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Drescher, Hans
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 19): Tostedt: die Geschichte einer Kirche aus der Zeit der Christianisierung im nördlichen Niedersachsen bis 1880 — Hildesheim: Verlag August Lax, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.65790#0112
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als die Gruft belegt war, das Pflaster aufgenommen und vermutlich die älteren Särge tiefer eingegraben.
Das geschah aber nur im westlichen Teil der Kammer, an der Ostwand ließ man ein etwa 1,8 m breites
Stück stehen, vielleicht um hier die neueren Särge während der Arbeiten abzustellen. Dieses Eintiefen
ganzer Särge wurde anscheinend zweimal vorgenommen, wobei immer ein gewisser Abstand von der nörd-
lichen Chorwand eingehalten wurde (vgl. Abb. 7J).
Insgesamt wurden 27 Särge in der Gruft festgestellt, die sich in vier verschiedenen Tiefen befanden, welche
im folgenden mit A, B, C, D bezeichnet werden.

A = Die Särge auf dem Pflaster. 8 Erwachsene, 1
Kind. Der Kindersarg durch Monogramm SVW
(Sophie von Weyhe) 1761 datiert. Die letzte Beiset-
zung erfolgte 1828. 7 der 9 hier Bestatteten sind na-
mentlich im ab 1752 vorhandenen Sterberegister er-
wähnt (vgl. Kap. 13.3).
B = Eingegrabene Särge dicht unter dem Pflaster. 6
Erwachsene und 2 oder 3 Kinder. Die Särge des Ehe-
paares Cord Arend Otto von Weyhe und Auguste
Sophie von Weyhe, geb. von der Decken, sind
durch Inschriften 1692 und 1694 datiert.
C = Eingegrabene Särge etwa 0,50—0,60 m unter
der Pflasteroberfläche und unter B. 6 Erwachsene, 2
Kinder. Sargbeschlag der Agnesa von Weyhe, geb.
von Bothmer, datiert mit Geburtsdatum 1656.

Es ist möglich, daß einige Särge zusammen mit de-
nen der B-Gruppe eingegraben worden sind, z. B. B
3 mit C 1. In allen Fällen standen die B- und C-
Särge fast dicht aufeinander und eine besondere
Trennschicht war nicht zu erkennen. Zum Teil wa-
ren auch die aufeinandergesetzten Särge ineinander
gefallen.
D = Zwei Kindergräber in gemeinsamer Grabgrube
an der Westwand, etwa 0,85 m unter dem Pflaster.
Diese Särge sind möglicherweise schon bei der Anla-
ge der Kammer hierher gebracht worden. Später
wurde ein Grab zerstört, vielleicht geschah das, als
man die darüber liegenden Särge eingrub, denn der
Deckel des einen Sarges war aufgeklappt.

Unter dem ganzen Erbbegräbnis derer von Weyhe lagen die tiefen mittelalterlichen Gräber, auch die etwas
flacher, etwa 1,4—1,5 m tief, angelegten waren noch erhalten. Jüngere Gräber, die durch den Bau der
Gruft gestört worden wären, wurden nicht festgestellt. Lediglich unter dem Fundament der Ostwand lagen
einige Sargbretter.
Vor Anlage der Kammer im Jahre 1624 befand sich die alte Friedhofsoberfläche etwa auf Höhe der Funda-
mentsteine (etwa 0,8 bis 1,0 m tief). Die darüber befindliche Erde ist später aufgefahren worden.

5.2.4.2 Beschreibung der Särge
Alle Särge waren mehr oder weniger vergangen, doch war der Typ in der Regel sicher bestimmbar. Die
Darstellung der Särge und der Lage der Griffe in den Abb. 14 und 15 erfolgte schematisch.
Während die eisernen Griffbeschläge meistens vollständig vorhanden waren, fehlten bei Särgen mit Zinn-
zierat oft wesentliche Teile. Diese Verluste entstanden nicht durch Verwitterung, sondern die Metallbe-
schläge sind schon entfernt worden, als die Särge noch frei in der Gruft standen. Wären die Beschläge nur
abgefallen, was leicht möglich war, denn die Zinnbeschläge waren in der Regel nur mit schnell verrosten-
den kleinen eisernen Nägeln befestigt, hätten sich die Teile am Gruftboden finden müssen. Das aber war
nur selten der Fall. Mehrere Befunde weisen auf eine gewaltsame Entfernung der Beschläge hin. Bei zwei
Sargkreuzen fehlt der Körper.
Die Gebeine in den Särgen waren ganz unterschiedlich erhalten, meistens war nur noch der Schädel und
einige Röhrenknochen vorhanden. Die Arme lagen, soweit sich dies noch beobachten ließ, immer seitlich
am Körper. Reste von Kleidung wurden, abgesehen von Haubenspitzen und einem kleinen Stück Rock-
saum, nicht festgestellt. Besondere Beigaben fanden sich nicht, auch wurde in der Gruft von Weyhe keine
einzige Münze gefunden.

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