Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Maier, Reinhard
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 5): Die ur- und frühgeschichtlichen Funde und Denkmäler des Kreises Göttingen — Hildesheim: Verlag August Lax, 1971

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.63207#0021
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7

werden. Derartige Geräte stellen auch noch im Neolithikum eine gängige Form dar, und
da die Funde durchweg von den Lößflächen des Leinetals stammen, und zwar von Plätzen,
die auch während des Neolithikums besiedelt waren, wird man solche Geräte wohl besser
an neolithische Kulturen wie die Bandkeramik anschließen. Ähnliches trifft auch für die
durchlochten Geröllgeräte, Spitzhauen und Geröllkeulen (Taf. 15, 9—11) zu, die alle Ein-
zelfunde sind36. Sie können mesolithisch wie auch jungsteinzeitlich sein56 57. Weniger wahr-
scheinlich ist die Zugehörigkeit zu mesolithischen Kulturen bei den Werkzeugen aus Hirsch-
geweih, wie sie besonders zahlreich aus den Kiesgruben am Südrand von Göttingen (Kat.-
Nr. 214—229; 331; 332; vgl. Taf. 76; 77) vorliegen. K. J. Narr hat erwogen, ob diese Hirsch-
geweihhacken und -äxte, wenn nicht schon alle, so doch in ihrer Mehrzahl der Bronzezeit
oder sogar der frühen Eisenzeit angehören58. Die Argumente, die er für eine solche Datie-
rung anführt, können zwar nicht als Beweis gelten, machen aber eine Datierung ins Meso-
lithikum doch recht unwahrscheinlich59 *. — Gelegentlich findet man die Meinung vertreten,
es seien im Göttinger Gebiet die noch fehlenden mittelsteinzeitlichen Stationen auf den leich-
ten Muschelkalk- und Sandböden und auf den locker bewaldeten Höhen zu suchen80. Wie
weit dies auch immer wirklich zutrifft, muß abgewartet werden. Es sprechen neuere Funde
aus dem niedersächsischen Bergland gegen die Ausschließlichkeit einer solchen Annahme61.
Sehr stark ist das Neolithikum unter den Funden des Kreises Göttingen vertreten.
Soweit eine genauere Datierung und Zuweisung zu einer bestimmten Kultur möglich ist,
gehört die Mehrzahl des neolithischen Fundmaterials in das Altneolithikum62. Aus
diesem Abschnitt der Jungsteinzeit sind die drei „donauländischen" Kulturen Linienband-
keramik, Stichbandkeramik und Rössener Kultur nachgewiesen. Davon überwiegen bei
weitem die Funde der Linienbandkeramik. Im Kreisgebiet sind von dieser Kultur min-
destens 18 verschiedene Fundstellen — meist Siedlungsstellen — genauer bekannt63. Dazu
56 Geröllkeulen: Ischenrode (Kat.-Nr. 467), Ballenhausen (Kat.-Nr. 5) und Göttingen, Kleiner Hagen (Kat.-
Nr. 250). - Spitzhauen: Atzenhausen (Kat.-Nr. 4) und Emmenhausen (Kat.-Nr. 130).
57 Vgl.: G. Neumann, Ausgrabungen u. Funde 3, 1958, 389ff.; K. Tackenberg 1960; K. Hohmann, Gandert-
Festschr. (1959), 51 ff.
58 K. J. Narr 1957. - Vgl. dazu auch R. A. Maier, Bayer. Vorgeschichtsbl. 29, 1963, 17 ff.
59 Dies scheinen auch einige Geweihgeräte aus der urnenfelderzeitlichen Siedlung bei der Walkemühle (Kat.-
Nr. 198), die nur wenige hundert Meter nordöstlich der ehemaligen Kiesgruben liegt, zu bestätigen (siehe
R. Busch, Göttinger Jahrb. 15, 1967, 9ff.; eine ausführliche Bearbeitung der Funde von der Walkemühle
durch R. Busch ist vorgesehen).
«o K. J. Narr 1959, 5f.
61 Der mesolithische Siedlungsplatz bei Bredenbeck am Deister liegt auf schwerem Lößboden. Vgl. W.
Nowothnig, Neue Ausgrabungen u. Forsch, in Niedersachsen 3, 1966, 1 ff.
62 Im folgenden wird das Neolithikum in zwei große Abschnitte, Alt- und Jungneoliithikum, gegliedert.
Da eine einheitliche Terminologie in Deutschland bisher fehlt, bedürfen diese Bezeichnungen einer
Abgrenzung: Das Altneolithikum umfaßt den Zeitraum der Jungsteinzeit von ihrem Beginn bis zum
Ende der Rössener Kultur, wird also im südhannoverschen Gebiet von den „donauländischen" Kulturen
geprägt. Das Jungneolithikum füllt den folgenden Abschnitt des Neolithikums bis zum Beginn der
Bronzezeit aus; es ist gekennzeichnet von einer größeren Vielfalt der Kulturerscheinungen, die allerdings
im südlichen Niedersachsen bisher noch so gut wie gar nicht erforscht sind.
63 1. Diemarden, Kat.-Nr. 44-65.
2. Ebergötzen, Kat.-Nr. 94, 95.
3. Elliehausen, Kat.-Nr. 116.
4. Göttingen (Stadtmitte), Kat.-Nr. 166, 170.
5. Göttingen (Stadtmitte), Kat.-Nr. 167, 169.
6. Göttingen (Stadtmitte), Kat.-Nr. 168.
7. Göttingen (Westviertel), Kat.-Nr. 242.
8. Göttingen (Ostviertel), Kat.-Nr. 262.
9. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 336-339.
10. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 340-342, 346, 347.
11. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 343, 348, 387.
12. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 351.
13. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 338, 344.
14. Groß-Ellershausen, Kat.-Nr. 429.
15. Mengershausen, Kat.-Nr. 533, 542.
 
Annotationen