Hortfunde der frühen Bronzezeit
27
2. Hortfunde mit Fundstücken aus den
westeuropäischen Bronzezeit-Kulturen
Bei Bodenwerder, Ldkr. Holzminden (KatNr. 56;
Taf. 2,3-4), kam der einzige nur aus Schmuckstücken
bestehende Hortfund der frühen Bronzezeit im Be-
reich westlich der Aunjetitzer Einflusssphäre in
Niedersachsen zu Tage. Es handelt sich dabei um
zwei „lunular-ähnliche“ Halskragen, bei denen je-
weils das linke quergestellte und wohl ebenfalls das
rechte mit einer Öse eingerollte Ende abgebrochen
sind. Einer der beiden Halskragen ist auf der Vor-
derseite mit drei konzentrisch zueinander angeord-
neten scharfgratigen Rippen verziert, der andere
mit einem dichten mehrreihigen Fischgrätenmuster,
das dreimal von einem senkrechten Tannenzweig-
muster unterbrochen wird. Die Rückseite der bei-
den Fundstücke ist glatt. Der kleine Hortfund wur-
de auf feuchtem Untergrund angetroffen, was die
Patina der beiden Schmuckstücke belegt. Für eine
zeitliche Einordnung kann einmal der verzierte Hals-
kragen herangezogen werden, dessen Ornament, zu
Reihen angeordnete Fischgräten- und Tannenzweig-
muster, sich auf bronzenen anglo-irischen Randleis-
tenbeilen wiederfindet (Sprockhoff 1939, 4; 1941,
64-65). Entsprechende verzierte und unverzierte
Randleistenbeile gelangten wiederholt noch vor der
Sögel-Wohlde-Zeitstufe nach Niedersachsen, z.B.
Ahausen, Stadt Bersenbrück, Ldkr. Osnabrück
(Laux 2000a, 50 KatNr. 151; Taf. 9), und Ronnen-
berg, Region Hannover (Laux 2000a, 50 KatNr.
150; Taf. 9) und in die angrenzenden Bereiche, z.B.
Sassenberger Heide, Kr. Warendorf (Sudholz 1964,
16-17; 116 KatNr. 390; Taf. 4,3-4), sodass damit ein
Anhaltspunkt für die Datierung der beiden Fund-
stücke gegeben ist. Ein entsprechender zeitlicher
Ansatz wird auch durch die zu Ösen aufgerollten
Enden der beiden Halskragen nahegelegt, die auf
entsprechende Formen der Aunjetitzer Ösenhals-
ringe zurückgehen werden (Hachmann 1957, 76).
In den Aunjetitzer Bereich weist auch der Halskra-
gen von Abbendorf-Dankensen, Kr. Salzwedel in
der Altmark, hin (v. Brunn 1959, 307, KatNr. 1; Taf.
1,3), der allerdings - anders als das Exemplar aus
Bodenwerder - nur eine Rippe aufweist. Die beiden
bronzenen Halskragen aus Bodenwerder und auch
der Einzelfund vom Haimberg bei Göttingen, Ldkr.
Göttingen (Sprockhoff 1939, 1-6, Abb. 1; 1941,
64-66, Abb. 54), werden auf Anregungen der golde-
nen irischen Lunulae zurückgeführt, wie sie auch
mit einem Exemplar aus Schulenburg, Stadt Patten-
sen, Region Hannover, aufgefunden wurde (Butler
1963, 176-185, bes. 184-185).
Bei Ahausen, Stadt Bersenbrück, Ldkr. Osna-
brück (KatNr. 112; Taf. 2,1-2), wurden 1840 beim
Torfstechen zwei Randleistenbeile gefunden. Beide
weisen Moorpatina auf und stammen zudem noch
aus der gleichen Sammlung (Sanitätsrat Hartmann),
allerdings haben sie im Museum Osnabrück ver-
schiedene Inventarnummern. An ihrer Zusammen-
gehörigkeit braucht dennoch nicht gezweifelt wer-
den. Bei einem der beiden Randleistenbeile ist der
Nacken abgebrochen; es fällt aber auch durch seine
ursprüngliche Länge und die Breite etwas aus dem
Rahmen. Dennoch gehört es noch in die Spannwei-
te der irischen Ballyvalley-Beile (Harbison 1969,
32-43; 78). Bei dem zweiten, wesentlich kleineren
Randleistenbeil handelt es sich um eine kontinenta-
le Nachahmung dieser irischen Beile, um den von
Butler herausgestellten Typ Emmen (Butler 1963,
48-59). Diese Randleistenbeile datieren noch in die
Zeitphasen vor der Sögel-Wohlde-Zeitstufe in Nie-
dersachsen. Einzelne der anglo-irischen Ballyval-
ley-Beile trafen auch auf die Randleistenbeile vom
„sächsischen“ Typ mit gleichmäßig geschwungenen
Seiten, sodass auf diesem Weg ebenfalls eine zeitli-
che Einordnung vorgenommen werden kann. Sie
finden sich z.B. im Hortfund von Dieskau, Saal-
kreis, Fund 2 (v. Brunn 1959, 55-56, Taf. 13-19;
bes. Taf. 16,3), und im Hortfund von Stubbendorf,
Kr. Malchin (Mecklenburg; Forssander 1936, 98,
Taf. 17; Schubart 1973, 106-107, Taf. 102), wo zu-
mindest das Randleistenbeil mit gleichmäßig ge-
schwungenen Seiten ungewöhnlich breit ist und
nicht in das von der Aunjetitzer Kultur bekannte
Schema passt. Ein anglo-irisches Randleistenbeil
fand sich auch zusammen mit einem weiteren vom
Typ Emmen in dem kleinen Hort aus Sassenberg,
Kr. Warendorf (Sprockhoff 1941, 58 Abb. 48).
Der 1899 in 0,8 m Tiefe bei Schinna, Ldkr. Nien-
burg (KatNr. 102; Taf. 3,1-2), geborgene Hortfund
bestand ursprünglich aus sechs Randleistenbeilen,
von denen lediglich zwei in die Sammlung des Lan-
desmuseums in Hannover gelangten, die übrigen
vier müssen als verschollen gelten. Bei den beiden
noch vorhandenen Fundstücken handelt es sich um
große, breite Exemplare, bei denen der Beilkörper
oberhalb der Mitte stärker einzieht. Die Schmalsei-
ten sind facettiert, der Querschnitt der Bahn ist
rechteckig, die davon abgesetzten Randleisten nicht
sehr hoch. Beide Fundstücke stammen aus der glei-
chen Gussform. Über das Aussehen der vier ande-
ren Randleistenbeile können nur Vermutungen ge-
äußert werden. Es ist aber mehr als wahrscheinlich,
dass der damalige Domänenpächter nur Doublet-
ten an das Landesmuseum in Hannover abgegeben
27
2. Hortfunde mit Fundstücken aus den
westeuropäischen Bronzezeit-Kulturen
Bei Bodenwerder, Ldkr. Holzminden (KatNr. 56;
Taf. 2,3-4), kam der einzige nur aus Schmuckstücken
bestehende Hortfund der frühen Bronzezeit im Be-
reich westlich der Aunjetitzer Einflusssphäre in
Niedersachsen zu Tage. Es handelt sich dabei um
zwei „lunular-ähnliche“ Halskragen, bei denen je-
weils das linke quergestellte und wohl ebenfalls das
rechte mit einer Öse eingerollte Ende abgebrochen
sind. Einer der beiden Halskragen ist auf der Vor-
derseite mit drei konzentrisch zueinander angeord-
neten scharfgratigen Rippen verziert, der andere
mit einem dichten mehrreihigen Fischgrätenmuster,
das dreimal von einem senkrechten Tannenzweig-
muster unterbrochen wird. Die Rückseite der bei-
den Fundstücke ist glatt. Der kleine Hortfund wur-
de auf feuchtem Untergrund angetroffen, was die
Patina der beiden Schmuckstücke belegt. Für eine
zeitliche Einordnung kann einmal der verzierte Hals-
kragen herangezogen werden, dessen Ornament, zu
Reihen angeordnete Fischgräten- und Tannenzweig-
muster, sich auf bronzenen anglo-irischen Randleis-
tenbeilen wiederfindet (Sprockhoff 1939, 4; 1941,
64-65). Entsprechende verzierte und unverzierte
Randleistenbeile gelangten wiederholt noch vor der
Sögel-Wohlde-Zeitstufe nach Niedersachsen, z.B.
Ahausen, Stadt Bersenbrück, Ldkr. Osnabrück
(Laux 2000a, 50 KatNr. 151; Taf. 9), und Ronnen-
berg, Region Hannover (Laux 2000a, 50 KatNr.
150; Taf. 9) und in die angrenzenden Bereiche, z.B.
Sassenberger Heide, Kr. Warendorf (Sudholz 1964,
16-17; 116 KatNr. 390; Taf. 4,3-4), sodass damit ein
Anhaltspunkt für die Datierung der beiden Fund-
stücke gegeben ist. Ein entsprechender zeitlicher
Ansatz wird auch durch die zu Ösen aufgerollten
Enden der beiden Halskragen nahegelegt, die auf
entsprechende Formen der Aunjetitzer Ösenhals-
ringe zurückgehen werden (Hachmann 1957, 76).
In den Aunjetitzer Bereich weist auch der Halskra-
gen von Abbendorf-Dankensen, Kr. Salzwedel in
der Altmark, hin (v. Brunn 1959, 307, KatNr. 1; Taf.
1,3), der allerdings - anders als das Exemplar aus
Bodenwerder - nur eine Rippe aufweist. Die beiden
bronzenen Halskragen aus Bodenwerder und auch
der Einzelfund vom Haimberg bei Göttingen, Ldkr.
Göttingen (Sprockhoff 1939, 1-6, Abb. 1; 1941,
64-66, Abb. 54), werden auf Anregungen der golde-
nen irischen Lunulae zurückgeführt, wie sie auch
mit einem Exemplar aus Schulenburg, Stadt Patten-
sen, Region Hannover, aufgefunden wurde (Butler
1963, 176-185, bes. 184-185).
Bei Ahausen, Stadt Bersenbrück, Ldkr. Osna-
brück (KatNr. 112; Taf. 2,1-2), wurden 1840 beim
Torfstechen zwei Randleistenbeile gefunden. Beide
weisen Moorpatina auf und stammen zudem noch
aus der gleichen Sammlung (Sanitätsrat Hartmann),
allerdings haben sie im Museum Osnabrück ver-
schiedene Inventarnummern. An ihrer Zusammen-
gehörigkeit braucht dennoch nicht gezweifelt wer-
den. Bei einem der beiden Randleistenbeile ist der
Nacken abgebrochen; es fällt aber auch durch seine
ursprüngliche Länge und die Breite etwas aus dem
Rahmen. Dennoch gehört es noch in die Spannwei-
te der irischen Ballyvalley-Beile (Harbison 1969,
32-43; 78). Bei dem zweiten, wesentlich kleineren
Randleistenbeil handelt es sich um eine kontinenta-
le Nachahmung dieser irischen Beile, um den von
Butler herausgestellten Typ Emmen (Butler 1963,
48-59). Diese Randleistenbeile datieren noch in die
Zeitphasen vor der Sögel-Wohlde-Zeitstufe in Nie-
dersachsen. Einzelne der anglo-irischen Ballyval-
ley-Beile trafen auch auf die Randleistenbeile vom
„sächsischen“ Typ mit gleichmäßig geschwungenen
Seiten, sodass auf diesem Weg ebenfalls eine zeitli-
che Einordnung vorgenommen werden kann. Sie
finden sich z.B. im Hortfund von Dieskau, Saal-
kreis, Fund 2 (v. Brunn 1959, 55-56, Taf. 13-19;
bes. Taf. 16,3), und im Hortfund von Stubbendorf,
Kr. Malchin (Mecklenburg; Forssander 1936, 98,
Taf. 17; Schubart 1973, 106-107, Taf. 102), wo zu-
mindest das Randleistenbeil mit gleichmäßig ge-
schwungenen Seiten ungewöhnlich breit ist und
nicht in das von der Aunjetitzer Kultur bekannte
Schema passt. Ein anglo-irisches Randleistenbeil
fand sich auch zusammen mit einem weiteren vom
Typ Emmen in dem kleinen Hort aus Sassenberg,
Kr. Warendorf (Sprockhoff 1941, 58 Abb. 48).
Der 1899 in 0,8 m Tiefe bei Schinna, Ldkr. Nien-
burg (KatNr. 102; Taf. 3,1-2), geborgene Hortfund
bestand ursprünglich aus sechs Randleistenbeilen,
von denen lediglich zwei in die Sammlung des Lan-
desmuseums in Hannover gelangten, die übrigen
vier müssen als verschollen gelten. Bei den beiden
noch vorhandenen Fundstücken handelt es sich um
große, breite Exemplare, bei denen der Beilkörper
oberhalb der Mitte stärker einzieht. Die Schmalsei-
ten sind facettiert, der Querschnitt der Bahn ist
rechteckig, die davon abgesetzten Randleisten nicht
sehr hoch. Beide Fundstücke stammen aus der glei-
chen Gussform. Über das Aussehen der vier ande-
ren Randleistenbeile können nur Vermutungen ge-
äußert werden. Es ist aber mehr als wahrscheinlich,
dass der damalige Domänenpächter nur Doublet-
ten an das Landesmuseum in Hannover abgegeben