Zur Geschichte der Hortfunde der Bronze- und frühen Eisenzeit in Niedersachsen
13
sehen Bereich, in dem bestimmte Schmuckformen
und -garnituren getragen wurden.
Für eine Analyse der Hortfunde von Bedeutung
sind auch die Örtlichkeiten und Fundumstände,
unter denen sie geborgen worden sind. So können
Hortfunde mit übereinstimmender Fundzusam-
mensetzung, die zum einen beim Torfstechen, zum
anderen bei oder unter einem großen Findling auf-
gefunden worden sind, einen völlig anderen Hin-
tergrund für die Deponierung gehabt haben, z.B.
einmal ein Händlerdepot, das andere Mal eine Wei-
hegabe (Geislinger 1983, 322-327). Diese Fragen
müssen von Fall zu Fall entschieden werden.
Im Nachfolgenden soll versucht werden, auf
derartige Fragen eine Antwort zu finden.
II. Zur Geschichte der Hortfunde
der Bronze- und frühen Eisenzeit
in Niedersachsen
Nachfolgend werden die Fundkomplexe mit min-
destens zwei oder auch mehr bronzezeitlichen
Fundstücken vorgestellt und behandelt, die nicht
als Grabfunde angesprochen werden können. In
Niedersachsen konnten so 175 Hortfunde mit un-
terschiedlicher Fundzusammensetzung und einer
verschieden großen Anzahl an Fundstücken ermit-
telt werden, die in dem Zeitraum von 1763 bis 2003
aufgefunden wurden und einer interessierten Öf-
fentlichkeit zur Kenntnis kamen. Dabei zeigt sich -
wie die nachfolgende Aufstellung (Tab. 1) belegt -
dass einige dieser Fundkomplexe bald nach ihrer
Auffindung publiziert wurden, andere dagegen aber
erst Jahrzehnte später.
1772 beschrieb der Probst Johann Christian
Zimmermann in seinem Werk „Nachricht von eini-
gen bey Ülzen, einer der ältesten Städte des Her-
zogtums Zelle aufgegrabenen Urnen und den dar-
innen und dabey gefundenen Stücken nebst ihren
Abzeichnungen“ zwei kleine Hortfunde aus der Ge-
gend von Uelzen (KatNr. 157; Taf. 14,7-8 und Kat-
Nr. 160; Taf. 37,15-16), die 1763 und kurz danach
geborgen worden sind. Zeitlich folgten dann der
1812 geborgene Hortfund I von Hitzacker, Ldkr.
Lüchow-Dannenberg (KatNr. 71; Taf. 4,1-2), der
vor 1818 ausgegrabene Hortfund von Dalum, Ldkr.
Osnabrück (KatNr. 114; Taf. 1,1-2), und die beiden
im Braunschweiger Land aufgefundenen Fundkom-
plexe von Lauingen (KatNr. 46; Taf. 58,7-9) und
Helmstedt (KatNr. 45; Taf. 83,5-8), beide Ldkr.
Helmstedt. Aber auch weit im Westen, im Emsland,
kam 1827 in Gleesen, Ldkr. Emsland (KatNr. 18;
Taf. 73,6), ein Hortfund zu Tage.
Waren es anfangs offensichtlich Raritäten, die
man mehr oder weniger sorgsam behandelte und
die z.T. auch Eingang in die fürstlichen Raritäten-
kabinette fanden, so änderte sich dieses Bild, als im
Juni 1835 der Historische Verein für Niedersachsen
gegründet wurde. Lange Zeit war dieser das Orga-
nisationszentrum für die Sammler und anderen In-
teressenten, u.a. auch für vorgeschichtliche Altertü-
mer. Der erste Konservator des Vereins, der Forstrat
Johann Karl Wächter, hatte selbst eine Sammlung
vorgeschichtlicher Altertümer angelegt, die er in
den Jahren zwischen 1822 und 1846 mit Hilfe von
Gewährsleuten zusammengetragen hatte. 1847
wurde diese Sammlung vom Historischen Verein
für Niedersachsen angekauft. Aus dieser Samm-
lung stammt ein Hortfund mit fünf Sicheln aus
Winsen, Ldkr. Harburg (KatNr. 43; Taf. 40,8-12).
Etwa um dieselbe Zeit, zwischen 1836 und 1860,
wurde eine weitere große Sammlung vorgeschicht-
licher Funde von dem Lüneburger Eisengießereibe-
sitzer und späteren Hotelier August Wellenkamp
angelegt. Diese Sammlung wurde bis auf wenige
Reststücke 1860 an den König von Hannover ver-
kauft und den Sammlungen des Historischen Ver-
eins für Niedersachsen übergeben. Die verschiede-
nen Fundstücke stammen aus den heutigen
Landkreisen Lüneburg, Harburg und Uelzen. In
seiner Sammlung fanden sich u. a. mehrere Hort-
funde, so jene aus Appel, Gern. Moisburg (KatNr.
38; Taf. 30,16-19), Gödenstorf (KatNr. 40; Taf.
37,20-22), Ohlendorf, Gern. Seevetal (KatNr. 42;
Taf. 5,1-5), und Wulfsen (KatNr. 44; Taf. 60,1-6),
sämtlich Ldkr. Harburg, ferner aus Boltersen, Gern.
Rullstorf (KatNr. 89; Taf. 86,8-9), und Neetze (Kat-
Nr. 93; Taf. 12,3-7), beide Ldkr. Lüneburg, und aus
Wichmannsburg, Gern. Bienenbüttel, Ldkr. Uelzen
(KatNr. 161; Taf. 13,9-10). Die Mehrzahl dieser
Hortfunde ist allerdings erst viele Jahrzehnte später
der Forschung bekannt geworden.
Etwa um die gleiche Zeit war im heutigen Land-
kreis Uelzen der Freiherr Georg Otto Carl v. Estorff
tätig. Den Grundstock seiner Sammlung legte er
durch seine Ausgrabungen in den Jahren 1835-
1840, die er gemeinsam mit dem Stadtförster von
Uelzen, Hagen, unternahm. Die Ergebnisse dieser
Tätigkeit finden sich in dem 1846 erschienen, reich
bebilderten Werk „Heidnische Alterthümer der Ge-
gend von Uelzen im ehemaligen Bardengaue (Kö-
nigreich Hannover)“. Die im Hause des Stadtförs-
ters Hagen aufbewahrte Sammlung wurde auch
nach dem Erscheinen des EstorfUschen Werkes
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sehen Bereich, in dem bestimmte Schmuckformen
und -garnituren getragen wurden.
Für eine Analyse der Hortfunde von Bedeutung
sind auch die Örtlichkeiten und Fundumstände,
unter denen sie geborgen worden sind. So können
Hortfunde mit übereinstimmender Fundzusam-
mensetzung, die zum einen beim Torfstechen, zum
anderen bei oder unter einem großen Findling auf-
gefunden worden sind, einen völlig anderen Hin-
tergrund für die Deponierung gehabt haben, z.B.
einmal ein Händlerdepot, das andere Mal eine Wei-
hegabe (Geislinger 1983, 322-327). Diese Fragen
müssen von Fall zu Fall entschieden werden.
Im Nachfolgenden soll versucht werden, auf
derartige Fragen eine Antwort zu finden.
II. Zur Geschichte der Hortfunde
der Bronze- und frühen Eisenzeit
in Niedersachsen
Nachfolgend werden die Fundkomplexe mit min-
destens zwei oder auch mehr bronzezeitlichen
Fundstücken vorgestellt und behandelt, die nicht
als Grabfunde angesprochen werden können. In
Niedersachsen konnten so 175 Hortfunde mit un-
terschiedlicher Fundzusammensetzung und einer
verschieden großen Anzahl an Fundstücken ermit-
telt werden, die in dem Zeitraum von 1763 bis 2003
aufgefunden wurden und einer interessierten Öf-
fentlichkeit zur Kenntnis kamen. Dabei zeigt sich -
wie die nachfolgende Aufstellung (Tab. 1) belegt -
dass einige dieser Fundkomplexe bald nach ihrer
Auffindung publiziert wurden, andere dagegen aber
erst Jahrzehnte später.
1772 beschrieb der Probst Johann Christian
Zimmermann in seinem Werk „Nachricht von eini-
gen bey Ülzen, einer der ältesten Städte des Her-
zogtums Zelle aufgegrabenen Urnen und den dar-
innen und dabey gefundenen Stücken nebst ihren
Abzeichnungen“ zwei kleine Hortfunde aus der Ge-
gend von Uelzen (KatNr. 157; Taf. 14,7-8 und Kat-
Nr. 160; Taf. 37,15-16), die 1763 und kurz danach
geborgen worden sind. Zeitlich folgten dann der
1812 geborgene Hortfund I von Hitzacker, Ldkr.
Lüchow-Dannenberg (KatNr. 71; Taf. 4,1-2), der
vor 1818 ausgegrabene Hortfund von Dalum, Ldkr.
Osnabrück (KatNr. 114; Taf. 1,1-2), und die beiden
im Braunschweiger Land aufgefundenen Fundkom-
plexe von Lauingen (KatNr. 46; Taf. 58,7-9) und
Helmstedt (KatNr. 45; Taf. 83,5-8), beide Ldkr.
Helmstedt. Aber auch weit im Westen, im Emsland,
kam 1827 in Gleesen, Ldkr. Emsland (KatNr. 18;
Taf. 73,6), ein Hortfund zu Tage.
Waren es anfangs offensichtlich Raritäten, die
man mehr oder weniger sorgsam behandelte und
die z.T. auch Eingang in die fürstlichen Raritäten-
kabinette fanden, so änderte sich dieses Bild, als im
Juni 1835 der Historische Verein für Niedersachsen
gegründet wurde. Lange Zeit war dieser das Orga-
nisationszentrum für die Sammler und anderen In-
teressenten, u.a. auch für vorgeschichtliche Altertü-
mer. Der erste Konservator des Vereins, der Forstrat
Johann Karl Wächter, hatte selbst eine Sammlung
vorgeschichtlicher Altertümer angelegt, die er in
den Jahren zwischen 1822 und 1846 mit Hilfe von
Gewährsleuten zusammengetragen hatte. 1847
wurde diese Sammlung vom Historischen Verein
für Niedersachsen angekauft. Aus dieser Samm-
lung stammt ein Hortfund mit fünf Sicheln aus
Winsen, Ldkr. Harburg (KatNr. 43; Taf. 40,8-12).
Etwa um dieselbe Zeit, zwischen 1836 und 1860,
wurde eine weitere große Sammlung vorgeschicht-
licher Funde von dem Lüneburger Eisengießereibe-
sitzer und späteren Hotelier August Wellenkamp
angelegt. Diese Sammlung wurde bis auf wenige
Reststücke 1860 an den König von Hannover ver-
kauft und den Sammlungen des Historischen Ver-
eins für Niedersachsen übergeben. Die verschiede-
nen Fundstücke stammen aus den heutigen
Landkreisen Lüneburg, Harburg und Uelzen. In
seiner Sammlung fanden sich u. a. mehrere Hort-
funde, so jene aus Appel, Gern. Moisburg (KatNr.
38; Taf. 30,16-19), Gödenstorf (KatNr. 40; Taf.
37,20-22), Ohlendorf, Gern. Seevetal (KatNr. 42;
Taf. 5,1-5), und Wulfsen (KatNr. 44; Taf. 60,1-6),
sämtlich Ldkr. Harburg, ferner aus Boltersen, Gern.
Rullstorf (KatNr. 89; Taf. 86,8-9), und Neetze (Kat-
Nr. 93; Taf. 12,3-7), beide Ldkr. Lüneburg, und aus
Wichmannsburg, Gern. Bienenbüttel, Ldkr. Uelzen
(KatNr. 161; Taf. 13,9-10). Die Mehrzahl dieser
Hortfunde ist allerdings erst viele Jahrzehnte später
der Forschung bekannt geworden.
Etwa um die gleiche Zeit war im heutigen Land-
kreis Uelzen der Freiherr Georg Otto Carl v. Estorff
tätig. Den Grundstock seiner Sammlung legte er
durch seine Ausgrabungen in den Jahren 1835-
1840, die er gemeinsam mit dem Stadtförster von
Uelzen, Hagen, unternahm. Die Ergebnisse dieser
Tätigkeit finden sich in dem 1846 erschienen, reich
bebilderten Werk „Heidnische Alterthümer der Ge-
gend von Uelzen im ehemaligen Bardengaue (Kö-
nigreich Hannover)“. Die im Hause des Stadtförs-
ters Hagen aufbewahrte Sammlung wurde auch
nach dem Erscheinen des EstorfUschen Werkes