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Drescher, Hans
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 19): Tostedt: die Geschichte einer Kirche aus der Zeit der Christianisierung im nördlichen Niedersachsen bis 1880 — Hildesheim: Verlag August Lax, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.65790#0105
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Die Zinnbeschläge sind in der Regel gegossen, andere hat man aus vorbereitetem Blech geschnitten und
zusammengelötet. Arbeitsweisen einschließlich der Modell- und Formherstellung sind an anderer Stelle
ausführlich behandelt worden, hier werden daher nur Abweichungen vom üblichen besonders erwähnt.
Das zur Herstellung der Tostedter Sargbeschläge verwendete Material, allgemein als „Zinn” bezeichnet,
ist eine Zinn-Bleilegierung, die in vielen Fällen schlechter sein dürfte als die für „Griffzinn’ ’ und Manggut
zugelassenen mit 25 % Blei, doch liegen keine Analysen vor. Die „Zinn”-Beschläge sind alle mit kleinen
eisernen Nägeln befestigt gewesen, die, schnell rostend, zum Verlust mancher Teile geführt haben. Auch
waren etliche Beschläge geradezu notdürftig mit wenigen Nägeln angeheftet (vgl. die Lage der Nagel-
löcher bei den abgebildeten Beschlägen).

5.2.2 Grabplatten aus Sandstein {Taf. 19)
In der Kirche wurden im Schiff die Bruchstücke von zwei großen Grabplatten gefunden, die beim Ab-
bruch der Kirche zerschlagen worden sind (1 und 2). Sie lagen im aufgefüllten und planierten Boden und
ließen sich keinem Grab mehr zuordnen (1,8—3,90 W/1,10—4,10 S).
Teile von zwei weiteren Platten (3 und 4) fanden sich über einer gemauerten Gruft an der Südseite der Kir-
che. Auch diese Platen sind 1880 zerschlagen worden. Vermutlich handelt es sich um die auf dem durch
A. Bartels überlieferten Bild (vgl. Kap. 12.10.5) rechts vom Eingang liegenden Platten (vgl. Taf. 3, 2).
1. Um 1636, Vollradt Lamperswaldt oder Angehöriger seiner Familie {Taf. 19, 7). Bruchstücke einer ursprünglich
1,55—1,60 m breiten und 0,14 m dicken Platte. Stark abgelaufen. Im oberen Teil Reste von Blattornamenten
und Schriftzeichen. In der Mitte rundes Wappenfeld mit seitlichen Ohren. Wappenkrönung Helm mit gekreuzten
Hörnern, Mantel Blattwerk. Umschrift:
VOLL(RA)DT LAMPERSWALDT.
Diese Platte ist jetzt an der Westseite des Gemeindehauses in Tostedt aufgestellt.
Vollradt Lamperswaldt war Vogt der Vogtei Tostedt und ist hier von 1593—1636 belegt.
2. 1628, Magdalena Lamperswaldt, geb. Bredehold {Taf. 19, 2), vermutlich Ehefrau von Vollradt Lamperswaldt.
Bruchstücke einer ursprünglich 1,50:2,25 m großen und 0,16 m dicken Platte. Rand umlaufend profiliert. 6 Zeilen
Schrift im oberen Teil und rundes Wappenschild erhalten, sonst stark abgelaufen. Zwischen den Buchstaben Reste
von Gipsmörtel oder Estrich. Am oberen Rand ist ein 0,12:0,12 m großes Loch in die Platte geschlagen, das später
wieder mit einem passenden Stück Sandstein geschlossen wurde. Möglicherweise war hier zeitweise ein Emporen-
oder Gestühlpfosten eingesetzt.
Die Inschrift lautet:
ANNO 1628 DEN // MAY IST DE
EHR UNDT TUGEND/AME MAGDALENA
LAMPERSWALDT GE//T BREDEHOLEH
Die folgenden Zeilen sind bis auf— 3 UHR — unleserlich. Vom Wappen ist nur noch der Mantel, bestehend aus
zwei Helmen und Blattwerk, zu erkennen. Der linke Helm hat zwei gekreuzte Hörner (wie das Wappen der Platte
1), der rechte einen leierförmigen Aufsatz mit einer Blume darin.
Diese Platte ist jetzt im Treppenhaus des Gemeindehauses eingemauert.
3. 1774, vermutlich Johanna Christine Elisabeth Huth {Taf. 19, 3). Die Bruchstücke einer 1,45 m breiten und 0,20 m
dicken Platte lagen auf einer gemauerten Gruft (vgl. 5.2.6). Die Inschrift der schlichten Platte lautet:
Hier ruhen die Gebeine
einer rechtschaffenden Frau
Johanna ///////////
Elisab(eth) /////////
geb. / / / //
Auf Grund der in Tostedt seltenen Vornamen läßt sich dieses Grab der am 9- Februar 1774 verstorbenen Johanna
Christine Elisabeth Huth zuordnen:
Der Text im Kirchenbuch 1774, 9 lautet:

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