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Claus, Martin
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 23): Palithi: die Ausgrabungen an der Wallburg König Heinrichs Vogelherd bei Pöhlde (Stadt Herzberg am Harz, Landkreis Osterode am Harz) — Stuttgart: Konrad Theiss Verlag, 1992

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68711#0082
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den waren (FNr. 13/1A(1), 13/1A(2), 16C/21(l)und 18/1). Es kann also vermutet werden, daß das
Gefäß, von dem diese einzelne Scherbe stammt, nicht allzuweit von Pöhlde entstanden ist und daß die
Art der Tonzubereitung, wie sie aus Mayen bekannt ist, auch hier angewendet wurde. Weitere Rück-
schlüsse aus dieser vorerst vereinzelten Beobachtung zu ziehen wäre verfrüht, es sei denn, daß bei zukünf-
tigen Untersuchungen frühmittelalterlicher Keramik aus dem südniedersächsischen Raum weitere ähnli-
che Feststellungen getroffen werden können.
4.3 Eisenfunde
Verhältnismäßig gering ist die Zahl der Metallfunde. Überwiegend handelt es sich um Eisengegenstände,
deren Form jedoch wegen des stark verrosteten und auch bruchstückhaften Zustandes nicht immer genau
bestimmt werden kann.
Im Bereich der Oberburg wurden neun Eisengegenstände gefunden. Zwei Bruchstücke gehören zu ei-
nem großen, sehr stark verrosteten Messer (Taf. 22,1) aus der Torgasse des großen Ost-Tores (Schnitt 16;
FNr. 16/27). Die größte Breite der Klinge mit schmalem keilförmigem Querschnitt beträgt 4,0 cm. Es
gehört zu den Messertypen mit geradem Rücken. Die Schneide war vermutlich leicht geschwungen und
zur Spitze zu aufgebogen. Die Stellung der Griffangel bleibt fraglich.
Aus der Unterburg (Schnitt 29) stammt das Bruchstück eines kleinen Messers (FNr. 29/4; Taf. 22,2) mit
gerader Schneide. Die 1,5 cm breite Klinge hat keilförmigen Querschnitt; die Griffangel setzt unterstän-
dig, d. h. schneidenständig an.
Eiserne Messer gehören zu den häufigsten Beigaben in den frühmittelalterlichen Gräberfeldern. Alle
Formen, wie sie von K. BÖHNER (1958, 24) unterschieden werden, treten nebeneinander auf und ge-
ben, da sich die merowingerzeitlichen kaum von den früh- und hochmittelalterlichen Formen unterschei-
den lassen, keinen Anhalt für eine genauere Datierung. Vor allen Dingen läßt der bruchstückhafte Zu-
stand der beiden Messerreste eine präzisere Bestimmung ihrer ursprünglichen Form, wie es C. AHRENS
(1983, 51 ff.) für die Eisenmesser aus dem Gräberfeld von Ketzendorf tun konnte, nicht zu. Das kleine
Messerchen (FNr. 29/4) dürfte am ehesten noch der Gruppe der lanzettförmigen Messer mit „schnei-
denständiger“ Griffangel (Ahrens Variante 3,2) zuzuordnen sein. Die beiden Teile des größeren Messers
(FNr. 16/27) können zu der Gruppe mit geradem Rücken und hochgezogener Spitze gehören (Ahrens
Variante 2,2).
Von den Funden aus der Oberburg ist vor allen Dingen das Bruchstück eines eisernen Spörens zu nennen
(FNr. 22/2; Taf. 21,4—6). Erhalten ist leider nur ein 10,1 cm langer Teil des Bügels mit gewölbtem,
D-förmigem Querschnitt. Der Bügel endet in einer rechteckigen Nietplatte mit anscheinend abgeschräg-
ten Innenkanten. Mit ursprünglich wohl zweimal drei Nieten, von denen jedoch nur noch je zwei erhalten
sind, war ihr ein dünnes Goldblech aufgenietet. Dicht vor dem Ansatz der Platte weist der Bügel einen
ringförmigen Wulst auf. Ein zweites kleineres Bruchstück ohne besondere Merkmale gehört vermutlich
zum Mittelteil des Bügels.
G. NEUMANN (1932, 129) und H. REMPEL (1940, 314 f.; 1953, 230 f.; 1966, 37 ff.) haben bereits
die Entwicklungsrichtung der Sporen aufgezeigt. Danach ist zur typologischen Einordnung nur die Form
und Stellung des Dorns verwendbar. Der Pöhlder Sporen gehört zu der Gruppe der Nietsporen, für die
H. REMPEL (1966,38) ein Aufkommen bereits vor 800 n. Chr. annimmt und die im 9. bis 10. Jahrhun-
dert üblich gewesen sind. Eine genauere zeitliche Einordnung ist für das Sporenbruchstück nicht gege-
ben, da der Dorn als näher datierendes Element fehlt. Seine Stellung zum Bügel bleibt daher ungewiß. Si-
cher ist, daß das Bruchstück zur Gruppe der Sporen mit gestrecktem Bügel gehört, wobei der Dorn in
gleicher Ebene liegt. Einen nächstgelegenen Vergleichsfund aus dem südhannoverschen Bergland, aus
Klein-Schneen, Ldkr. Göttingen, macht K. RADDATZ bekannt (1967, 24 ff. Abb. 8). Sporen mit kur-
zem Stachel gehören bereits dem 8. und 9. Jahrhundert an (REMPEL 1953, 230; 1960, 37 f.; STEIN

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