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Zusammenfassung und Ergebnis

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jeder anderen Frau. Auch dürften sich die Anzahl
und der unterschiedliche Stabquerschnitt (schmal
und breit, C- oder D-förmig) der verschiedenen
Ringsätze nach dem vorhandenen Rohmaterial ge-
richtet haben.
Der abnehmbare Schmuck, nämlich Haarkno-
ten- und Gewandfibeln, Rad- und Scheibennadeln,
Halskragen und verzierte Bronzescheiben mit un-
terseitiger Öse, wurde vermutlich in ortsgebunde-
nen Werkstätten gefertigt, was z.B. die Hortfunde
von Heitbrack, Gern. Emmendorf, Ldkr. Uelzen,
Hortfund I (KatNr. 144; Taf. 33-34,1-15), Bargfeld,
Gern. Gerdau, Ldkr. Uelzen (KatNr. 137; Taf. 41-
44, 15), und Wendisch Evern, Stadt Lüneburg,
Ldkr. Lüneburg (KatNr. 96; Taf. 46-47,1-5), nahe
legen. Hier wurden die genannten Schmuckstücke
zusammen mit Absatzbeilen und Lanzenspitzen ge-
borgen. Es handelt sich dabei um Händlerdepots.
Bemerkenswert ist, dass in diesen Hortfunden die
Haarknoten-Fibeln vom Typ Bahrendorf in Form
und Verzierung eine derartige Übereinstimmung
zeigen, dass sie sämtlich in einer einzigen Werkstatt
hergestellt worden sein müssen. Dieser Bronzegie-
ßer versorgte nicht nur das südliche Holstein, son-
dern auch die nordosthannoverschen Landkreise
Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg mit
seinen Produkten.
Einige Hortfunde der jungbronzezeitlichen Pe-
riode V, insbesondere aus dem Bereich der Stader
Geest und der östlichen Lüneburger Heide, zeigen
eine ähnliche Zusammensetzung wie entsprechen-
de Fundkomplexe aus Mecklenburg, Schleswig-
Holstein und Dänemark. Die Hortfunde der Grup-
pe Kronshagen-Deinstedt (Laux 2000b, 138, Abb.
6) folgen in ihrer Zusammenstellung anscheinend
bestimmten Regeln, denn immer wieder finden sich
große reich verzierte „Hängebecken“ der Periode V,
große glockenförmige Gürtelbuckel, tordierte Hals-
ringe mit ovalen Schmuckplatten und Spiralschei-
benverschluss oder solche mit Hakenenden, einfache
tordierte Halsringe mit Hakenenden, längsgerippte
Armstulpen mit eingehängten Klapperblechen, lan-
ge Armspiralen und Beinringe aus dünnem Bronze-
draht sowie große Bügelplattenfibeln vom Typ Oe-
rel in wechselnder Anzahl und Zusammenstellung.
Auch hier handelt es sich offensichtlich um Bruch-
erzhorte, die auch einige Fertigprodukte ent-
halten. Im Fund von Deinstedt, Ldkr. Rotenburg/
Wümme (KatNr. 124; Taf. 74-77), fanden sich die
Fundstücke, ausschließlich Teile des weiblichen
Trachtzubehörs, in einem „Hängebecken“ das mit
einem zweiten abgedeckt war. Die „Hängebecken“
waren von einem seitlichen Steinschutz umgeben.

Ein Teil der Fundstücke ist erst durch das Überfah-
ren mit Ackerfahrzeugen beschädigt worden, doch
andere sind offensichtlich schon beschädigt in den
Hortfund gelangt, was ältere Reparaturen belegen,
so die aufgeschobenen Muffen auf einem der tor-
dierten Halsringe mit Hakenverschluss. Ältere Be-
schädigungen zeigt auch eine der längsgerippten
Armstulpen, die nur noch in Bruchstücken vorhan-
den ist. Bei dem zweiten Exemplar sind die seitli-
chen Ösen für die Klapperbleche ausgebrochen und
auch die Bügelplattenfibel dürfte zerbrochen in den
Hortfund gelangt sein. Ähnlich reichhaltig zusam-
mengesetzt ist ein vergleichbarer Hortfund aus ei-
nem Moor bei Holtum Geest, Gern. Kirchlinteln,
Ldkr. Verden (KatNr. 167; Taf. 84-86,1-7). Auch
hier wurde einer der tordierten Halsringe durch
eine aufgeschobene Muffe schon in alter Zeit repa-
riert, von einem weiteren fehlt ein Teilstück. Die in
einem „Stoffsäckchen“ („Menschenhaar“) verwahr-
ten Fundstücke waren mit einem großen „Hängebe-
cken“ abgedeckt worden. Allerdings ist die Angabe
des Finders, dass die beiden längsgerippten Arm-
stulpen mit eingehängten Klapperblechen neben
dem „Hängebecken“ gestanden haben und zudem
noch eines der beiden mit dem Gürtelbuckel abge-
deckt war, wenig glaubwürdig, denn in einem Beu-
tel aus organischen Material hätten wohl sämtliche
Fundstücke Platz gefunden. Hier dürfte - wie bei
einigen anderen Funden auch - das Moor über den
an seinem Rande versteckten Hortfund hinwegge-
wachsen sein. Für das Depot eines Händlers spricht
auch das Tüllenbeil mit Rippenornament aus die-
sem Fundkomplex. Aus dem ebenfalls mit einem
„Hängebecken“ verbundenen Hortfund von Oerel,
Ldkr. Rotenburg/Wümme (KatNr. 126; Taf. 80), lie-
gen nur beschädigte Fundstücke vor, wobei nicht
ersichtlich ist, ob es sich um alte oder neuere Be-
schädigungen handelt. Die Fundstücke aus dem
Hortfund von Franzenburg, Stadt Cuxhaven, Ldkr.
Cuxhaven (KatNr. 11; Taf. 78-79), setzen sich aus
drei tordierten Halsringen und einer Bügelplatten-
fibel vom Typ Oerel zusammen. Von den beiden tor-
dierten Halsringen mit ovalen Schmuckplatten und
Hakenverschluss ist der eine mit Hilfe von zwei
tonnenförmigen Muffen repariert worden. Der Hort-
fund von Teyendorf, Gern. Rosche, Ldkr. Uelzen
(KatNr. 156; Taf. 81-83,1), ist schwer zu beurteilen,
da alle Fundstücke nur bruchstückhaft erhalten
sind. Vermutlich liegt auch hier ein Brucherzfund
vor. Zu der Gruppe Kronshagen-Deinstedt zählt
auch der der Hortfund von Barum, Ldkr. Lüneburg
(KatNr. 87; Taf. 87-89,1-2), dessen Fundstücke in
einer Tasse vom Typ Stillfried-Hostomice niederge-
 
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