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Drescher, Hans
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 19): Tostedt: die Geschichte einer Kirche aus der Zeit der Christianisierung im nördlichen Niedersachsen bis 1880 — Hildesheim: Verlag August Lax, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.65790#0098
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Bei den 167 auswertbaren Gräbern (108 + 59) handelt es sich um solche von
4 Neugeborenen,
58 Kindern und Jugendlichen bis zu etwa 15 Jahren, davon 28 unter lOjahre alt, davon 24 ohne Sarg oder
in solchem aus leicht vergänglichem Holz bestattet,
55 kleinen Erwachsenen, 1,60—1,75 m, davon 24 ohne Sarg oder in solchem aus leicht vergänglichem
Holz bestattet,
50 großen Erwachsenen, 1,80—2,10 m, davon 11 ohne Sarg oder in solchem aus leicht vergänglichem
Holz bestattet.
Die Übersicht zeigt (Abb. 15, 7), daß es sich bei den „großen Erwachsenen” im wesentlichen um Männer
und bei den „kleinen Erwachsenen” um Frauen handeln dürfte. 105 Bestattungen Erwachsener stehen 62
Neugeborener, Kinder und Jugendlicher gegenüber.
Bemerkenswert ist, daß die Gruppe der „großen Erwachsenen” bis auf 11 Fälle in eichenen Särgen bestat-
tet worden ist. Auch Kinder unter lOjahre haben gute Särge und wurden weniger ohne Sarg bzw. in ei-
nem solchen aus leichtem vergänglichem Holz beerdigt als die Gruppe der Jugendlichen und der „kleinen
Erwachsenen”, bei denen solche Bestattungen gegenüber denen in eichenen Särgen bei manchen Größen
(1,45; 1,50; 1,60; 1,65) sogar überwiegen. Den „großen Erwachsenen”, den Männern, gab man offen-
sichtlich bevorzugt gute Särge, vielleicht handelt es sich aber auch um Angehörige einer vermögenden Per-
sonengruppe.
Da die ersten Gräber an und in den beiden Holzkirchen und die dazu gerechneten „gelben” Gräber (vgl.
Abb. 12) von besonderem Interesse sind, sollen ihre Größenverteilungen getrennt untersucht und mit den
Gesamtwerten (in der folgenden Aufstellung in Klammern) verglichen werden. Von den 23 Gräbern (22
davon waren meßbar) lag eins in der Kirche I und eins am Pfosten I N 4 und zwölf direkt an Pfosten und
Schwellen von Kirche II. Von den 18 „gelben” Gräbern waren 15 verwertbare Maße zu entnehmen.

Neugeborene:
Kinder, Jugendliche:
Erwachsene:

Gräber zu Kirche II
und unter Kirche III
2
9
11

„gelbe” Gräber
8
7

Anzahl auf dem Friedhof
(4)
(58)
(105)

22 15 167
Wie der Zahlenvergleich zeigt, stehen bei den früheren Gräbern unter Kirche III elf Gräber von Neugebo-
renen, Kindern und Jugendlichen elf Erwachsenengräbern gegenüber, bei den „gelben” Gräbern ist das
Verhältnis 8:7, während es für alle 167 Gräber 62:105 ist. Dieses Ergebnis ist bemerkenswert, von 37 aus-
wertbaren frühen Gräbern, den ersten auf dem Tostedter Kirchhof, sind nur 18 von Erwachsenen. Zwölf
Gräber liegen unmittelbar an der Kirche II.
Von diesen Gräbern gehört eines zu einem Neugeborenen, sechs zu Jugendlichen (Sarglänge 1,1; 1,3; 1,3;
1,45; 1,5; 1,5 m) und nur fünf zu Erwachsenen (Sarglänge 1,7; 1,75; 1,85; 1,9; 1,9 m).
Auffallenderweise liegen von den letzteren nur zwei an der Südseite (Pfosten II S 2 und II S 4) und drei an
der Nordseite (Pfosten II N 3, II N 4, II N 5 und II N 6), die dem Befund nach zunächst die bevorzugte
Stelle gewesen zu sein scheint. Nach allgemeiner Annahme und Überlieferungen aus der Zeit der Christia-
nisierung war vor allem neben den Wänden des Altarraums — besonders an den Ostseiten und Südseiten
der Kirchen — der bevorzugte Bestattungsplatz.
In Tostedt ist die Südseite des Chors völlig frei von Gräbern, während an der Nordseite drei Gräber von
10—15jährigen in einer Reihe liegen. Auch die nördlich anschließenden Gräber sind auffallend klein.
Die Gräber an der Ostseite des Chors reichen bis auf eines (Grab 22 an Pfosten II S 1) nicht an die Kirche
heran, doch mögen sie noch in dem auch als bevorzugt bekannten Traufenbereich gelegen haben. Die

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