element innerhalb der
Irdenware der Neuzeit in Nordwestdeutschland
zu sehen ist. Nach unveröffentlichen Funden
aus Höxter tritt sie jedoch erst in den Jahrzehn-
ten um 1600 stärker in Erscheinung (und zwar
zusammen mit grünglasierten Renaissanceka-
cheln der Mitte bis zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts und Werrakeramik: Marktpassage frü-
her Marktstr. 8 Fst. 12, An der Kilianikirche 2,
Brinkstr./Möllingerplatz Fst. 5, Nicolaistr. 9).
In Hameln gibt es große Mengen von Weserware
in allen Schichten des späten 16. und 17. Jahr-
hunderts, einmal zusammen mit einer aus Rae-
ren bei Aachen stammenden Wappenauflage,
die datiert ist: 161(4) (unveröffentlichte Funde
des Verfassers). Gleiche Beobachtungen werden
jetzt auch in Göttingen gemacht (LÖBERT
1978; SCHÜTTE 1979).
Wichtige, gut datierbare Funde wurden auch
entdeckt an Plätzen ehemaliger Glashütten am
Ith und Hils, wo sie etwa auf der 1605 belegten
Hütte des „Hanß Becker” am Wellenspring bei
Grünenplan mit Wanfrieder Keramik auftritt,
die 1599 datiert ist (Herrn H. Six sei an dieser
Stelle herzlich dafür gedankt, daß er die in sei-
nem Besitz befindlichen Funde zugänglich
machte und mir darüber hinaus die Daten der
schriftlichen Überlieferung zu Glashütten erläu-
terte). Auf den Hüttenplätzen der Zeit um 1600
kommen ebenso wie in Höxter Schüsseln mit
geometrisch angeordneten Mustern vor.
Auch in größerer Entfernung, so in Lübeck, tritt
Weserware in den Jahrzehnten um 1600 stark in
Erscheinung (unveröffentliche Funde, etwa
Hundestraße 17 von der Sohle einer Kloake mit
Westerwälder Kurfürstenkrug aus dem Anfang
des 17. Jahrhunderts und Tuchplomben mit Da-
tierung 1628). Kurz vor 1600 beginnt nach Aus-
kunft der ausländischen Kollegen auch der Ex-
port nach England (J. G. Hurst), Holland (J. G.
Hurst und van Beuningen), Dänemark (N. K.
Liebgott, Kopenhagen, und M. Bencard, Ribe),
Schweden (Funde aus Stockholm im dortigen
Stadtmuseum) und Norwegen (P. Molaug, Os-
lo, und Funde im Bryggen-Museum, Bergen,
die mir A. Herteig zugänglich machte).
Weniger klar ist das Abklingen der Produktion
von Weserkeramik. Unter den Funden von den
63
Keramik zutage kamen (für den ersten Hinweis
ist K. Grote M. A„ zu danken). Die Zufällig-
keit sämtlicher bisher gemachter Funde spricht
dafür, daß erst „die Spitze des Eisberges” sicht-
bar ist und man mit zahlreichen weiteren Fun-
den an diesen und weiteren Orten rechnen muß.
Kürzlich, nach der ersten Niederschrift dieser
Zeilen gemachte Funde von Töpfereirelikten mit
Weserware in Dörpe, Brünnighausen und Al-
tenhagen I weisen mit Nachdruck auf die Rich-
tigkeit dieser Vermutung hin (unveröffentlichte
Funde des Verfassers). Eine auf den ersten Blick
ähnliche, jedoch rottonige Keramik wurde in ei-
ner Töpferei in Minden/Weser, Pöttj erstraße,
hergestellt (Verfasser dankt Herrn Museumslei-
ter Dr. Bath in Minden für die Erlaubnis zur
Durchsicht des Materials). Ohne auszuschließen,
daß ähnliche Keramik nicht auch an anderen
Orten des Oberweser- und Leineberglandes in
kleinerem Umfang hergestellt worden ist, möch-
te ich doch als Arbeitshypothese formulieren:
Die Weserware ist ein spezifisches in
großem Umfang für den Export be-
stimmtes Produkt der Töpfereien Süd-
niedersachsens aus dem ,,Pottland”
zwischen Alfeld/Leine und Hameln/
Weser.
2.7.1.2.5 Zur Chronologie der Weserware
Stilistische Entwicklung (s. o.) und absolutchro-
nologische Einordnung der Weserware sind bis-
lang noch nicht im einzelnen zu klären. Zum
Bereich der Form und der formalen Einzelmerk-
male kann nur gesagt werden, daß Gesamtkon-
tur und einzelne Merkmale wie die Randausbil-
dung bisher keine zeitliche Unterteilung erlau-
ben. Anhand der Verzierung lassen sich jedoch
zwei Tendenzen erkennen, die chronologisch re-
levant sind. Die Gruppe der Gefäße mit gere-
geltem Dekor ist offenbar älter als die mit flüch-
tigeren, unregelmäßigeren Mustern. Hinzu
kommt, daß bei der ersten Gruppe fast immer,
bei der zweiten nur selten die Dekorfarbe Grün
verwendet wurde. Die exakte Datierung der An-
fänge dieser Keramik ist noch offen.
Teils farblich, teils in den einfachen Mustern
vergleichbare Keramik ist schon in der ersten
Hälfte oder spätestens für die Mitte des 16. Jahr-
hunderts in Höxter nachweisbar (STEPHAN
1972, 154—155, bes. Abb. 14). Hiermit wird
offenbar, daß die „Weserware” nicht ganz ohne
Vorstufe und als isoliertes Element innerhalb der
Irdenware der Neuzeit in Nordwestdeutschland
zu sehen ist. Nach unveröffentlichen Funden
aus Höxter tritt sie jedoch erst in den Jahrzehn-
ten um 1600 stärker in Erscheinung (und zwar
zusammen mit grünglasierten Renaissanceka-
cheln der Mitte bis zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts und Werrakeramik: Marktpassage frü-
her Marktstr. 8 Fst. 12, An der Kilianikirche 2,
Brinkstr./Möllingerplatz Fst. 5, Nicolaistr. 9).
In Hameln gibt es große Mengen von Weserware
in allen Schichten des späten 16. und 17. Jahr-
hunderts, einmal zusammen mit einer aus Rae-
ren bei Aachen stammenden Wappenauflage,
die datiert ist: 161(4) (unveröffentlichte Funde
des Verfassers). Gleiche Beobachtungen werden
jetzt auch in Göttingen gemacht (LÖBERT
1978; SCHÜTTE 1979).
Wichtige, gut datierbare Funde wurden auch
entdeckt an Plätzen ehemaliger Glashütten am
Ith und Hils, wo sie etwa auf der 1605 belegten
Hütte des „Hanß Becker” am Wellenspring bei
Grünenplan mit Wanfrieder Keramik auftritt,
die 1599 datiert ist (Herrn H. Six sei an dieser
Stelle herzlich dafür gedankt, daß er die in sei-
nem Besitz befindlichen Funde zugänglich
machte und mir darüber hinaus die Daten der
schriftlichen Überlieferung zu Glashütten erläu-
terte). Auf den Hüttenplätzen der Zeit um 1600
kommen ebenso wie in Höxter Schüsseln mit
geometrisch angeordneten Mustern vor.
Auch in größerer Entfernung, so in Lübeck, tritt
Weserware in den Jahrzehnten um 1600 stark in
Erscheinung (unveröffentliche Funde, etwa
Hundestraße 17 von der Sohle einer Kloake mit
Westerwälder Kurfürstenkrug aus dem Anfang
des 17. Jahrhunderts und Tuchplomben mit Da-
tierung 1628). Kurz vor 1600 beginnt nach Aus-
kunft der ausländischen Kollegen auch der Ex-
port nach England (J. G. Hurst), Holland (J. G.
Hurst und van Beuningen), Dänemark (N. K.
Liebgott, Kopenhagen, und M. Bencard, Ribe),
Schweden (Funde aus Stockholm im dortigen
Stadtmuseum) und Norwegen (P. Molaug, Os-
lo, und Funde im Bryggen-Museum, Bergen,
die mir A. Herteig zugänglich machte).
Weniger klar ist das Abklingen der Produktion
von Weserkeramik. Unter den Funden von den
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