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dotschernoseme") gebunden sind, für die man eine Eichenmischwaldvegetation als natür-
liche Pflanzendecke im Altneolithikum annehmen darf78. Die wenigen Fundstellen der
Stichbandkeramik und der Rössener Kultur lassen in ihrer Lagebezogenheit vorerst keine
Unterschiede zu den Wohnplätzen der linienbandkeramischen Kultur erkennen. — Nach
den Befunden auf mehreren Siedlungen der Linienbandkeramik (vor allem Rosdorf/Rase-
mühle, Kat.-Nr. 620; Göttingen-Grone/Springmühle, Kat.-Nr. 343; Rosdorf, Kat.-Nr. 627)
sind wir verhältnismäßig gut über die Hausformen dieser Kultur unterrichtet. Charakteri-
stisch sind lange Pfostenbauten mit unterschiedlicher Pfosten- und Wandkonstruktion79.
Daneben lieferten die Siedlungsfunde in Göttingen (Kat.-Nr. 242) und Rosdorf (Kat.-Nr. 627)
auch Belege für Ackerbau und Viehzucht. Nach U. Willerding80 ist in der Linienbandkera-
mik des Göttinger Gebietes vor allem der Anbau der Spelzweizenarten Emmer und Ein-
korn sowie der Gerste nachgewiesen. In Rosdorf glückte außerdem der Nachweis der kul-
tivierten Erbse (Saaterbse). Von der gleichen Fundstelle geben auch Tierknochenfunde
Auskunft über die Viehhaltung81. Unter den Haustieren der Linienbandkeramiker domi-
niert das Rind, daneben kommen Schwein und Schaf/Ziege vor.
Während wir im Kreis Göttingen über die „donauländischen" Kulturen der älteren Jung-
steinzeit, besonders über die Linienbandkeramik, verhältnismäßig gut unterrichtet sind,
ist die Kenntnis der nachfolgenden jungneolithischen82 Erscheinungen noch sehr lük-
kenhaft. Bis jetzt fehlen Siedlungsfunde aus diesem Abschnitt des Neolithikums völlig.
Bei den zwar zahlreichen Einzelfunden jungneolithischen Charakters überwiegen die
Geräte aus Felsgestein, die sich jedoch nur in einigen wenigen Fällen genauer datieren
und einer bestimmten Kultur zuweisen lassen. Von besonderer Wichtigkeit sind daher
einige Keramikfunde aus Göttingen-Grone, die bei der Ausgrabung einer bandkeramischen
Siedlung gefunden wurden und deren genaue Fundumstände unbekannt sind (Taf. 19; Kat.-
Nr. 339 e). Ihre Zusammengehörigkeit ist nicht gesichert. Von diesen Funden sind folgende
besonders erwähnenswert: Die Scherben eines Trichterhalsgefäßes mit Henkelöse am Hals-
knick (Taf. 19,3) dürften einer Leitform der Baalberger Gruppe83, der „Amphore"
angehören. Für das Bruchstück eines spitzbodigen Gefäßes (Taf. 19,11) kommt, falls es sich
überhaupt um einen neolithischen Fund handelt, am ehesten eine Zugehörigkeit zur
Michelsberger Kultur84 in Frage. Das flachbodige Gefäßfragment (Taf. 19,10) und
die beiden „Backteller"bruchstücke (Taf. 19,12.13) können jeder der beiden genannten Kul-
turen angehören. Diese Keramikfunde werfen ein erstes, noch schwaches Licht auf die
Kulturbeziehungen Südhannovers während des frühen Jungneolithikums: Man wird mit
der Möglichkeit rechnen müssen, daß ein Ausläufer der mitteldeutschen Baalberger Gruppe
und die Michelsberger Kultur (als nördliche Randerscheinung der hessischen Gruppe) im
südlichen Niedersachsen Fuß faßten oder doch wenigstens einen Einfluß geltend machten.
Ungeklärt bleibt freilich noch, welches die hier herrschende Kultur während dieser Zeit
war.
Die seit der Linienbandkeramik vorhandenen Kulturverbindungen mit Mitteldeutschland
werden auch in einem etwas jüngeren Tongefäßfund wieder deutlich: es handelt sich um
eine „Amphore" der Walternienburg-Bernburger Kultur. Die Fundstelle („aus
78 F. Scheffer u. B. Meyer, Göttinger Jahrb. 6, 1958, 3ff,; dies., Neue Ausgrabungen u. Forsch, in Nieder-
sachsen 2, 1965, 72 ff.
78 H. Krüger 1937. - O. Fahlbusch 1940 b. - K. Raddatz, Göttinger Jahrb. 12, 1964, 7 ff. - R. Maier u. H. G.
Peters, Neue Ausgrabungen u. Forsch, in Niedersachsen 2, 1965, 19 ff. - W. H. Zimmermann 1966. - W.
Schlüter, Neue Ausgrabungen u. Forsch, in Niedersachsen 4, 1969, 11 ff.
80 B. Meyer u. U. Willerding, Göttinger Jahrb. 9, 1961, 22ff. - U. Willerding, Neue Ausgrabungen u. Forsch,
in Niedersachsen 2, 1965, 44ff.; ders,, Naturwiss. Rundschau 18, 1965, 363 f.
81 E. May, Neue Ausgrabungen u. Forsch, dn Niedersachsen 2, 1965, 61 ff. - E. May u. G. Redemann, Neue
Ausgrabungen u. Forsch, in Niedersachsen 3, 1966, 63 ff.
82 Zum Begriff „Jungneolithikum" vgl. Anm. 62.
88 Vgl. J. Preuß, Die Baalberger Gruppe in Mitteldeutschland (1966).
84 Vgl.: J. Lüning, 48. Ber. RGK 1967. - H. Behrens, Jahresschr. Halle 53, 1969, 285 ff.
dotschernoseme") gebunden sind, für die man eine Eichenmischwaldvegetation als natür-
liche Pflanzendecke im Altneolithikum annehmen darf78. Die wenigen Fundstellen der
Stichbandkeramik und der Rössener Kultur lassen in ihrer Lagebezogenheit vorerst keine
Unterschiede zu den Wohnplätzen der linienbandkeramischen Kultur erkennen. — Nach
den Befunden auf mehreren Siedlungen der Linienbandkeramik (vor allem Rosdorf/Rase-
mühle, Kat.-Nr. 620; Göttingen-Grone/Springmühle, Kat.-Nr. 343; Rosdorf, Kat.-Nr. 627)
sind wir verhältnismäßig gut über die Hausformen dieser Kultur unterrichtet. Charakteri-
stisch sind lange Pfostenbauten mit unterschiedlicher Pfosten- und Wandkonstruktion79.
Daneben lieferten die Siedlungsfunde in Göttingen (Kat.-Nr. 242) und Rosdorf (Kat.-Nr. 627)
auch Belege für Ackerbau und Viehzucht. Nach U. Willerding80 ist in der Linienbandkera-
mik des Göttinger Gebietes vor allem der Anbau der Spelzweizenarten Emmer und Ein-
korn sowie der Gerste nachgewiesen. In Rosdorf glückte außerdem der Nachweis der kul-
tivierten Erbse (Saaterbse). Von der gleichen Fundstelle geben auch Tierknochenfunde
Auskunft über die Viehhaltung81. Unter den Haustieren der Linienbandkeramiker domi-
niert das Rind, daneben kommen Schwein und Schaf/Ziege vor.
Während wir im Kreis Göttingen über die „donauländischen" Kulturen der älteren Jung-
steinzeit, besonders über die Linienbandkeramik, verhältnismäßig gut unterrichtet sind,
ist die Kenntnis der nachfolgenden jungneolithischen82 Erscheinungen noch sehr lük-
kenhaft. Bis jetzt fehlen Siedlungsfunde aus diesem Abschnitt des Neolithikums völlig.
Bei den zwar zahlreichen Einzelfunden jungneolithischen Charakters überwiegen die
Geräte aus Felsgestein, die sich jedoch nur in einigen wenigen Fällen genauer datieren
und einer bestimmten Kultur zuweisen lassen. Von besonderer Wichtigkeit sind daher
einige Keramikfunde aus Göttingen-Grone, die bei der Ausgrabung einer bandkeramischen
Siedlung gefunden wurden und deren genaue Fundumstände unbekannt sind (Taf. 19; Kat.-
Nr. 339 e). Ihre Zusammengehörigkeit ist nicht gesichert. Von diesen Funden sind folgende
besonders erwähnenswert: Die Scherben eines Trichterhalsgefäßes mit Henkelöse am Hals-
knick (Taf. 19,3) dürften einer Leitform der Baalberger Gruppe83, der „Amphore"
angehören. Für das Bruchstück eines spitzbodigen Gefäßes (Taf. 19,11) kommt, falls es sich
überhaupt um einen neolithischen Fund handelt, am ehesten eine Zugehörigkeit zur
Michelsberger Kultur84 in Frage. Das flachbodige Gefäßfragment (Taf. 19,10) und
die beiden „Backteller"bruchstücke (Taf. 19,12.13) können jeder der beiden genannten Kul-
turen angehören. Diese Keramikfunde werfen ein erstes, noch schwaches Licht auf die
Kulturbeziehungen Südhannovers während des frühen Jungneolithikums: Man wird mit
der Möglichkeit rechnen müssen, daß ein Ausläufer der mitteldeutschen Baalberger Gruppe
und die Michelsberger Kultur (als nördliche Randerscheinung der hessischen Gruppe) im
südlichen Niedersachsen Fuß faßten oder doch wenigstens einen Einfluß geltend machten.
Ungeklärt bleibt freilich noch, welches die hier herrschende Kultur während dieser Zeit
war.
Die seit der Linienbandkeramik vorhandenen Kulturverbindungen mit Mitteldeutschland
werden auch in einem etwas jüngeren Tongefäßfund wieder deutlich: es handelt sich um
eine „Amphore" der Walternienburg-Bernburger Kultur. Die Fundstelle („aus
78 F. Scheffer u. B. Meyer, Göttinger Jahrb. 6, 1958, 3ff,; dies., Neue Ausgrabungen u. Forsch, in Nieder-
sachsen 2, 1965, 72 ff.
78 H. Krüger 1937. - O. Fahlbusch 1940 b. - K. Raddatz, Göttinger Jahrb. 12, 1964, 7 ff. - R. Maier u. H. G.
Peters, Neue Ausgrabungen u. Forsch, in Niedersachsen 2, 1965, 19 ff. - W. H. Zimmermann 1966. - W.
Schlüter, Neue Ausgrabungen u. Forsch, in Niedersachsen 4, 1969, 11 ff.
80 B. Meyer u. U. Willerding, Göttinger Jahrb. 9, 1961, 22ff. - U. Willerding, Neue Ausgrabungen u. Forsch,
in Niedersachsen 2, 1965, 44ff.; ders,, Naturwiss. Rundschau 18, 1965, 363 f.
81 E. May, Neue Ausgrabungen u. Forsch, dn Niedersachsen 2, 1965, 61 ff. - E. May u. G. Redemann, Neue
Ausgrabungen u. Forsch, in Niedersachsen 3, 1966, 63 ff.
82 Zum Begriff „Jungneolithikum" vgl. Anm. 62.
88 Vgl. J. Preuß, Die Baalberger Gruppe in Mitteldeutschland (1966).
84 Vgl.: J. Lüning, 48. Ber. RGK 1967. - H. Behrens, Jahresschr. Halle 53, 1969, 285 ff.