Schuchhardt und Sprockhoff haben die frühmittelalterlichen Quellen auch nach geogra-
phischen Gesichtspunkten zu interpretieren versucht: Die in der Textstelle aus dem Jahre
789 erwähnten zwei Brücken, deren eine an beiden Enden befestigt war, werden einerseits
am alten Elbübergang zwischen dem Höhbeck (bei Pevestorf) und Lenzen (befestigt),
andererseits an einer Stelle entlang der Seege vermutet (unbefestigt) 648. Die topogra-
phische Lage zwingt in der Tat zu einer zweigliedrigen Brückenanlage, um einer Befesti-
gung auf dem Höhbeck Bedeutung zu verleihen. Schuchhardt erwähnt in diesem Zusam-
menhang, die Elbe sei nur an drei Stellen passierbar, bei Artlenburg, am Höhbeck und
bei Magdeburg649. An der ersten und letzten Stelle lagen im frühen Mittelalter Handels-
plätze: Bardowick und Magdeburg. Die Lage der im Diedenhofer Capitular genannten
Örtlichkeit Schezla, einer dritten Station für den Handel mit den Slawen, ist bis heute
unbekannt geblieben. Die Nachricht aus dem Jahre 789 besagt nur, daß die Brücken an
der Elbe lagen: Eine gleiche Situation wie die am Höhbeck gibt es zum Beispiel auch bei
Artlenburg nördlich von Bardowick, wo man zunächst die Neetze passieren muß, bevor
man zur Elbe gelangt. An dieser Stelle liegen auf beiden Seiten der Elbe Befestigungen
späterer Zeit unmittelbar an der Übergangsstelle 650. Eine solche Lage wäre auch bei den
beiden befestigten Endpunkten der karolingischen Anlage zu vermuten, dies kann aber
aus topographischen Gründen nicht beim Höhbeck (Vietze) der Fall gewesen sein.
Wie sehen die Grabungsbefunde am Kastell bei Vietze aus? Die Grabungen C. Schuch-
hardts ergaben einerseits Hausgrundrisse (Torhaus) und Verfärbungen von Blockbauten
nach „Römerart"651. Kontrollgrabungen durch E. Sprockhoff haben diesen Befund - im
Gegensatz zur Toranlage - nicht verifizieren können652. Andererseits fand man bei den
Grabungen 1897 und 1920 Scherben, die nach Schuchhardt teils fränkischer, teils slawi-
scher Herkunft waren653. Das Fundmaterial, das eine fränkische Besatzung um 810 hätte
belegen können, ist nur in der Literatur erwähnt, niemals aber abgebildet worden, im
Unterschied zur vorgeschichtlichen Tonware und den slawischen Scherben der
Gruppen A/B.
Nach dem Kriege hat E. Sprockhoff wiederholt in der Vietzer Schanze gegraben654.
Dabei wurde im Innenraum der rechteckigen Wallanlage ein Pfostenhaus mit Herdplatz
gefunden655. Der Bau war nicht nach der Wallanlage ausgerichtet. Die Scherben datieren
das Haus in die mittlere und späte vorrömische Eisenzeit. Das Material ergibt somit einen
terminus post quem für die gesamte Anlage656. Gleichartige Scherben lagen nach den
Ausführungen Sprockhoffs in Gruben unter dem aus Holz und Erde erbauten Wall657.
Das bisher veröffentlichte frühgeschichtliche Fundmaterial gehört in die slawische Sied-
lungsphase. Aus der Nähe des Tores stammen wellenbandverzierte Scherben658, aus einer
Abfallgrube gurtfurchenverzierte Ware und ein Messerbeschlag aus Bronze659. Sprockhoff
648 C. Schuchhardt, 1924, S. 58-59,
649 C. Schuchhardt, 1924, S. 56-57.
650 über Artlenburg und Ertheneburg: H. Verhey, 1958,S. 15; A. v. Oppermann und C. Schuchhardt, 1888-1916,
Tat. 64, S. 90; W. Hübener, 1952, S. 112 ff. mit älterer Literatur.
651 C. Schuchhardt, 1924, S. 61; E. Sprockhoff, 1958 (a),S. 525,
652 E. Sprockhoff, 1958 (a), S. 518 ff.
653 c. Schuchhardt, 1921, S. 140 ff., Abb. 1-2.
654 E. Sprockhoff, 1955, S. 50 ff.; E. Sprockhoff, 1958 (a), S. 518 ff.; E. Sprockhoff, 1958, S. 229 ff.; E. Sprockhoff,
1966, S. 212 ff., besonders S. 217 ff.
655 e. Sprockhoff, 1958 (a), Abb. 2; E. Sprockhoff, 1958, Abb. 1.
656 E. Sprockhoff, 1958, S. 229 ff., Abb. 2 (Nr. 12 wäre in die mittlere, Nr. 5, 7, 10, 13, 14, 17 in die späte vor-
römische Eisenzeit zu datieren. Das übrige Material kann derzeit nicht näher eingeordnet werden).
657 E. Sprockhoff, 1958 (a), S. 529.
658 c. Schuchhardt, 1921, Abb. 2.
659 R. Grenz, 1961, S. 37, Taf. 6, 20; Taf. 7, 27.
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phischen Gesichtspunkten zu interpretieren versucht: Die in der Textstelle aus dem Jahre
789 erwähnten zwei Brücken, deren eine an beiden Enden befestigt war, werden einerseits
am alten Elbübergang zwischen dem Höhbeck (bei Pevestorf) und Lenzen (befestigt),
andererseits an einer Stelle entlang der Seege vermutet (unbefestigt) 648. Die topogra-
phische Lage zwingt in der Tat zu einer zweigliedrigen Brückenanlage, um einer Befesti-
gung auf dem Höhbeck Bedeutung zu verleihen. Schuchhardt erwähnt in diesem Zusam-
menhang, die Elbe sei nur an drei Stellen passierbar, bei Artlenburg, am Höhbeck und
bei Magdeburg649. An der ersten und letzten Stelle lagen im frühen Mittelalter Handels-
plätze: Bardowick und Magdeburg. Die Lage der im Diedenhofer Capitular genannten
Örtlichkeit Schezla, einer dritten Station für den Handel mit den Slawen, ist bis heute
unbekannt geblieben. Die Nachricht aus dem Jahre 789 besagt nur, daß die Brücken an
der Elbe lagen: Eine gleiche Situation wie die am Höhbeck gibt es zum Beispiel auch bei
Artlenburg nördlich von Bardowick, wo man zunächst die Neetze passieren muß, bevor
man zur Elbe gelangt. An dieser Stelle liegen auf beiden Seiten der Elbe Befestigungen
späterer Zeit unmittelbar an der Übergangsstelle 650. Eine solche Lage wäre auch bei den
beiden befestigten Endpunkten der karolingischen Anlage zu vermuten, dies kann aber
aus topographischen Gründen nicht beim Höhbeck (Vietze) der Fall gewesen sein.
Wie sehen die Grabungsbefunde am Kastell bei Vietze aus? Die Grabungen C. Schuch-
hardts ergaben einerseits Hausgrundrisse (Torhaus) und Verfärbungen von Blockbauten
nach „Römerart"651. Kontrollgrabungen durch E. Sprockhoff haben diesen Befund - im
Gegensatz zur Toranlage - nicht verifizieren können652. Andererseits fand man bei den
Grabungen 1897 und 1920 Scherben, die nach Schuchhardt teils fränkischer, teils slawi-
scher Herkunft waren653. Das Fundmaterial, das eine fränkische Besatzung um 810 hätte
belegen können, ist nur in der Literatur erwähnt, niemals aber abgebildet worden, im
Unterschied zur vorgeschichtlichen Tonware und den slawischen Scherben der
Gruppen A/B.
Nach dem Kriege hat E. Sprockhoff wiederholt in der Vietzer Schanze gegraben654.
Dabei wurde im Innenraum der rechteckigen Wallanlage ein Pfostenhaus mit Herdplatz
gefunden655. Der Bau war nicht nach der Wallanlage ausgerichtet. Die Scherben datieren
das Haus in die mittlere und späte vorrömische Eisenzeit. Das Material ergibt somit einen
terminus post quem für die gesamte Anlage656. Gleichartige Scherben lagen nach den
Ausführungen Sprockhoffs in Gruben unter dem aus Holz und Erde erbauten Wall657.
Das bisher veröffentlichte frühgeschichtliche Fundmaterial gehört in die slawische Sied-
lungsphase. Aus der Nähe des Tores stammen wellenbandverzierte Scherben658, aus einer
Abfallgrube gurtfurchenverzierte Ware und ein Messerbeschlag aus Bronze659. Sprockhoff
648 C. Schuchhardt, 1924, S. 58-59,
649 C. Schuchhardt, 1924, S. 56-57.
650 über Artlenburg und Ertheneburg: H. Verhey, 1958,S. 15; A. v. Oppermann und C. Schuchhardt, 1888-1916,
Tat. 64, S. 90; W. Hübener, 1952, S. 112 ff. mit älterer Literatur.
651 C. Schuchhardt, 1924, S. 61; E. Sprockhoff, 1958 (a),S. 525,
652 E. Sprockhoff, 1958 (a), S. 518 ff.
653 c. Schuchhardt, 1921, S. 140 ff., Abb. 1-2.
654 E. Sprockhoff, 1955, S. 50 ff.; E. Sprockhoff, 1958 (a), S. 518 ff.; E. Sprockhoff, 1958, S. 229 ff.; E. Sprockhoff,
1966, S. 212 ff., besonders S. 217 ff.
655 e. Sprockhoff, 1958 (a), Abb. 2; E. Sprockhoff, 1958, Abb. 1.
656 E. Sprockhoff, 1958, S. 229 ff., Abb. 2 (Nr. 12 wäre in die mittlere, Nr. 5, 7, 10, 13, 14, 17 in die späte vor-
römische Eisenzeit zu datieren. Das übrige Material kann derzeit nicht näher eingeordnet werden).
657 E. Sprockhoff, 1958 (a), S. 529.
658 c. Schuchhardt, 1921, Abb. 2.
659 R. Grenz, 1961, S. 37, Taf. 6, 20; Taf. 7, 27.
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