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Maier, Reinhard
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 5): Die ur- und frühgeschichtlichen Funde und Denkmäler des Kreises Göttingen — Hildesheim: Verlag August Lax, 1971

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https://doi.org/10.11588/diglit.63207#0022
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8

kommen noch weitere Fundkomplexe, bei denen lediglich eine ungefähre Fundortangabe,
wie z.B. „bei Göttingen" oder „Rosdorf", vorliegt. — Ganz allgemein ist an der Linien-
bandkeramik des Kreises Göttingen (Taf. 1—10; 61—64) zu erkennen, daß engere Bezie-
hungen zur Linienbandkeramik Thüringens64 und Nordhessens65 bestehen, weniger da-
gegen zur westdeutschen Ausprägung dieser Kultur. Da bisher eine brauchbare chronolo-
gische Gliederung der Linienbandkeramik Südhannovers fehlt und sich aus den Funden
des Kreises Göttingen, die überwiegend zu schlecht dokumentiert sind, kein zuverlässiges
Chronologieschema erarbeiten läßt, können wir vorerst nur grob zwischen typologisch
älterer (z.B. Taf. 1; 61, 1 rechts unten; 63, 1) und jüngerer Linienbandkeramik (z.B. Taf. 8;
9; 61,2; 62; 64) unterscheiden, wobei auffällt, daß die „jüngeren" Formen in der Mehrzahl
sind. Ob einige besonders altertümlich anmutende Scherben aus Diemarden (Taf. 1) zur
Frühstufe dieser Kultur66 gehören, oder aber nur ein Nachleben alter Formen dokumen-
tieren, muß vorläufig offen bleiben. Als Besonderheiten der Linienbandkeramik seien
einige plastische keramische Gebilde, die sog. Tonidole, genannt, die ebenfalls in Diemar-
den gefunden wurden (Taf. 4, 1—4. 6; Kat.-Nr. 44a)67. In den Rahmen der donauländischen
Figuralplastik gehört auch eine schon mehrfach publizierte Gefäßscherbe mit stilisierter
Gesichtsdarstellung; ihr genauer Fundort ist nicht bekannt (Kat.-Nr. 685 a)68. Schließlich
sei noch auf die in ihrer Funktion umstrittenen bandkeramischen „Spinnwirtel" (Taf. 4, 7.
9. 10. 12) hingewiesen, die aus den Siedlungen der Linienbandkeramik in Diemarden (Kat.-
Nr. 44) und Göttingen (Kat.-Nr. 242) stammen.
Gegenüber der Linienbandkeramik treten die jüngeren stichbandkeramischen
Funde stark zurück. Wir kennen gegenwärtig nur fünf genauer lokalisierte Fundstellen mit
Stichbandkeramik69. Die wenigen Scherbenfunde dieser Kultur (Taf. 12,1.8; 13,1.5.12.14.
15; 14,4. 5—7) gehören mit einigen weiteren aus Edesheim, Kr. Northeim, zum westlichsten
Vorkommen der mitteldeutschen Stichbandkeramik70.
Auch von der Rössener Kultur sind im Kreise Göttingen nur sieben Fundstellen
bekannt71. Die Tonware dieser neolithischen Gruppe (Taf. 12,9; 13,2—4.6—11; 14,9; 15,
1—8; 17,4), gleichfalls nur in wenigen Gefäßscherben vertreten, läßt neben Verbindungen
zur Rössener Kultur Mitteldeutschlands72 stärkere Beziehungen zum Süden73 erkennen.

16. Rosdorf, Kat.-Nr. 620 (wahrscheinlich gleicher oder benachbarter Fundplatz: Kat.-Nr. 596-598, 616, 617,
623-625).
17. Rosdorf, Kat.-Nr. 627.
18. Stockhausen, Kat.-Nr. 676, 677 a und b.
64 Vgl. H. Butschkow, Jahresschr. Halle 23, 1935. - (H.-)D. Kahlke, Die Bestattungssitten des Donauländi-
schen Kulturkreises der jüngeren Steinzeit. Teil 1: Linienbandkeramik (1954).
®5 Vgl. H. Müller-Karpe, Niederhessische Urgeschichte (1951).
66 Vgl. H. Quitta, Prähist. Zeitschr. 38, 1960, 1 ff. und 153 ff.
67 Vgl. O. Höckmann, Jahrb, RGZM 12, 1965, 1 ff.
68 Zuletzt bei I. Pavlü, Arch. rozhledy 18, 1966, 702, Nr. 75; Abb. 217 (dort nach den Angaben H. Butschkows
als Fundort fälschlich „Diemarden" genannt!).
69 1. Göttingen (Ostviertel), Kat.-Nr. 262.
2. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 349, 355.
3. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 352, 353.
4. Rosdorf, Kat.-Nr. 605.
5. Rosdorf, Kat.-Nr. 620 (und 606?).
70 O. Fahlbusch, Gabe des Geschichtsver. f. Göttingenu.Umgebung (1940), 19f.
71 1. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 350.
2. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 351,
3. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 353.
4. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 354.
5. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 355.
6. Göttingen-Grone, Kat.-Nr. 357.
7. Rosdorf, Kat.-Nr. 605, 626.
72 Vgl. F.Niquet 1937
73 Vgl. A. Stroh, 28. Ber. RGK, 1938 (1940).
 
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