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Gebers, Wilhelm
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (5): Die Siedlungskeramik — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.68718#0161
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Typologische Auswertung der Gefäßgattungen, Gefäßtypen, Sonderformen und Sachgruppen

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3.29 Typ 186: Hohe Henkeltasse
Der Typ 186 ist definiert als hohe Tasse mit einem
hals- schulterständigen Henkel, leicht ausladendem
Rand, steiler, fast senkrechter Schulter, langbogigem
Umbruch im unteren Drittel der Gefäßhöhe. Der
Gefäßboden von diesem nur einmal belegten Typ
ist nicht erhalten (Abb. 118).


Abb. 118 Hohe Henkel-
tasse Typ 186 o. M. (Zeich-
nung: A. Michalak, NLD)

Randdurchmesser: Mit 10cm Randdurchmesser wird
der Nutzungsbereich als Tasse wahrscheinlich.
Wandstärke: Die Wandstärke erreicht maximal 5mm.
Magerung: Die Magerung ist feinsandig.
Tonfarben außen, innen und im Bruch: Die Außen-
und Innenwandung sowie die Bruchfarbe sind
schwarz, so dass dieses Gefäß nicht im offenen
Feldbrand, sondern nur unter kontrollierten Bedin-
gungen, in einem Keramikbrennofen, reduzierend
gebrannt wurde.
Tonüberfänge und Oberflächenverarbeitung: Die
Tasse ist an der Außen- und Innenwandung engobiert
und beidseitig geglättet.
Randform: Als Rand ist die Randform 196 belegt.
Bodenform: Die Form des Bodens ist unbekannt
(nicht erhalten).
Ziertechnik: Breite Glättrillen im Bereich des Hen-
kelansatzes.
Ziermuster: Horizontale und vertikale Linienmuster.
Verzierungsträger: Soweit erhalten befindet sich
die Verzierung auf der Schulter und reicht wohl bis
zum Umbruch.
Handhaben: Als Handhabe ist der gesattelte Stab-
henkel des Typs 8 belegt.
Funktionsmerkmale und Gebrauchsspuren: Funk-
tionsmerkmale und Gebrauchsspuren sind keine
vorhanden.
Funktion: Henkeltasse zum Verzehr von Flüssig-
keiten.
Datierung: Völkerwanderungszeit.
Deutung und Zusammenfassung: Die Wandstärke

von 5mm, die feinsandige Magerung, die Engobe
als Überfang, die beidseitige Glättung bis hin zur
Verzierung sprechen für die hohe Qualität dieses
Einzelstücks. Im Unterschied zu vielen anderen
Gefäßen scheint diese Tasse in einem Keramikbren-
nofen unter kontrollierten Verhältnissen reduzierend
gebrannt zu sein. Die Verzierungstechnil< besteht aus
breiten Glättstreifen, die als Muster in horizontaler
und vertikaler Anordnung auf der Tasse angebracht
sind. Form und Größe entsprechen durchaus unserem
heutigen funktionalen Anspruch an eine Tasse. Ihr
Vorkommen in Rullstorf ist auf die Völkerwande-
rungszeit begrenzt.
[Abbildungsnachweis: Gebers 2015, Taf. 307,06].
3.30 Typ 188: Kochtopf mit Innenhenkeln
Der Typ 188 ist definiert als weitmundiger Topf mit
leicht geschweifter Wandung und Innenhenkeln. Das
Gefäß hat einen kurzen, leicht ausbiegenden Rand,
eine steile Schulter und einen langbogig gerundeten
Umbruch in der Hälfte (?) der Gefäßhöhe. Das Unter-
teil dieses Gefäßes ist nicht erhalten (Abb. 119). Es
gibt nur einen Beleg.


Abb. 119 Kochtopf mit Innenhenkel Typ 188 o. M. (Zeichnung: A.
Michalak, NLD)

Randdurchmesser: Es handelt sich um ein dreiglied-
riges Gefäß (Topf), mit einem Randdurchmesser von
26cm, der in seiner Grundform im Wesentlichen mit
dem Topf Typ 546 übereinstimmt. Abweichend von
dem genannten Topf Typ 546 ist der Typ 188 mit
Innenhenkeln ausgestattet, die ihn mit seiner beson-
deren Funktion als Kochtopf ausweisen (Gebers
2015, Taf. 468,11).
Wandstärke: Mit 10 mm Wandstärke liegt er etwa
in dem Bereich, der auch für den Kochtopf vom Typ
184 anzunehmen ist.
Magerung: Das Gefäß ist mit Zuschlägen der Stufe4
gemagert.
Tonfarbe: Außen- Innenwand- und Bruchfarbe sind
 
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