Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Drescher, Hans
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 19): Tostedt: die Geschichte einer Kirche aus der Zeit der Christianisierung im nördlichen Niedersachsen bis 1880 — Hildesheim: Verlag August Lax, 1985

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65790#0074
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
abgebrochenen Turmes gemauert worden sein (vgl. Kap. 6.3.5). Die ausgegrabenen Pfeilerfundamente
sind unterschiedlich ausgeführt, was auf getrennte Bauausführungen schließen läßt, ferner kommen hier
Pfahlfundamente vor, während sonst Feldsteinpackungen üblich sind.
Von keinem der z. T. außerordentlich großen Pfeiler haben sich meßbare Steinreste erhalten, nur eine
dicke Lage von Steinsplittern und Mörtel fand sich an ihren Plätzen. Anscheinend waren vorwiegend klein-
formatige Steine verarbeitet, doch ließen sich auch noch Großformate nachweisen.
Den Kirchenrechnungen sind einige Angaben über die Pfeiler zu entnehmen.
1761 wird nach der Kirchenrechnung ein neuer Pfeiler gebaut und dazu erwähnt, daß die Kirchenmauer
an einer Ecke geborsten sei, weil der alte Pfeiler sich von der Wand gelöst habe. Vermutlich bezieht sich
diese Angabe auf einen der beiden Eckpfeiler der Westwand, die schon vor Abbruch des Turms angelegt
worden sein könnten.
1771 werden Pfeiler oben mit Pfannen abgedeckt; es dürften die des Chors gewesen sein, denn diese sind
1880 noch so zu sehen.
1794 werden Pfeiler mit 500 kleinen Mauersteinen repariert.
1836 werden beim Abbruch eines alten Pfeilers von den Maurern 2 silberne Sporen gefunden; auch dieser
Pfeiler wird wieder aufgemauert worden sein (vgl. Kap. 14.6.2).

4.2.7.1 Pfeiler der Westwand (Taf 3; 48; 33, Schnitt 1)
Eckpfeiler: Zwei gleichartige, die Gebäudeecken umfassende Anlagen mit 3,0 bis 3,5 m unteren Seiten-
längen. Außerordentlich flache Gründung, UK ca. 1,0 m tief, beim Abbruch erheblich gestört. Das Fun-
dament besteht aus einer festen Lage Ziegelsplitt, etwa 0,3 m stark. Sie ist unmittelbar auf den Boden ge-
bracht, ohne Feldsteinpackung und nicht vermörtelt.
Mittelpfeiler: Fundament etwa 2,0 m breit, 4,0 m lang. Zunächst 0,30 m dicke Schicht aus zerschlagenen
Ziegeln ohne Mörtel, zum Teil mit Lehm durchsetzt. UK —1,05 m, darunter fester Lehm, unter diesem 11
starke Pfähle aus Buchenholz, deren oben gerade geschnittenen Enden im Lehm —1,25 m tief endeten.
Unter dem Lehm kleine Steine, Mörtelguß, Ziegelbruch und Dachpfannenreste sowie Lehmfladen. Diese
Teile waren z. T. auch mit in die oberen Pfahllöcher gelangt. Die bis auf 1,15 m ihrer Länge gleichmäßig
zugespitzten Pfähle, deren UK bei —3,10 m lagen, sind auf einer 1,50:3,20 m großen Fläche in vorgegra-
bene, bis 2,40 m reichende Löcher in den anstehenden Sand geschlagen worden (vgl. Taf. 33, Schnitt 1).
Die zwischen 330 und 450 mm starken, nur entrindeten runden Pfähle waren noch gut erhalten.

4.2.7.2 Pfeiler am Chor (Taf 3; 48; 33, Schnitt 1)
Chorrundung: An der Chorrundung wurden im Abstand von etwa 3,3 m zwei gleichartige 2,3 m breite
und 2,5 bzw. 2,8 m lange Fundamente festgestellt, die bis auf den Wandanschluß vollständig waren. Un-
ter den Steinsplittern und Mörtelguß der abgebrochenen Pfeiler fand sich ab —0,73 m eine im Lehm ver-
legte doppelte Lage kopfgroßer bis 0,8 m langer Feldsteine, deren UK bis in 1,16 m Tiefe reichten. Darun-
ter bis etwa 1,25—1,30 m folgte eine feste Lehmpackung, dann der Friedhofsboden. Die Unterkante des
Wandfundaments liegt hier um —1,65—1,68 m tief. Durch die Lehmpackung waren, wie beim Funda-
ment der Westwand, die geraden Enden der Pfähle abgeschlossen. Sie bestanden aus geschälten, runden
Buchenstämmen mit einem Dm von 320—380 mm. Unten waren sie kurz angespitzt und reichten bis
2,40 m tief. Bei beiden Pfeilern waren die Pfähle in gleicher Gruppierung, je drei und zwei und drei in ei-

60
 
Annotationen