Im Feldzug des Jahres 358 wurden die aufständischen sarmatischen Stämme besiegt;
Zizais, der König des sarmatischen Stammbundes, bietet seine Unterwerfung an2 5 5. Erst für
das Jahr 374 wird dann wieder von einem Einfall von Quaden und Sarmaten in die Provinz
Pannonien berichtet. Damals, so schreibt Ammian2 56, sei die Tochter des Constantius fast in
die Hände der Barbaren gefallen. Sie befand sich gerade auf der Reise, um mit Gratian
verlobt zu werden und hatte ungefähr 35 km von Sirmium entfernt bei dem Landgut Prista
haltgemacht, als der Einbruch der sarmatischen und quadischen Reiter erfolgte; nur weil
Messalla, der Statthalter der Provinz, einen Wagen und schnelle Pferde zur Hand hatte, sei
die Flucht gelungen.
„Durch diesen glücklichen Zufall wurde die Prinzessin der Gefahr erbärmlicher Knecht-
schaft entrissen. Wenn im Fall ihrer Gefangennahme ihr Rückkauf nicht hätte erreicht
werden können, so hätte dieser Umstand dem Staat schweren Nachteil gebracht. Die Quaden
und Sarmaten, zu Raub und Wegelagerei besonders befähigte Volksstämme, dehnten ihre
Streifzüge weiter aus, schleppten Beute an Männern, Frauen und Vieh fort, voller Jubel über
die zu Asche verbrannten Gutshöfe und die Leiden der erschlagenen Einwohner, die sie
schonungslos vernichteten, ohne daß jene sich dessen versahen. Über alle Gebiete in der
Nähe breitete sich die Furcht vor ähnlichem Unheil aus . . . ,“255 256 257 258 259
Im Frühjahr des folgenden Jahres war Valentinian aus Trier nach Carnuntum aufgebro-
chen. Dort rüstete er die Sommermonate über zum Krieg gegen die Quaden und Sarmaten.
Im Herbst führte er eine Strafexpedition durch und zwang die Stämme zum Waffenstill-
stand. Ende des Jahres 375 wird ihre Unterwerfung entgegengenommen.
Der Bericht des Ammian beleuchtet die Lage der Provinz, ihrer Bewohner, nicht weit
vom Donau-Limes und die jenseits des Stromes lebenden Quaden und Sarmaten. Er zeigt,
wie plötzlich und mit welcher Geschwindigkeit Einfälle und verheerende Raubzüge erfolgen
konnten. Sie dürften in vielen Fällen der Anlaß gewesen sein, Geld, Schmuck und andere
Wertsachen — wenn man noch dazu kam — im Boden zu verstecken. Er zeigt ferner die
rasche römische Reaktion. Beute wurde auf beiden Seiten gemacht, und die Römer gingen
nicht minder grausam vor, als ihre Feinde (wie es in Ammians Bericht über die Strafexpedi-
tion klar zum Ausdruck kommt).
Aus welchem Grunde die Vergrabung des Schatzes von Laatzen erfolgt ist, läßt sich
nicht bestimmen. Der Befund legt es nahe, anzunehmen, daß doch ein Zusammenhang mit
einer Siedlung besteht2 58. Daß Gefäß und Münzen nicht zufällig in dieser Gegend in die Erde
kamen, darauf könnte, wie bei Lashorst möglicherweise Destel, das Gräberfeld „Laatzen II“
bei Laatzen hindeuten, ein Friedhof2 5 9, der jedenfalls Wohnplätze in nicht allzugroßer Ent-
fernung voraussetzt. (Siehe oben Abb. 1) Das neugefundene Drehscheibengefäß von Reden
(Siehe oben Abb. 2 b) unterstützt diese Annahme.
255 Die historische Entwicklung findet sich skizziert bei S. Soproni, A Mora Ferenc Mtizeum fivkönyve, Szeged, 1969,2,
S. 117 ff. (124), im Zusammenhang mit der topographischen Untersuchung der sogenannten Längswälle in der ungari-
schen Tiefebene östlich der Theiß. Vgl. ebenso S. Soproni, Beih. d. Bonner Jhb. 19, 1967, 138.
Siehe auch A. Möscy, RE Suppl.-Bd. IX (1962), 573 ff.
256 Ammianus XXIX, 6, 7.
257 Ammianus XXIX, 6, 8 (ed. W. Seyfarth, Ammianus Marcellinus Römische Geschichte — Lateinisch und Deutsch und
mit einem Kommentar versehen, Schriften und Quellen der Alten Welt, 21, 4, Berlin 1971.)
Über den raublustigen Charakter der Sarmaten siehe bei A. Alföldi, Archaeologiai Ertesitö 1941, 40 ff. (44).
258 Schatzfunde aus Siedlungen sind selten bezeugt. Der Schatz spätrömischer Goldmünzen von Ellerbeck steckte in einer
bronzenen „Sparbüchse“ unter den Resten eines gewaltsam durch Feuer zerstörten Hauses. (Siehe P. Berghaus, Die
Kunde NF 7,1956, 30 ff.)
Auch der Denarschatz von Ginderup, Jütland, stammt aus einer Siedlung. (Siehe J. Balling, NNÄ 1963, 5 ff. und H.
Kjaer, Fra Nationalmuseets Arbejdsmark 1928, 7 ff.).
259 W. Nowothnig, Brandgräber der Völkerwanderungszeit im südlichen Niedersachsen (1964) 107 f. „Aus den Fund-
notizen ist nicht zu ersehen, ob der Friedhof auf dem Baugelände überhaupt vollständig erfaßt worden ist.“
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Zizais, der König des sarmatischen Stammbundes, bietet seine Unterwerfung an2 5 5. Erst für
das Jahr 374 wird dann wieder von einem Einfall von Quaden und Sarmaten in die Provinz
Pannonien berichtet. Damals, so schreibt Ammian2 56, sei die Tochter des Constantius fast in
die Hände der Barbaren gefallen. Sie befand sich gerade auf der Reise, um mit Gratian
verlobt zu werden und hatte ungefähr 35 km von Sirmium entfernt bei dem Landgut Prista
haltgemacht, als der Einbruch der sarmatischen und quadischen Reiter erfolgte; nur weil
Messalla, der Statthalter der Provinz, einen Wagen und schnelle Pferde zur Hand hatte, sei
die Flucht gelungen.
„Durch diesen glücklichen Zufall wurde die Prinzessin der Gefahr erbärmlicher Knecht-
schaft entrissen. Wenn im Fall ihrer Gefangennahme ihr Rückkauf nicht hätte erreicht
werden können, so hätte dieser Umstand dem Staat schweren Nachteil gebracht. Die Quaden
und Sarmaten, zu Raub und Wegelagerei besonders befähigte Volksstämme, dehnten ihre
Streifzüge weiter aus, schleppten Beute an Männern, Frauen und Vieh fort, voller Jubel über
die zu Asche verbrannten Gutshöfe und die Leiden der erschlagenen Einwohner, die sie
schonungslos vernichteten, ohne daß jene sich dessen versahen. Über alle Gebiete in der
Nähe breitete sich die Furcht vor ähnlichem Unheil aus . . . ,“255 256 257 258 259
Im Frühjahr des folgenden Jahres war Valentinian aus Trier nach Carnuntum aufgebro-
chen. Dort rüstete er die Sommermonate über zum Krieg gegen die Quaden und Sarmaten.
Im Herbst führte er eine Strafexpedition durch und zwang die Stämme zum Waffenstill-
stand. Ende des Jahres 375 wird ihre Unterwerfung entgegengenommen.
Der Bericht des Ammian beleuchtet die Lage der Provinz, ihrer Bewohner, nicht weit
vom Donau-Limes und die jenseits des Stromes lebenden Quaden und Sarmaten. Er zeigt,
wie plötzlich und mit welcher Geschwindigkeit Einfälle und verheerende Raubzüge erfolgen
konnten. Sie dürften in vielen Fällen der Anlaß gewesen sein, Geld, Schmuck und andere
Wertsachen — wenn man noch dazu kam — im Boden zu verstecken. Er zeigt ferner die
rasche römische Reaktion. Beute wurde auf beiden Seiten gemacht, und die Römer gingen
nicht minder grausam vor, als ihre Feinde (wie es in Ammians Bericht über die Strafexpedi-
tion klar zum Ausdruck kommt).
Aus welchem Grunde die Vergrabung des Schatzes von Laatzen erfolgt ist, läßt sich
nicht bestimmen. Der Befund legt es nahe, anzunehmen, daß doch ein Zusammenhang mit
einer Siedlung besteht2 58. Daß Gefäß und Münzen nicht zufällig in dieser Gegend in die Erde
kamen, darauf könnte, wie bei Lashorst möglicherweise Destel, das Gräberfeld „Laatzen II“
bei Laatzen hindeuten, ein Friedhof2 5 9, der jedenfalls Wohnplätze in nicht allzugroßer Ent-
fernung voraussetzt. (Siehe oben Abb. 1) Das neugefundene Drehscheibengefäß von Reden
(Siehe oben Abb. 2 b) unterstützt diese Annahme.
255 Die historische Entwicklung findet sich skizziert bei S. Soproni, A Mora Ferenc Mtizeum fivkönyve, Szeged, 1969,2,
S. 117 ff. (124), im Zusammenhang mit der topographischen Untersuchung der sogenannten Längswälle in der ungari-
schen Tiefebene östlich der Theiß. Vgl. ebenso S. Soproni, Beih. d. Bonner Jhb. 19, 1967, 138.
Siehe auch A. Möscy, RE Suppl.-Bd. IX (1962), 573 ff.
256 Ammianus XXIX, 6, 7.
257 Ammianus XXIX, 6, 8 (ed. W. Seyfarth, Ammianus Marcellinus Römische Geschichte — Lateinisch und Deutsch und
mit einem Kommentar versehen, Schriften und Quellen der Alten Welt, 21, 4, Berlin 1971.)
Über den raublustigen Charakter der Sarmaten siehe bei A. Alföldi, Archaeologiai Ertesitö 1941, 40 ff. (44).
258 Schatzfunde aus Siedlungen sind selten bezeugt. Der Schatz spätrömischer Goldmünzen von Ellerbeck steckte in einer
bronzenen „Sparbüchse“ unter den Resten eines gewaltsam durch Feuer zerstörten Hauses. (Siehe P. Berghaus, Die
Kunde NF 7,1956, 30 ff.)
Auch der Denarschatz von Ginderup, Jütland, stammt aus einer Siedlung. (Siehe J. Balling, NNÄ 1963, 5 ff. und H.
Kjaer, Fra Nationalmuseets Arbejdsmark 1928, 7 ff.).
259 W. Nowothnig, Brandgräber der Völkerwanderungszeit im südlichen Niedersachsen (1964) 107 f. „Aus den Fund-
notizen ist nicht zu ersehen, ob der Friedhof auf dem Baugelände überhaupt vollständig erfaßt worden ist.“
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