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Hortfunde der jüngeren Bronzezeit (Perioden IV und V)

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Das Restinventar eines zu dieser Gruppe zäh-
lenden Hortfundes mit drei unterschiedlich großen
glatten Bronzescheiben mit unterseitiger Öse wur-
de auf der Barenburg bei Eldagsen, Stadt Springe,
Region Hannover (KatNr. 29; Taf. 38,4-6), gebor-
gen.
Der zeitlich jüngste der hier zu nennenden
Hortfunde wurde zwischen 1853 und 1876 in einem
Tongefäß bei Püggen, Gern. Luckau, Ldkr. Lüchow-
Dannenberg (KatNr. 79; Taf. 59,1-4), gefunden und
gelangte in die Sammlung des Apothekers Busch
aus Bergen a.d. Dumme. Noch der jungbronzezeit-
lichen Periode IV zuzuordnen ist der steile längsge-
rippte Halskragen, dagegen datieren die beiden lan-
gen Armspiralen aus D-förmigem Bronzedraht mit
einmal achtzehn und zum anderen zweiundzwan-
zig Umläufen bereits in die darauffolgende Periode
V der jüngeren Bronzezeit. Eine der beiden Armspi-
ralen, die nun an Stelle der blechförmigen Armrin-
ge getragen werden, weist zudem ein eingerolltes
Ende auf. Auch der glatte Beinring mit linsenförmi-
gem Stabquerschnitt und übergreifenden Enden da-
tiert in den jüngeren Zeitabschnitt. In dem Tongefäß
sollen auch noch zwei „Bronzebeile mit Rand-
leisten“ gelegen haben. Falls diese Angabe zutrifft,
könnte es sich um Tüllenbeile mit seitlich abgesetz-
ten Randleisten handeln.
Umfangreiche Schmuckhorte, die mehrere die-
ser Schmuckgarnituren enthalten, kommen im ge-
samten Verbreitungsgebiet vom südlichen Schles-
wig-Holstein bis hin ins Harzvorland immer wieder
vor. W.A.v. Brunn (1968, 212-213) umschrieb diese
Schmuckgarnituren mit den Hortfunden von Bad
Oldesloe, Kr. Stormarn in Holstein (Hingst 1959,
151-155, Taf. 72-78, 84,1-3), und Quedlinburg, Kr.
Quedlinburg in Sachsen-Anhalt (v. Brunn 1968,
334-335, Nr. 171, Taf. 128-134). W.A.v. Brunn ver-
teilt den Inhalt des schleswig-holsteinischen Fun-
des auf mindestens fünf oder (nach der Anzahl der
Bügelplattenfibeln vom Typ Dörmte) sogar auf
sechs Garnituren, denjenigen des Fundes aus dem
Harzvorland auf zwei bzw. drei (Anzahl des Hals-
schmuckes) Garnituren.
Zwei Schmuckgarnituren, jeweils bestehend
aus einer Haarknoten-Fibel vom Typ Bahrendorf
und einem steilen längsgerippten Halskragen wur-
den in Krukow, Kr. Hzgtm. Lauenburg (Kersten
1951, 297, Taf. 51,2-3,7; 52,10-14), angetroffen. Ei-
ner der Frauen kann noch die Bügelplattenfibel
vom Typ Dörmte zugeordnet werden. Mindestens
zwei (Anzahl der Bügelplattenfibeln vom Typ
Dörmte), wenn nicht gar drei Garnituren (Vielzahl
der Armringe) wurden in dem Hortfund von Lent-

förden, Kr. Segeberg (Sprockhoff 1937, 13-14;
Struve 1971/79, Taf. 47-49), aufgefunden.
An die oben genannten größeren Hortfunde
mit weiblichem Trachtenzubehör sind noch einige
Fundkomplexe anzuschließen, die sich lediglich
aus zwei in Form und Verzierung übereinstimmen-
den blechförmigen Armringen zusammensetzen.
Auch hier wird wiederum ein in der mittleren Bron-
zezeit geübter Brauch fortgeführt. In Bruchtorf,
Gern. Jelmstorf, Ldkr. Uelzen (KatNr. 139; Taf.
53,10-11), wurden nahe einer Urne zwei breite
blechförmige Armringe mit rundlich C-förmigen
Stabquerschnitt und einer Verzierung mit einem
Wolfszahnmuster geborgen. Auch in Lehmke, Gern.
Wrestedt, Ldkr. Uelzen (KatNr. 149; Taf. 53,12),
wurden 1835 angeblich in einem Grabhügel zwei
breite blechförmige Armringe mit doppelt ausgebil-
deten Stollenenden gefunden. Die beiden Armringe
weisen einen mehr oder weniger scharfgratigen
Stabquerschnitt auf und sind mit einem punktge-
säumten Strichgruppenmuster verziert. Aus Kate-
min, Gern. Neu Darchau, Ldkr. Lüchow-Dannen-
berg (KatNr. 74; Taf. 45,6-7), liegen die Bruchstücke
eines breiten blechförmigen Armringes mit D-för-
migem Stabquerschnitt und die Bruchstücke eines
oder zweier weiterer Armringe mit blechförmigem
Stabquerschnitt vor. Die Ringe stehen in ihrer Ver-
zierung denen vom Typ Oldesloe nahe.
Die Hortfunde der Schmuckgarnitur Bahren-
dorf-Klein Hesebeck/Dörmte finden sich in einem
geschlossenen Verbreitungsgebiet, das südlich der
Elbe nur die östliche Lüneburger Heide und das
Hannoversche Wendland umfasst und nördlich des
Flusses das südliche Holstein östlich von Hamburg
(Laux 2000b, 131, Abb. 5). Untersucht man nun
aber die geographische Herkunft der in diesen
Hortfunden niedergelegten Fundstücke, dann zeich-
net sich ein deutlich differenzierteres Bild ab, da
neben heimischen Formen auch solche aus entfern-
teren Gebieten vertreten sind.
Die Haarknoten-Fibeln vom Typ Bahrendorf
sind hauptsächlich im Tal der Ilmenau und in dem
unmittelbar anschließenden Bereich nördlich der
Elbe verbreitet (Laux 1973, 22-24, Taf. 52). Es han-
delt sich dabei um Fibeln mit einer reich verzierten
trapezförmigen Bügelplatte, zwei größeren aufrecht
stehenden Fibelspiralen, die mit einem „eisernen“
Kreuzmuster verziert sind, und einer verhältnismä-
ßig großen Fibelnadel, die in einem Leierkopf aus-
läuft. Nicht nur die Herstellungsweise - die einzel-
nen Teile der Fibel wurden getrennt gefertigt und
durch nachträgliches Dazwischengießen miteinan-
der verbunden (Drescher 1953/55a, 26-34, Abb.
 
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