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Der älteste Befund des Inselbereiches ist die in Schnitt 3 gefaßte Grube 193. Eine aus der Grube stam-
mende Scherbe (Taf. 1, 3.8) kann durch vergleichbare Keramik anderer Fundorte in die Zeit um Christi
Geburt, d. h. in den Übergang der Spätlatenezeit zur älteren römischen Kaiserzeit, datiert werden. Die
Datierung der Grube 193 des Inselbereiches entspricht demgemäß der des Befundes 404 des Graben-
schnittes.
Die nächstfolgende Besiedlungsphase wird durch eine Ansammlung von Pfostenstandspuren und Gru-
ben in Schnitt 3 (Klappauf 1986, 51 Abb. 9) repräsentiert, aus denen z.T. Keramik geborgen werden
konnte. Die Befunde 161 bis 135 enthielten Keramikscherben (Klappauf 1986, 56 Abb. 19), deren Zeit-
stellung unterschiedlich anzusetzten ist. Die Kumpfkeramik ist wohl in das 5./6. Jh. zu datieren
(Kap. 4.12.1); der Kumpf mit Kammstrichdekor (Kap. 4.12.1.1; Taf. 6, 10.7) ist ebenso in das 6. Jh. zu
setzten wie der Topf mit steil stehendem Rand (Taf. 6, 9.2). Eine Scherbe aus Befund 112, die durch eine
steil abfallende Schulter und einen kurzen ausbiegenden Randabschluß gekennzeichnet ist, ist in das
7./8. Jh. zu verweisen. Der Vergleich mit der Phaseneinteilung des Grabenschnittes zeigt, daß die Be-
funde des Schnittes 3 der Phase Ib-1, z.T. vielleicht noch der Phase Ia-2, angehören.
Der Phase Ib-1 ist auch das Grubenhaus 71 zuzurechnen, das durch die Südmauer des Steingebäudes
gestört wird und seinerseits eine Getreidereste beinhaltende Grube (Bef. 233) überlagert. Aus dem Gru-
benhaus liegt ein Glasperlenfragment (Klappauf 1986, 51, Abb. 10) vor, welches in das 6./7. Jh. datiert
werden kann. Die aus dem Grubenhaus vorliegende Keramik (Taf. 6, 10.4) ist dagegen etwas älter, d. h.
dem 5./6. Jh. zuzuweisen.
Die darüberliegende Schicht 71 ist ein Planierungshorizont, der der einfachen Siedlung, die vor der Er-
richtung des Steingebäudes angelegt wurde, zuzuordnen ist. Dies ergibt sich aus der Tatsache, daß die
Baugrube für die Südmauer des Steingebäudes deutlich in die Schicht 71 eingetieft ist. Die Zusammen-
setzung der Warenarten der Keramik dieses Befundes kann mit derjenigen der Schichten 331 und 286
des Grabenschnittes verglichen werden, so daß Schicht 71 der Phase Ib-2 zugewiesen werden kann.
Eine innerhalb kürzester Zeit zusedimentierte (Koerfer 1990,118-119), kastenartige Konstruktion, die
sich unmittelbar unter der Westmauer des Steingebäudes (Befund 243/968) befand, lieferte das Mate-
rial für eine dendrochronologische Untersuchung. Obwohl kein sicheres Ergebnis erzielt wurde, erhielt
man dennoch Anhaltspunkte für eine Datierung in die 2. Hälfte des 9. Jh.s, also in die Phase Ib-2 bzw. Ic
(Leuschner: in Klappauf, Linke 1990, 57-58).
Die durch den Bau des Steingebäudes geprägten Befunde der Phase II können sämtlich an die Befunde
des Grabenschnittes angeschlossen werden (Klappauf, Linke 1990, 56).
Die Brandniederschläge der Schichten 45/187 und 2978 lassen eine großflächige Zerstörung und somit
das Ende der Phase II erkennen. Ihr fiel nicht nur das Steingebäude, sondern auch die Siedlung auf der
südlichen Halbinsel zum Opfer (siehe Schicht 2978). Der aus dem Befund 2978 geborgene „Münzan-
hänger“ aus der Zeit um 1050 n. Chr. liefert einen terminus post quem für diese Zerstörung.
Die Phase III wird durch ausgedehnte, das Bachbett der Phase II überlagernde Planierungen (Befund
6), durch eine Erneuerung des Steingebäudes und den Bau einer Kanalanlage (Befund 23) charakteri-
siert. Zu dieser Phase zählen auch die als Hofpflasterung des Steingebäudes anzusprechende Steinlage
70 und die Planierschicht 17. Von besonderem Interesse ist Schicht 17, aus der ein 14C-datiertes Fund-
stück stammt, das in die ausgehende Latenezeit weist.52
Diese Datierung erhärtet die These, daß im Rahmen der Planierungen älteres Siedlungsmaterial abge-
tragen wurde. Ferner wird deutlich, daß die frühesten Siedlungsaktivitäten in Düna in der ausgehenden
vorrömischen Eisenzeit, zumindest aber in der Zeit um Christi Geburt, zu suchen sind.
Die Phase IV beinhaltet die letzte Baumaßnahme am Steingebäude: die Errichtung eines Küchenan-
baus. Ein absolutchronologischer Anhaltspunkt wurde durch die Entnahme einer Probe aus den Über-

FNr. 293 aus 17: 330 + 270 v. Chr. (Hv 15747: 2280 ± 270 vor 1950 - konventionell) des 14C-Laboratoriums des Nieder-
sächsischen Landesamtes für Bodenforschung, Prof. Dr. M. A. Geyh.

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