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Maier, Reinhard
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 5): Die ur- und frühgeschichtlichen Funde und Denkmäler des Kreises Göttingen — Hildesheim: Verlag August Lax, 1971

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https://doi.org/10.11588/diglit.63207#0025
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der Nähe von Göttingen") und die Fundumstände sind nicht bekannt (Kat.-Nr. 690). Nach
N. Niklasson85 gehört das Gefäß der Stufe Walternienburg II an. Zusammen mit dem Fund
einer Trommel und einer Tasse aus Edesheim, Kr. Northeim86, die der Bernburger Gruppe
angehören, stellt die „Amphore" wiederum den westlichen Ausläufer einer in Mittel-
deutschland beheimateten Kultur dar.
Gegenüber diesen Keramikfunden ist die Aussagekraft der Steingeräte jungneolithischen
Charakters erheblich eingeschränkt. So kann man die beiden flachen Hammeräxte aus
Klein-Lengden (Taf. 20, 2; Kat.-Nr. 472) und aus der „Gegend Göttingen" (Taf. 20,1; Kat.-
Nr. 689) nur allgemein in das Jungneolithikum einordnen, wobei sie auch jeder der soeben
genannten Kulturen angehören können87. Das gleiche gilt auch für die zahlreicheren spitz-
nackigen Beile (Taf. 21,6.8) und Rechteckbeile aus Felsgestein (Taf. 17,2.6.7; 21,4). Letz-
tere sind auch noch aus metallzeitlichem Zusammenhang bekannt88. Etwa gleichzeitig mit
der Walternienburger „Amphore" dürften zwei Bruchstücke von sogenannten Doppel-
äxten aus Felsgestein sein, die in Sattenhausen (Taf. 21,5; Kat.-Nr. 664) und Settmars-
hausen (Taf. 21,2; Kat.-Nr. 671) gefunden wurden. Ungefähr gleich alt sind auch die Feuer-
stein- und Lydit-Flachbeile, zu denen im Kreis Göttingen ein Beil aus Settmarshausen (Taf.
20,3; Kat.-Nr. 670) und vielleicht ein weiteres aus Elliehausen (Kat.-Nr. 121) gehört.
Verhältnismäßig zahlreich sind die Axtfunde, die man mit der schnurkeramischen
Kultur in Verbindung bringen möchte89, von denen ihr aber nur ein Teil sicher zugeschrie-
ben werden kann (Taf. 20,4; 22; 23,1). Die Keramik dieser Kultur ist bisher im Kreisgebiet
noch nicht zuverlässig nachgewiesen; möglich ist, daß drei nicht genau bestimmbare ver-
zierte Scherben aus der Göttinger Kiesgrube (Taf. 23,3.5.7; Kat.-Nr. 203 a) der Schnur-
keramik angehören. Ebenfalls nur unter Vorbehalt können zwei Hockergräber aus Rosdorf
(Kat.-Nr. 631)90 der Schnurkeramik zugeordnet werden; entsprechend den Beobachtungen
U. Fischers91 kommt das eine dieser Gräber in der Bestattungsform den schnurkeramischen
Gräbern Mitteldeutschlands sehr nahe. Ob ein weiteres Körpergrab aus Rosdorf (Kat.-
Nr. 630), das ein kleines Feuersteinmesser und die Reste eines Marderunterkiefers als Bei-
gaben besaß, ebenfalls in das Jungneolithikum gehört, läßt sich dagegen nicht sicher beur-
teilen.
Wie die Schnurkeramik, und mit dieser etwa zeitgleich, gehört die Glockenbecher-
kultur in den Endabschnitt der Jungsteinzeit. Bisher ist sie im Leinebergland praktisch
nicht vertreten. Eine Ausnahme bildet das Bruchstück einer Armschutzplatte aus feinkör-
nigem roten Gestein, das in Göttingen gefunden wurde (Kat.-Nr. 198 f)92. Wohl ebenfalls
mit der Glockenbecherkultur dürfen wir geflügelte Feuersteinsteinpfeilspitzen mit Schaft-
dorn (Taf. 34,2.3. 9) in Verbindung bringen; bei ihnen handelt es sich um Einzelfunde aus
Göttingen (Kat.-Nr. 187; 260; 344 c). Ungewiß ist dagegen die Kulturzugehörigkeit einer
verwandten schlankeren Pfeilspitzenform (Taf. 34,15), die auch anderen jungneolithischen
oder frühbronzezeitlichen Kulturen angehören kann. Noch schwieriger wird eine Einord-
nung von flächenretuschierten Flintpfeilspitzen mit gerader oder eingezogener Basis (Taf.
33,11; 34,5; 24,12). Diese sind seit der Rössener Kultur bekannt und bleiben — vor allem
was die letztere Form betrifft — bis weit in die Bronzezeit hinein gebräuchlich.
Auch aus der nachfolgenden Bronzezeit verfügen wir nur über ein verhältnismäßig
spärliches Fundmaterial. In einen frühen Abschnitt gehören einige Einzelfunde, so ein
8» N. Niklasson, Jahresschr. Halle 13, 1925, 112.
86 K. H. Jacob-Friesen 1939, 62 f.
87 Vgl. dazu und zum folgenden: K. H. Brandt, Studien über steinerne Äxte und Beile der Jüngeren Steinzeit
und der Stein-Kupferzeit Nordwestdeutschlands (1967).
88 W. Schrickel, Wiss. Zeitschr. d. Friedrich-Schiller-Univ. Jena, Math.-naturwiss. R. 3, 1953/54, 154.
89 Vgl. dazu die in Anm. 87 genannte Arbeit.
»o H. Krüger 1936 b, 36 ff.
91 U. Fischer, Die Gräber der Steinzeit im Saalegebiet (1956).
92 H. Jankuhn, Göttinger Jahrb. 10, 1962, 53; Abb. 6.
 
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