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Harck, Ole
Nordostniedersachsen vom Beginn der jüngeren Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter ([Hauptbd.]) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1972

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III. Die Besiedlungskonstanz in den Einzellandschaften
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https://doi.org/10.11588/diglit.65520#0100
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3. Landschaftliche Einheiten

Das zur Verfügung stehende Quellenmaterial kann mit Hilfe der bereits besprochenen
Chronologie in brauchbare Zeitgruppen gegliedert werden. Daraus ergibt sich für die
einzelnen Fundstellen die Möglichkeit, die Belegungsspanne bei Gräberfeldern und die
Dauer der Siedlungsplätze zu ermitteln. Aus der Kontinuität eines einzelnen Fund-
platzes auch die Besiedlungskonstanz für weite Gebiete ableiten zu wollen, erscheint
unzulässig, zumal die Überlieferung bei den meisten Fundstellen lückenhaft ist und oft
allein auf der Sammeltätigkeit einzelner beruht. Wiederholt sich aber die bei einer Fund-
stelle beobachtete Besiedlungs- oder Belegungsdauer bei einer Vielzahl in einem „natür-
lichen" Siedlungsraum, dann allerdings besteht die Wahrscheinlichkeit wirklichkeitsnaher
Relationen. Bei der anschließenden Darstellung ist von vornherein zu betonen, daß die
heutige Materialkenntnis durch systematische Geländebegehung und Grabungstätigkeit
geändert werden kann und daher die im folgenden dargelegten Ergebnisse nur als Deu-
tung des im Augenblick vorhandenen Fundstoffs angesehen werden darf.
Das Untersuchungsgebiet wurde in acht Kleinlandschaften aufgeteilt (Karte 2). Es sind
dies einerseits Flußtäler (Luhetal [I], Ilmenautal [II], Neetze- und Kateminer-Bachtal [III]),
andererseits aber auch die Elbmarschzone zwischen Lauenburg und dem Lüneburger
Land (IV). Das Jeetzeltal mußte wegen der speziellen landschaftlichen Situation in
mehrere Teilgebiete untergliedert werden. Die Westhälfte, der Drawehn und die Göhrde
mit ihren Höhenlagen, Tälern und Bächen bildet einen zusammenhängenden Besiedlungs-
raum (V) 468. Die aus der flachen Flußmarsch östlich von Lüchow emporragenden insel-
artigen Höhen, der Lemgo, der Öring und die Kolborner Höhe, gleichen sich sowohl in
ihrer topographischen Struktur als auch in ihrem geologischen Aufbau (VI) 469. Das um-
grenzende Niederungsgebiet (VII a), eine weiter östlich gelegene große bewaldete Sander-
fläche (VII b) und die Randzone des Elbtales mit der fundleeren Elbmarsch (VII c) lassen
sich zu einer weiteren Kleinlandschaft zusammenfassen. Völlig isoliert liegt im Osten die
Diluvialinsel des Höhbecks (Villa) 470, umgeben von einem Niederungsgebiet (VIII b),
das teils aus Flußmarsch der Elbe und Seege, teils aus flachen, sandigen Anhöhen be-
steht. Der Südteil des Kreises Herzogtum Lauenburg (IX) wurde in diesem Zusammen-
hang nicht erfaßt471.
4. Materialvorlage

Bei der folgenden Materialvorlage wurde allein auf solche Fundstellen Rücksicht ge-
nommen, die eine seßhafte Bevölkerung belegen können, also Gräberfelder und Sied-
lungsplätze. Fundgattungen ohne Beziehungen zur stetigen Besiedlungsentwicklung, wie
zum Beispiel Hort- und Einzelfunde, sind in der Untersuchung nicht aufgeführt worden.
Die auf die örtliche Kontinuität zielende entscheidende Frage wird vom Gewicht des
verfügbaren Materials gestellt: Sind nur wenige typische Stücke mehrerer aufeinander-
folgender Perioden bekannt oder wird der eine Zeitabschnitt durch reichhaltiges Fundgut
vertreten, der folgende dagegen nur durch einen einzigen charakteristischen Fund, läßt
sich in diesen immer wiederkehrenden Fällen dann überhaupt von „Kontinuität" spre-
chen? Bei jeder Untersuchung dieser Art werden Datierungsfehler vorkommen. Bei der
Beurteilung eines einzelnen Fundplatzes mögen sie tatsächlich bedeutsam sein. Aber bei
der Betrachtung einer abgeschlossenen Landschaft lassen sich häufig mehrere Fundstellen

468 Die gleiche Einteilung des Jeetzeltales findet man auch bei E. Schrader, 1957, Nr. 77.
469 T. Capelle, H. Jankuhn und G. Voelkel, 1962, S. 61, Abb. 1.
470 Karte bei R. Grenz, 1961, Taf. 21.
471 K. Kersten, 1951.

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