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Maier, Reinhard
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 5): Die ur- und frühgeschichtlichen Funde und Denkmäler des Kreises Göttingen — Hildesheim: Verlag August Lax, 1971

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63207#0026
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verziertes Randleistenbeil aus Eddigehausen (Taf. 38,4; Kat.-Nr. 104), das „in einer zer-
trümmerten Urne" gefunden worden sein soll, weiterhin eine durchlochte Kugelkopfnadel
(Taf. 75,5; Kat.-Nr.490n) und ein „geknicktes" Randleistenbeil (Taf. 36,1; Kat.-Nr. 499),
die beide vom Gelände eines inzwischen zerstörten Hügelgräberfriedhofes bei Knutbüh-
ren stammen, weiter ein Meißel mit geknickten Randleisten ohne genauen Fundort (Kat.-
Nr. 691 c) und schließlich der Fund eines Feuersteindolches aus Rosdorf (Taf. 35, 5; Kat.-Nr.
637), von dem Krüger vermutete, daß es sich um die Beigabe aus einem Grab handelt93.
Die Kugelkopfnadel weist auf Einflüsse aus dem Bereich der Aunjetitzer Kultur Mittel-
deutschlands hin94, während Beil und Meißel mit geknickten Randleisten und der Flint-
dolch Kulturverbindungen zum Sögeler Kreis im nordwestdeutschen Flachland erkennen
lassen95, Verbindungen, die auch in jüngeren Perioden bestehen bleiben. Auf noch weiter
reichende Beziehungen deutet der Fund eines bronzenen Halskragens hin, der vom Hain-
berg bei Göttingen stammt (Kat.-Nr. 271)96. Derartige Bronzelunulae, von denen nur wenige
bisher in Deutschland gefunden wurden, darf man wohl in die Nähe verwandter west-
europäischer Erscheinungen wie der irischen Goldlunulae stellen97.
Die schon genannten Funde aus Knutbühren, die Kugelkopfnadel und das Beil mit
geknickten Randleisten, zeigen an, daß die Bestattungen im ehemaligen „Kleinen Masch-
holz" bereits in einem frühen Abschnitt der älteren Bronzezeit beginnen. Der größte Teil
der dort geborgenen Funde gehört indessen in die voll entwickelte Hügelgräberbron-
zezeit. Sie lassen sich in ihrer Mehrzahl der Hügelgräberkultur Nordhessens und West-
thüringens98 99 anschließen. So entsprechen die Absatzbeile (Taf. 36, 4. 6) und die Radnadeln
(Taf. 36,5. 8) dem in diesem Formenkreise üblichen. Auch die Nadel mit profiliertem Hals
(Taf. 36,13), die Armringe (Taf. 36, 2; 37, 7; Kat.-Nr. 496; 498; 490h) und die kleine Dolch-
klinge (Taf. 36, 3) fügen sich in diesen Rahmen ein, ebenfalls die Lanzenspitzen (Taf. 36,10;
Kat.-Nr. 494a)". Eine Sonderform stellt das verzierte Absatzbeil dar (Taf. 36,12), die
Holste als „südhannoversche Beilvariante" herausgestellt hat100. Neben diesen nach Süden
tendierenden Bronzen aus Knutbühren gibt es von demselben Gräberfeld Funde, die in die
entgegengesetzte Richtung weisen. Es sind dies die längsgerippten Stollenarmbänder (Taf.
36,11; Kat.-Nr. 490 g. o), die der Lüneburger Gruppe der bronzezeitlichen Hügelgräber-
kultur eigentümlich sind101.
Diese Stellung der südniedersächsischen Hügelgräberkultur als Vermittlerin zwischen
zwei ausgeprägten Formenkreisen im Norden und im Süden kommt auch in den übrigen
Funden des Kreises Göttingen zum Ausdruck (vgl. Taf. 37—39), vornehmlich in den Beilen.
Als Besonderheit sei hier noch das Absatzbeil aus Bremke (Taf. 38, 8; Kat.-Nr. 37) genannt,
das Verbindungen nach Westeuropa erkennen läßt.
Die charakteristische Bestattungsform in diesem Abschnitt der Bronzezeit ist die Beiset-
zung der Toten in Grabhügeln. Moderne Ausgrabungen eindeutig bronzezeitlicher Hügel-
gräber fehlen im Kreisgebiet, doch verraten die Berichte von älteren Untersuchungen
einiges über die Grabform. So wurden in Knutbühren Steinpackungen über den Körper-
bestattungen mit umgebenden Steinkränzen sowie Mehrfachbestattungen beobachtet (vgl.
93 H. Krüger, Göttinger Bl. N.F. 1, 1935, H. 1, 57 ff.
94 Vgl. M. Claus, Studien aus Alteuropa, T. 1 (1964), 153 ff.
95 Vgl. E. Sprockhoff, Prähist. Zeitschr. 21, 1930, 193 ff.; ders., 31.Ber. RGK, T. 2, 1941 (1942).
98 E. Sprockhoff, Germania 23, 1939, 1 ff.
97 K. H. Jacob-Friesen 1963, 242. - Vgl. aber auch: O. Kleemann, Germania 31, 1953, 135 ff. - R. Hachmann,
Jahresschr. Halle 38, 1954, 92 ff. - J. J. Butler, Palaeohistoria 9, 1963, 176 ff., vor allem 180 ff.
98 Vgl. dazu: F. Holste, Die Bronzezeit im nordmainischen Hessen (1939). - R. Feustel, Bronzezeitliche Hügel-
gräberkultur im Gebiet von Schwarza (Südthüringen) (1958).
99 Zu letzteren vgl. G. Jacob-Friesen, Bronzezeitliche Lanzenspitzen Norddeutschlands und Skandinaviens
(1967), 196.
190 F. Holste, Die Bronzezeit im nordmainischen Hessen (1939), 43f., 120 und 185 (dort fälschlich „Rasemühle"
als Fundort angegeben!).
191 H. Piesker, Lüneburger Bl. 5, 1954, 96 ff.
 
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