253 Landkreis Hannover
253/1 Stadt Barsinghausen, Gmkg. Landringhausen, FSt-
Nr.2
Name: Isenburg
Lage: TK 25:3622 Barsinghausen.
Ca. 1,5 km nw von Landringhausen am Ende eines SSO-
NNW gerichteten flachen Sporns mit Niederungen im W,
N und O die Isenburg (Plan 6; Abb. 25).
Beschreibung: Um 1860 war die Isenburg auf Grund von
Verkoppelungsmaßnahmen fast völlig eingeebnet. Durch
alte Beschreibungen, Luftbilder und Grabungen ließ sich
das alte Aussehen noch erschließen. Danach bestand im
N des nicht allzu hohen Niederterrassensporns ein
Ringwall von ca. 75 m Durchmesser mit 0,42 ha Innen-
raum. S davon schloss sich die sackförmige Vorburg mit
100-110 m Länge und bis zu 100 m Breite an (0,82 ha
Innenraum. Die Wälle sollen ehemals über 3,5 m hoch,
und Gräben im N und NO knapp 3,0 m breit, wobei ein
kleiner Bachlauf ausgenutzt wurde. Ob ein beschriebener
Walldurchbruch im NO älteren Ursprungs ist, bleibt un-
klar.
Grabungen, Funde: Untersuchungen wurden 1982/83
durch das IfD, Hannover, durchgeführt: Zwischen Haupt-
und Vorburg fand sich ein zweiphasiger Sohlgraben, der
in Phase 1 eine Breite von 5,75 m bis 6,10 m und eine Tie-
fe von 1,5 bis 1,7 m unter dem altem bzw. ca. 2,5 m unter
dem heutigem Niveau hatte. Die ergrabene 8,75 m bis 9,5
m breite Holz-Erde-Befestigung gehörte zu Phase 1, wie
auch die 14C-Daten ergaben. Eventuelle Reste einer zwei-
ten Phase waren nicht erhalten. Die Front der Holz-Erde-
Mauer bildete eine Holzschalen-Kasten-Konstruktion
mit senkrecht stehenden Bohlen und Verbindungspfo-
sten. Dahinter war ein Erdwall geschüttet worden, der
mit Ankerhölzern gefestigt und mit der vorderen Holz-
mauer verbunden war. Die Befestigung war wohl etwa
3,5 m hoch. Zwischen Graben und Holz-Erde-Mauer lag
die 0,9-1,3 m breite Berme. Der Vorburgwall besaß an der
Front lediglich eine einfache Plankenzwand, die ebenfalls
mit liegenden Hölzern in der Wallhinterschüttung veran-
kert war. Die Breite des Vorburgwalles betrug 5,9 m,
seine Höhe vermutlich um die 2,5 m. Davor wurde eine
ca. 2 m breite Berme festgestellt. 14C-Analysen: Hv 12764
(950+50 vor 1950) und Hv 12765 (960+55 vor 1950) aus
der Grabensohle der Phase 1 und einer Grube am hinte-
ren Wallfuß. Dies entspricht nach Geyh dendrochronolo-
gisch korrigiert einer Zeitspanne von 980-1050 n. Chr.
Aus der genannten Grube liegen frühmittelalterliche
Scherben vor. Weitere frühmittelalterliche Scherben und
Metallfunde sind aus dem alten Boden unter der Wall-
planierung des 19. Jahrhunderts bekannt. Daneben wur-
den Reste einer eisenzeitlichen Besiedlung (Pfosten,
Grube, Keramik) entdeckt. Eine Phosphatanalyse durch
Zölitz blieb ohne signifikante Ergebnisse für die Burg.
Die Grabenerneuerung (2. Phase) ist durch eine 14C-Ana-
lyse zeitlich einzuordnen: Hv 11 929 (825±55 vor 1950)
aus Grabensohle, dendrochronologisch korrigiert nach
Geyh 1090-1220 n. Chr. Fundverbleib: LMH. “
98
Historische Bezüge: Historische Bezüge zu Grundherr-
schaften des frühen Mittelalters sind auch aus spätmit-
telalterlichen Erwähnungen nicht zu erkennen. Flucht-
burg am Rande des im Frühmittelalter genannten
Marsthem-Gaues an der Grenze zum Bukkigau, vermut-
lich eines adeligen Bauherrn. Datierung: Um 1000;
12. Jahrhundert.
Literatur: J. H. Müller, Bericht über die Althertümer im
Hannoverschen. Alte Umwallungen und Schanzen. Zeit-
schrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 1870,
408. - U. v. Stolzenberg-Luttmersen, Der Kampf am
Angrivarischen Grenzwall im Jahre 16 n. Chr., bisher irr-
tümlich auch Schlacht am Steinhuder Meer genannt.
Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen
1883,248 f„ 254. - R. K. T. Fromme, Die wüsten Orte im
Gebiete des Marsthem. Zeitschrift des Historischen Ver-
eins für Niedersachsen 1884,141 Nr. 53.- R. Zölitz, Bo-
denchemische Untersuchungen im Bereich vor- und früh-
geschichtlicher Siedlungen. Schriften des Naturwissen-
schaftlichen Vereins Schleswig-Holstein 53,1983, 44-46
Abb. 6. - H.-W. Heine, Neue Ausgrabungen und For-
schungen an früh- und hochmittelalterlichen Burgen im
mittleren Niedersachsen. Archäologisches Korrespon-
denzblatt 13,1983,375 f. - H.-W. Heine, Die Isenburg bei
Landringhausen. Zur Erschließung eines Kulturdenk-
mals. Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 3 (3),
1983,93-95.- H.-W. Heine, Die Grabungen auf der Isen-
burg 1982/83. Ausgrabungen in Niedersachsen. Archäo-
logische Denkmalpflege 1979-1984. Berichte zur Denk-
malpflege in Niedersachsen, Beiheft 1. Stuttgart 1985,
261-264. - H.-W. Heine, Die Isenburg bei Landringhau-
sen (Stadt Barsinghausen, Ldkr. Hannover) - eine früh-
mittelalterliche Burg im Calenberger Land. Nachrichten
aus Niedersachsens Urgeschichte 54, 1985, 127-161. -
H. Weydant unter Mitarbeit von B. Härlen-Simon und
W. Müller, Landringhausen. Beiträge zur Geschichte
von 1229 bis 1974. Landringhausen 1992, 19 ff. - H.-W.
Heine, Wehranlagen. In: Historisch-Landeskundliche
Exkursionskarte von Niedersachsen, Maßstab 1:50 000.
Blatt Barsinghausen. Erläuterungsheft. Veröffentlichun-
gen des Instituts für Historische Landesforschung der
Universität Göttingen 2, Teil 12. Hildesheim 1994,68; 76.
- H.-W. Heine, Burgen um 1000. Burgen und Wehrbau
zur Zeit des Bischofs Bernward von Hildesheim
(993-1022). Die Kunde N.F. 45,1994,121-155, hier 131 f.
Abb. 5. - H.-W. Heine, Frühe Burgen und Pfalzen in Nie-
dersachsen. Von den Anfängen bis zum frühen Mittelal-
ter. Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersach-
sens 17. Hildesheim 21995,41 -44 Abb. 26-29.- A. Moser,
Die archäologischen Fundstellen und Funde im Land-
kreis Hannover. Katalog. Hannover 1998, 260. - U.
Ohainski, J. Udolph, Die Ortsnamen des Landkreises und
der Stadt Hannover. Veröffentlichungen des Instituts für
Historische Landesforschung der Universität Göttingen
37 = Niedersächsisches Ortsnamenbuch, Teil 1. Bielefeld
1998,240. - H.-W. Heine, Burgen um 1000 zwischen Mit-
telweser und Leine. In: K. Günther (Hrsg.), Klosterkirche,
Burgkapelle, Familiengrab? Ergebnisse des interdiszi-
plinären Kolloquiums auf der Wittekindsburg. Archäolo-
gie in Ostwestfalen, Bd. 4. Bielefeld 1999,25 f. Abb. 7 u. 8.
Karte: Kurhannoversche Landesaufnahme, 121 Lauenau
(1782).
253/1 Stadt Barsinghausen, Gmkg. Landringhausen, FSt-
Nr.2
Name: Isenburg
Lage: TK 25:3622 Barsinghausen.
Ca. 1,5 km nw von Landringhausen am Ende eines SSO-
NNW gerichteten flachen Sporns mit Niederungen im W,
N und O die Isenburg (Plan 6; Abb. 25).
Beschreibung: Um 1860 war die Isenburg auf Grund von
Verkoppelungsmaßnahmen fast völlig eingeebnet. Durch
alte Beschreibungen, Luftbilder und Grabungen ließ sich
das alte Aussehen noch erschließen. Danach bestand im
N des nicht allzu hohen Niederterrassensporns ein
Ringwall von ca. 75 m Durchmesser mit 0,42 ha Innen-
raum. S davon schloss sich die sackförmige Vorburg mit
100-110 m Länge und bis zu 100 m Breite an (0,82 ha
Innenraum. Die Wälle sollen ehemals über 3,5 m hoch,
und Gräben im N und NO knapp 3,0 m breit, wobei ein
kleiner Bachlauf ausgenutzt wurde. Ob ein beschriebener
Walldurchbruch im NO älteren Ursprungs ist, bleibt un-
klar.
Grabungen, Funde: Untersuchungen wurden 1982/83
durch das IfD, Hannover, durchgeführt: Zwischen Haupt-
und Vorburg fand sich ein zweiphasiger Sohlgraben, der
in Phase 1 eine Breite von 5,75 m bis 6,10 m und eine Tie-
fe von 1,5 bis 1,7 m unter dem altem bzw. ca. 2,5 m unter
dem heutigem Niveau hatte. Die ergrabene 8,75 m bis 9,5
m breite Holz-Erde-Befestigung gehörte zu Phase 1, wie
auch die 14C-Daten ergaben. Eventuelle Reste einer zwei-
ten Phase waren nicht erhalten. Die Front der Holz-Erde-
Mauer bildete eine Holzschalen-Kasten-Konstruktion
mit senkrecht stehenden Bohlen und Verbindungspfo-
sten. Dahinter war ein Erdwall geschüttet worden, der
mit Ankerhölzern gefestigt und mit der vorderen Holz-
mauer verbunden war. Die Befestigung war wohl etwa
3,5 m hoch. Zwischen Graben und Holz-Erde-Mauer lag
die 0,9-1,3 m breite Berme. Der Vorburgwall besaß an der
Front lediglich eine einfache Plankenzwand, die ebenfalls
mit liegenden Hölzern in der Wallhinterschüttung veran-
kert war. Die Breite des Vorburgwalles betrug 5,9 m,
seine Höhe vermutlich um die 2,5 m. Davor wurde eine
ca. 2 m breite Berme festgestellt. 14C-Analysen: Hv 12764
(950+50 vor 1950) und Hv 12765 (960+55 vor 1950) aus
der Grabensohle der Phase 1 und einer Grube am hinte-
ren Wallfuß. Dies entspricht nach Geyh dendrochronolo-
gisch korrigiert einer Zeitspanne von 980-1050 n. Chr.
Aus der genannten Grube liegen frühmittelalterliche
Scherben vor. Weitere frühmittelalterliche Scherben und
Metallfunde sind aus dem alten Boden unter der Wall-
planierung des 19. Jahrhunderts bekannt. Daneben wur-
den Reste einer eisenzeitlichen Besiedlung (Pfosten,
Grube, Keramik) entdeckt. Eine Phosphatanalyse durch
Zölitz blieb ohne signifikante Ergebnisse für die Burg.
Die Grabenerneuerung (2. Phase) ist durch eine 14C-Ana-
lyse zeitlich einzuordnen: Hv 11 929 (825±55 vor 1950)
aus Grabensohle, dendrochronologisch korrigiert nach
Geyh 1090-1220 n. Chr. Fundverbleib: LMH. “
98
Historische Bezüge: Historische Bezüge zu Grundherr-
schaften des frühen Mittelalters sind auch aus spätmit-
telalterlichen Erwähnungen nicht zu erkennen. Flucht-
burg am Rande des im Frühmittelalter genannten
Marsthem-Gaues an der Grenze zum Bukkigau, vermut-
lich eines adeligen Bauherrn. Datierung: Um 1000;
12. Jahrhundert.
Literatur: J. H. Müller, Bericht über die Althertümer im
Hannoverschen. Alte Umwallungen und Schanzen. Zeit-
schrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 1870,
408. - U. v. Stolzenberg-Luttmersen, Der Kampf am
Angrivarischen Grenzwall im Jahre 16 n. Chr., bisher irr-
tümlich auch Schlacht am Steinhuder Meer genannt.
Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen
1883,248 f„ 254. - R. K. T. Fromme, Die wüsten Orte im
Gebiete des Marsthem. Zeitschrift des Historischen Ver-
eins für Niedersachsen 1884,141 Nr. 53.- R. Zölitz, Bo-
denchemische Untersuchungen im Bereich vor- und früh-
geschichtlicher Siedlungen. Schriften des Naturwissen-
schaftlichen Vereins Schleswig-Holstein 53,1983, 44-46
Abb. 6. - H.-W. Heine, Neue Ausgrabungen und For-
schungen an früh- und hochmittelalterlichen Burgen im
mittleren Niedersachsen. Archäologisches Korrespon-
denzblatt 13,1983,375 f. - H.-W. Heine, Die Isenburg bei
Landringhausen. Zur Erschließung eines Kulturdenk-
mals. Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 3 (3),
1983,93-95.- H.-W. Heine, Die Grabungen auf der Isen-
burg 1982/83. Ausgrabungen in Niedersachsen. Archäo-
logische Denkmalpflege 1979-1984. Berichte zur Denk-
malpflege in Niedersachsen, Beiheft 1. Stuttgart 1985,
261-264. - H.-W. Heine, Die Isenburg bei Landringhau-
sen (Stadt Barsinghausen, Ldkr. Hannover) - eine früh-
mittelalterliche Burg im Calenberger Land. Nachrichten
aus Niedersachsens Urgeschichte 54, 1985, 127-161. -
H. Weydant unter Mitarbeit von B. Härlen-Simon und
W. Müller, Landringhausen. Beiträge zur Geschichte
von 1229 bis 1974. Landringhausen 1992, 19 ff. - H.-W.
Heine, Wehranlagen. In: Historisch-Landeskundliche
Exkursionskarte von Niedersachsen, Maßstab 1:50 000.
Blatt Barsinghausen. Erläuterungsheft. Veröffentlichun-
gen des Instituts für Historische Landesforschung der
Universität Göttingen 2, Teil 12. Hildesheim 1994,68; 76.
- H.-W. Heine, Burgen um 1000. Burgen und Wehrbau
zur Zeit des Bischofs Bernward von Hildesheim
(993-1022). Die Kunde N.F. 45,1994,121-155, hier 131 f.
Abb. 5. - H.-W. Heine, Frühe Burgen und Pfalzen in Nie-
dersachsen. Von den Anfängen bis zum frühen Mittelal-
ter. Wegweiser zur Vor- und Frühgeschichte Niedersach-
sens 17. Hildesheim 21995,41 -44 Abb. 26-29.- A. Moser,
Die archäologischen Fundstellen und Funde im Land-
kreis Hannover. Katalog. Hannover 1998, 260. - U.
Ohainski, J. Udolph, Die Ortsnamen des Landkreises und
der Stadt Hannover. Veröffentlichungen des Instituts für
Historische Landesforschung der Universität Göttingen
37 = Niedersächsisches Ortsnamenbuch, Teil 1. Bielefeld
1998,240. - H.-W. Heine, Burgen um 1000 zwischen Mit-
telweser und Leine. In: K. Günther (Hrsg.), Klosterkirche,
Burgkapelle, Familiengrab? Ergebnisse des interdiszi-
plinären Kolloquiums auf der Wittekindsburg. Archäolo-
gie in Ostwestfalen, Bd. 4. Bielefeld 1999,25 f. Abb. 7 u. 8.
Karte: Kurhannoversche Landesaufnahme, 121 Lauenau
(1782).